Zwei Pflegefachfrauen erzählen uns aus ihrem Arbeitsalltag– man spürt: Beide lieben ihren Beruf
VOLKSDORF Pflege betrifft uns alle, von der Geburt bis zum Sterbebett. Ist man topfit, denkt man nicht daran, aber schon beim kürzesten stationären Krankenhausaufenthalt lernt man professionelle und zugewandte Pflege sehr schnell zu schätzen. Es gibt viele unterschiedliche Formen der Pflege für die unterschiedlichen Lebenslagen. Wir haben mit zwei Pflegefachfrauen des ambulanten Dienstes an der Albertinen Residenz am Wiesenkamp über ihre Berufswahl und ihren Dienst gesprochen. Passend zum Tag der Pflegenden am 12. Mai.
Von Matthias Damm
Der Internationale Tag der Pflegenden erinnert an Florence Nightingale, die am 12. Mai 1820 zur Welt kam und als Gründerin der modernen Krankenpflege gilt. Ihr ist es zu verdanken, dass durch die Einführung hygienischer Maßnahmen, Zuwendung und gesundes Essen bereits Mitte des 19. Jahrhunderts viele Kranke genesen konnten. Ihr Credo „Immer die Hände waschen“ war damals neu in der Krankenpflege – seit Pandemiebeginn vor einem Jahr wurde diese Selbstverständlichkeit wieder hochaktuell.
Mehr Aufmerksamkeit liegt auf dem Beruf
Vorsichtsmaßnahmen auch in der Albertinen Residenz am Wiesenkamp: Besuche nur nach telefonischer Anmeldung, Fiebermessen am Empfang, Besuchszettel ausfüllen, AHA-Regeln. Die Pflegefachfrauen Nicole Baer (38) und Kathrin Kleine-Vennekate (23) warten schon, um mehr über ihre Berufswahl und den Tagesablauf zu erzählen. Nicole Baer freut sich, dass durch Corona die Aufmerksamkeit für die Pflegebranche deutlich gestiegen ist: „Ich wollte genau diesen Beruf, Menschen zu helfen mag ich einfach sehr. Meine Ausbildung habe ich im Krankenhaus gemacht, dann folgten einige Jahre in der ambulanten Pflege und nun bin ich seit drei Jahren hier in der Residenz.“ Nicole Baer ist wie ihre Kollegin Kathrin Kleine-Vennekate für die ambulante Versorgung der pflegebedürftigen Bewohner zuständig. Gearbeitet wird im Früh, Spät- und Nachtschichtdienst, jeweils acht Stunden, wobei die Zahl der Patienten ja nach Umfang der Pflege schwankt. „Wir haben hier in der Residenz am Wiesenkamp ausreichend Zeit für jede Person, wobei es mal nur eine Medikamentengabe ist, mal die große Pflege mit Waschen, Temperatur messen, Mobilisieren oder Injektionen setzen“, sagt Kathrin Kleine-Vennekate. „Darüber hinaus registrieren wir im Gespräch und mit geschultem Blick, ob unsere Patienten sich verändern und anders reagieren, was möglicherweise auf eine beginnende Demenz hindeuten könnte.“
Zuwendung, Empathie, eine gemeinsame Tasse Kaffee und der typisch hamburgische Klönschnack: Kommunikation und die Wahrnehmung ihrer Interessen ist für viele Patienten oft das Wichtigste. Dabei wird man als Pflegefachkraft durch die Nähe und Vertrautheit zu einer Art Familienmitglied, besonders, wenn es keine Angehörigen gibt, oder diese nur selten zu Besuch kommen können. Nimmt man die Sorgen und das Leid der Patienten mit nach Hause? Nicole Baer und Kathrin Kleine-Vennekate sind da einer Meinung: Es beschäftigt sie auch nach Dienst, aber es ist keine Belastung. Auch die Begleitung bis zum Tod gehört dazu, das ist für die beiden Pflegefachfrauen selbstverständlich und im wahrsten Sinne „Handarbeit“, so Nicole Baer
„Hände halten ist ganz wichtig“
„Hände halten ist ganz wichtig, manchmal entspannender als viele Worte. Dieses vielseitig gute Gefühl, helfen zu können, macht unseren Beruf einmalig. Wir unterstützen dabei, ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben in Würde führen können.“ Die Ressourcen des Pflegebedürftigen wiederherzustellen oder zu erhalten, fordert neben Empathie und Engagement viel Wissen, Erfahrung und Souveränität. Drei Jahre dauert die Ausbildung, wer mag, lernt die Grundanforderungen schon in einem Schülerpraktikum kennen.
„Wer sich für diesen Job interessiert, sollte ihn lieben und mit Herz und Seele dabei sein, sonst wird das nichts“, gibt Nicole Baer als Rat weiter. Der ambulante Pflegedienst sei nicht mit der gerade in Corona-Zeiten besonders starken Belastung auf Intensivpflegestationen im Krankenhaus vergleichbar. „Stress gibt es hier auch, aber das ist völlig normal – und in welchem Beruf gibt es den nicht?“, so Baer. Kathrin Kleine-Vennekate sagt: „Einen Schreibtischjob wollte ich nie, ich liebe diesen lebendigen Beruf mit täglich neuen Eindrücken. Ich gehe in meinen Dienst mit professioneller Routine, die allerdings nie Alltag wird.“
Last modified: 11. Mai 2021