Nicole Morganti bittet um Typisierung bei der DKMS
POPPENBÜTTEL Anfang Juni erfuhr Nicole Morganti, dass ihre „große“ Schwester Anett Seltz an Leukämie erkrankt ist. Seitdem ruft sie zur Typisierung bei der DKMS auf. Für ihre Schwester beginnt in diesen Tagen die zweite Chemotherapie, die sie auf eine Knochenmarkspende vorbereiten soll. Das Problem: Noch ist kein passender Spender gefunden.
Von Anja Krenz
Anett Seltz ist 54 Jahre alt und hat vier Kinder. Neben Job und Familie absolvierte die gelernte Einzelhandelskauffrau ein Studium der Geisteswissenschaften und brachte es in der Folge zur Landesgeschäftsführerin der SPD in Berlin. Mitten im Wahlkampf für die Abgeordnetenhauswahl, den sie für Franziska Giffey organisiert hat, fühlte sie sich schlapp und müde und ging zum Arzt. Die erschütternde Diagnose: akute Leukämie.
Seitdem ist sie in der Charité in Behandlung und hat die erste Chemotherapie hinter sich, wie Nicole Morganti erzählt. Ihre tägliche Aktivität musste sie von 20 auf wenige Stunden herunterfahren. Zu mehr reichen ihre Kräfte nicht. „Familie und Freunde können sie nur besuchen, wenn sie es in den Krankenhausgarten schafft“, sagt Morganti, denn gegen einen Besuch auf dem Krankenzimmer sprechen weiterhin die Corona-Maßgaben. Anett Seltz wird sich nun der zweiten Chemo unterziehen müssen. Und nach wie vor ist der passende Stammzellenspender noch nicht gefunden.
Leben retten
Nicole Morganti aus Poppenbüttel kämpft dafür, dass sich jeder infage kommende gesunde Mensch typisieren lässt. „Es gibt etwa zehn Millionen Deutsche in der Kartei. Da ist noch viel Luft nach oben!“ Denn selbst, wenn man chronisch Kranke abziehe oder die, die zu jung (unter 17 Jahren) bzw. zu alt (über 55) seien, blieben noch viele übrig, die das Test-Kit der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) anfordern könnten. Zur Aufnahme in die DKMS-Kartei reicht eine Speichelprobe. Erst wenn sich herausstellt, dass man für einen bestimmten Menschen als Spender geeignet sei, werden weitere Schritte eingeleitet. „Die Rückenmarkspunktionen, die wir aus TV-Serien kennen, haben nichts mit Knochenmarkspenden zu tun“, betont Nicole Morganti. „In acht von zehn Fällen werden Stammzellen über das Blut entnommen.“ In den wenigen anderen Fällen wird über eine Punktion Knochenmark aus dem Beckenknochen entnommen. „Dies geschieht unter Vollnarkose“, so Morganti. Sie war zwar schon jahrelang in der DKMS-Kartei, hatte sich nach der Erkrankung ihrer Schwester aber sofort erneut typisieren lassen, da leibliche Geschwister „die erste Wahl sind.“ Doch sie kam als Spenderin genauso wenig infrage wie ihr Neffe und ihre drei Nichten, die ihrer Mutter liebend gerne geholfen hätten. Die Suche nach „der Nadel im Heuhaufen“, nach dem genetischen Zwilling, dessen Knochenmark kompatibel ist mit dem von Anett Seltz, geht weiter. Nicole Morganti setzt sich mit ihrer Initiative natürlich für ihre sieben Jahre ältere Schwester ein, aber: „Wenn wir uns alle typisieren lassen, dann können wir nicht nur potentiell das Leben von Anett retten, sondern auch von jedem kleinen Kind, das mit Leukämie im Krankenhaus liegt und nur eine Zukunft hat, wenn wir spenden.“
So funktioniert die Typisierung
Wer Anett Seltz und allen anderen an Leukämie Erkrankten helfen möchte, bestellt sich unter dkms.de/anett ein Registrierungsset nach Hause. Mithilfe dreier Wattestäbchen macht man gemäß der beiliegenden Anleitung einen Wangenschleimhautabstrich, steckt die Stäbchen zusammen mit einer unterschriebenen Einverständniserklärung in den beigelegten Rückumschlag und bringt diesen zur Post.
Last modified: 5. August 2021