Mit Greenkeeper Michael Busch auf dem Golfplatz vom Club Treudelberg
LEMSAHL-MELLINGSTEDT Ein Morgen, wie aus dem Bilderbuch. 18°C, keine Wolke am Himmel. Eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang treffe ich Head Greenkeeper Michael Busch um 5.30 Uhr im Aufenthaltsraum seiner Mannschaft auf einen Kaffee. In den nächsten Stunden werde ich erfahren, was alles zu tun ist, um das riesige Gelände mit 27 Golfbahnen so in Form zu halten, wie es sich mir auf den ersten Blick präsentiert: makellos.
Von Matthias Damm
Michael Busch ist als Head Greenkeeper der Chef einer achtköpfigen Mannschaft, die für das gesamte Grün auf der Anlage des Golf & Country Club Hamburg-Treudelberg e.V. verantwortlich ist. Eine hoch anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe, denn das Aushängeschild eines Golfclubs ist nun mal seine Anlage mit den Spielbahnen und Grüns. 110 Hektar groß ist die gesamte Fläche, das sind für das bessere Verständnis 2.200 Gärten á 500 Quadratmeter. „Eigentlich müssten wir zehn Mann sein“, sagt Michael Busch, „dann könnten wir die Wochenendeinsätze und Urlaubszeiten angenehmer für alle planen.“
Ausgeklügelter Arbeitsplan
Bis um 9 Uhr will er heute mit der Platzpflege durch sein, denn dann füllt sich die Anlage an diesem Sonnentag schnell mit Spielern. 1.600 Mitglieder hat der Club, einen von Ihnen sehen wir tatsächlich um diese Zeit beim Abschlag. Für einen Laien scheint es eine fast unlösbare Aufgabe zu sein, die gewaltige Fläche auf dem 27-Loch-Platz permanent auf Top-Niveau zu halten. Voraussetzungen, so Michael Busch, sind eine professionell geschulte Mannschaft, entsprechende Maschinen und ein ausgeklügelter Arbeitsplan. Fünf spezielle Aufsitzmäher und ein per GPS und 3D-Kameras gesteuerter Roboter-Mäher sind heute früh bereits im Einsatz, alle vorbereitet für die unterschiedlichen Mähanforderungen auf den Fairways, Roughs und Grüns. Bis zu drei Meter Schnittbreite hat so ein XXL-Spindelmäher, Rasiermesser scharfe Klingen und eine im Zehntelmillimeterbereich einstellbare Schnitthöhe: „Das Grün im Bereich um die Fahne schneiden wir täglich auf 3,8 Millimeter, und zwar exakt“, sagt Michael Busch nicht ohne Stolz und überprüft die Halmlänge mit einem Prisma. Alle drei Tage werden die Fairways, Vorgrüns und Abschläge auf 15 Millimeter gestutzt, zwei Mal pro Woche sind die Semi-Roughs und die Bunkerkanten dran.
Golfrasen, der Traum jedes Gärtners
Wie ein Teppich, fast künstlich, fühlt sich der Rasen rundum die Fahne an, vier im Boden eingelassene Regner können per Funk für die Bewässerung aktiviert werden. Kein Wunder, dass die Grüns die Kronjuwelen jedes Golfplatzes sind: auf jedem erwarten die Golfer identische Pflege für eine immer gleiche Ballgeschwindigkeit. Entsprechend ungnädig wird der Head Greenkeeper, wenn ‚seine‘ Grüns mit Pitchmarks, den Einschlägen hoch anfliegender Bälle, verunstaltet hinterlassen werden: „So unbedeutend so ein kleiner Ballabdruck im Rasen erscheinen mag, so dramatisch sind die Auswirkungen, wenn sie nicht sofort vom Spieler beseitigt werden. Denn dann ist die Grasnarbe zerstört, Schädlinge dringen ein und die Erholung dauert lange.“ Ebenfalls zum Schutz des Grüns und als immer neue Herausforderung für die Spieler, tauscht die Greenkeeper-Mannschaft die Lochpositionen auf den Grüns drei bis vier Mal pro Woche aus.
Unterirdisch ist wichtig
Der vierzigjährige Michael Busch ist in Kaltenkirchen aufgewachsen, hat Landmaschinenmechaniker gelernt, auf Fachagrarwirt umgesattelt und dann die Schulungen bis zum Head Greenkeeper durchlaufen. „Das Wichtigste in unserem Geschäft“, erklärt er, „findet unter der Rasenoberfläche statt. Natürlich bringen wir eine spezielle, sehr strapazierfähige, scherfeste Rasensaat aus.
Aber die Aufbereitung des Bodens, der Sandanteil, die Düngung, die Belüftung, die Länge und das Entfilzen der Wurzeln, die Be- und Entwässerung, all das macht im idealen Zusammenspiel unsere Arbeit für den perfekten Rasen aus.“ Regelmäßig schickt er Bodenproben zur Untersuchung ein, die Aufschluss über den jeweiligen Zustand und Anhalt für Dünge Maßnahmen geben – eine Wissenschaft für sich und ein weiterer Beleg dafür, welcher Aufwand für diesen Sport getrieben wird.
Ganzjährig im Einklang mit Fauna und Flora
Auf dem Weg über den Platz wird klar, dass die Greenkeeper und Golfer hier nicht die Einzigen sind, die sich wohl fühlen: Hasen futtern im Klee und lassen sich nicht stören, aber auch Kaninchen, Dachse, Rehe, eine Fuchsfamilie und Fasane wohnen hier. Kurzer Stopp am Hügel des Erzfeindes, dem Maulwurf: „Meister Grabowski ist ja streng geschützt“, sagt der Fachmann, „deshalb bleibt uns nur, den Erdhaufen zu entfernen. Arbeiten im Einklang mit der Natur ist elementarer Teil unseres Jobs, auch deshalb fühlen sich Pflanzen, Insekten und Amphibien hier wegen der vielen extra angelegten Biotope genau so wohl, wie die Goldammer, der Zaunkönig, die Mönchsgrasmücke, der Grüne Specht oder der Eisvogel.“
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem Golfplatz ist noch strenger als in der Landwirtschaft auf ein absolutes Minimum reduziert, was wiederum für die Fachleute mehr Handarbeit bedeutet.
Die nimmt besonders im Herbst und Winter zu, denn dann gilt es, den ganzjährig bespielbaren Platz für das Frühjahr vorzubereiten: Das Laub muss regelmäßig entfernt werden, damit keine Krankheiten in den Boden gelangen, Wintergrüns werden angelegt, Baumpflege und Rückschnitt der Hecken stehen an, die Gräben und die Teiche werden gesäubert und für die Maschinenpflege ist jetzt auch mehr Raum.
„Das ist dann auch die Zeit für Fortbildungen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben“, sagt der Head Greenkeeper. Michael Busch hat seinen Traumjob gefunden und möchte so lange wie möglich hier arbeiten: „Was Schöneres, als jeden Morgen auf diese noch schlafende Anlage mit ihrer unvergleichlichen Ruhe zu kommen und die Gestaltung und Pflege zu verantworten, kann ich mir nicht vorstellen.“
Last modified: 16. Juni 2021