„Tante Sophie‘s Nichten“ machen Neues aus Altem
VOLKSDORF Sinah Röh und Ann-Katrin Storr sind Schwestern im Geiste und gelernte Maßschneiderinnen. In ihrem Laden „Tante Sophie‘s Nichten“ im Bahnhof Buckhorn fertigen sie aus Stoffspenden Neues – Bekleidung und Nützliches für den Alltag. Ihr Ziel: die Abkehr von Wegwerfartikeln. Corona machte ihrer Neugründung einen fetten Strich durch die Rechnung – jetzt starten sie wieder durch!
Die wunderbare Welt von „Tante Sophie‘s Nichten“ im denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude ist klein – 45 Quadratmeter auf zwei Ebenen, unten der Laden, auf der Empore die winzige Werkstatt. Das Kleinod, das mal einen Kiosk beherbergte, ist schwierig zu finden. „Wir sagen den Anrufern immer: vor dem Fahrkartenautomat rechts“, lacht Ann-Katrin Storr, die das Lädchen zusammen mit ihrer Freundin Sinah Röh betreibt. Kennengelernt haben sich die beiden in der ökumenischen Eastside-Gemeinde in Farmsen. In Gesprächen stellten sie schnell fest, dass sie die Philosophie des Upcyclings, also aus Altem Neues machen, teilen.
Handgefertigte Unikate
„Wir konsumieren blind, und das muss aufhören!“, wünscht sich Röh. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind ihre Themen. Aus gespendeten Stoffen und ausrangierter Bekleidung schneidern sie ihre Produktpalette, die um die 50 verschiedene Artikel umfasst: Kleider, Röcke, Taschen in jeder Größe und Nützliches für den Haushalt, wie waschbare Haushaltsrollen, Slipeinlagen oder Abschminkpads. Die Preise für die handgefertigten Einzelstücke sind mehr als erschwinglich.
Seit zehn Jahren produzieren die „Nichten“ ihre geräumigen, stabilen und langlebigen Bestseller: Die Markttaschen sind echte Hingucker! „Für die Zusammenstellung der verschiedenen Materialien nehmen wir uns viel Zeit“, bekennt Storr. So bekommt jede Tasche eine eigene Geschichte und einen Namen – Anna-Karenina ist eine weinrote Schönheit, verziert mit einer geblümten Faltenborte und einer Innentasche aus coolem Jeansstoff. „Wir lieben Herrenoberhemden“, sagt Röh. Aus den langen Ärmeln schneidern sie ihre „Bummelbeutel“, die für Turnzeug oder als Rucksack genutzt werden können. Aus den Manschetten entstehen Täschchen für Kleinigkeiten, und aus dem verbliebenen Oberteil nähen sie neuerdings ärmellose Hemdblusenkleider – „toll für den Sommer und durch die Oversize-Schnitte schön luftig“, sagt Röh, die an der Hamburger Akademie JAK Modedesign studiert hat.
Mit Masken durch den Lockdown
Den ersten Lockdown haben die Mütter von insgesamt fünf Kindern noch relativ gut gewuppt, indem sie wie am Fließband Gesichtsmasken produziert und in Bergstedt verkauft haben. Der zweite Lockdown setzte ihnen stark zu, nicht nur, weil sie ihren erst Anfang November eröffneten Laden gleich wieder schließen mussten, sondern auch, weil Ende Januar ein Einbrecher ihr Geschäft verwüstete. Der wurde gefasst dank eines aufmerksamen Nachbarn: „Wir wissen nicht mal, wer das war, würden uns aber gerne persönlich bedanken!“ Das sichergestellte Diebesgut liegt immer noch bei der Polizei. „Es wäre schön“, sagt Röh, „wenn wir das endlich wiederbekämen – weil es Werte sind und um endlich damit abzuschließen.“
Was sie jetzt am dringendsten brauchen, sind Kunden. Außerdem suchen sie freischaffende Schneiderinnen, um die Produktivität zu erhöhen und ihre Artikel in weiteren Läden platzieren zu können. Auf ihrer Homepage wird auch das Geheimnis um „Tante Sophie“ gelüftet. Fazit: Geschenkejäger finden bei den „Nichten“ garantiert das Passende und die wiederverwendbare Verpackung dazu! www.tantesophiesnichten.com.
Tante Sophie’s Nichten, Im Regestall 46, U1-Bahnhof Buckhorn, 22359 Hamburg
Last modified: 9. Juni 2021