Junge Erwachsene berichten, wie die Pandemie ihre Zukunftspläne beeinflusst
ALSTERTAL/WALDDÖRFER Mit dem Rucksack durch die Welt reisen, ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren, ein Studium beginnen oder im Feriencamp arbeiten – im Jahr nach dem Schulabschluss ist alles möglich. Doch wenn dann eine Pandemie die Welt stillstehen lässt, ist von einem Tag auf den anderen alles anders.
Drei junge Erwachsene, darunter Autorin Fiona Neumann, berichten, wie Corona ihr Leben verändert hat.
Fiona (19): Tierheim in Reinbek statt Alpaka-Farm in Kanada
Abi 2020, man klingt das schön. Für mich stand schon lange fest, dass ich gerne ein Zwischenjahr einlegen möchte. Ich wollte drei Monate auf einer Farm in Kanada verbringen. Corona und der Lockdown haben dazwischengefunkt. Aber deswegen einen übriggebliebenen Ausbildungsplatz ergattern oder irgendwas studieren? So leicht habe ich mich nicht geschlagen gegeben. Doch auch im März 2021 wurde aus meinen Plänen nichts, obwohl ich schon Kontakt zu meinen Gasteltern, Besitzern einer Alpakafarm in Alberta, hatte. Die Einreisesperre für Touristen wurde immer wieder verlängert. Das macht mich echt traurig. Ich habe dann als Praktikantin im Tierheim gearbeitet. Im August fängt meine Ausbildung an. Vieles bleibt ungewiss. Werde ich meine Berufsschulzeit nur im Homeschooling verbringen? Es bleibt spannend.
Gina (19): Mir fehlt der Abiball und gute Konzerte, wie früher
Ehrlich gesagt möchte ich einfach nur mein normales Leben zurück. Gerade habe ich nach monatelangem Homeschooling mein Abi gemacht und werde im August eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten anfangen. Was ich sehr traurig finde ist, dass Abifahrten, Abistreiche und auch der Abiball ausfallen mussten. Wird sich mein Abschluss dadurch vielleicht weniger vollbracht anfühlen?
Ein Auslandsjahr nach dem Abi war noch nie eine Option für mich. Was mir allerdings sehr fehlt sind Konzerte. Mein Harry-Styles-Konzert wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Wann werden solche Events wieder stattfinden können? Dennoch bin ich mir bewusst, dass es viele Leute gibt, die es schlimmer trifft.
Sara (19): „Ich war total aus dem gewohnten Rhythmus“
Mein Plan nach dem Abi im letzten Jahr: ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)! Corona beeinträchtigt demnach nicht meine Pläne, da ich mir bereits zum Ende der Schulzeit sicher war, einmal Lehrerin werden zu wollen. Nur in welchen Bereich es mich zieht, wusste ich noch nicht. Mein Freiwilliges Soziales Jahr in der Grundschule fing im August 2020 recht normal an. Dadurch, dass viele andere Jugendliche beispielsweise Auslandsreisen absagen mussten, gibt es zurzeit jedoch viele FSJler, weswegen es schwer ist, jetzt überhaupt noch einen Platz zu finden. Nach einem halben Jahr wechselte ich dann aus persönlichen Gründen an die Berufliche Schule Uferstraße, in der ich nun via Online-Unterricht mit Behinderten zusammenarbeite. Die eingeschränkten sozialen Kontakte fand ich sehr bedrückend, auch die geschlossenen Sportvereine haben mir zu schaffen gemacht. Allein Sport zu machen, gelingt mir leider nur gelegentlich. Lange Zeit hatte ich eigentlich zu gar nichts mehr Lust und war total aus dem Rhythmus.
Last modified: 2. Juli 2021