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Erde gut, alles gut? Gartenazubi(e)ne gibt auf!

12. August 2021

Neu-Gärtnerin muss Schlappe im Nutzgarten hinnehmen

POPPENBÜTTEL Mein neu angelegter Gemüsegarten ist eine Vollpleite: Viele der selbstgezogenen Jungpflanzen sind entweder sofort eingegangen oder im Laufe der vergangenen Wochen verkümmert. Die Überlebenden setzen zögerlich Fruchtkörper an. Wahrscheinlich aus Mitleid für die „stets bemühte“ Gemüsegärtnerin.

Von Anja Krenz

Enttäuschung! So viel schweißtreibende Arbeit, so viel Liebe, so viel Zeit, so viel Wasser – und so wenig Ertrag. Mein neues Gemüsebeet ist eine Schmach, ein Dorn in meinem Auge und ein Stachel in meinem Fleisch. Sie erinnern sich vielleicht an meinen Pflücksalat, der vor Wochen durch eine Lupe gut zu erkennen war – er ist weg. Niemand hat ihn heimlich geerntet, nicht eine Nacktschnecke hat ihren gefräßigen Kiefer in ihn geschlagen – er ist ganz einfach verschwunden. Wahrscheinlich zu einem Nachbarn mit grünem Daumen geflüchtet. Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst! Von jeweils 15 Blumenkohl- und Broccolizöglingen sind noch jeweils zweieinhalb da. Statt stolzen Buschbohnen kümmerliche Büschelböhnchen! Mairübchen? Wir haben schon August!

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Kümmerlicher Beetbesatz – die Gartenazubi(e)ne hofft auf ihr zweites Lehrjahr. Foto: Karsten Schmahl

Möhren mit der Lupe suchen

Möhren, die bekanntermaßen gut für die Augen sind? Ich brauche eine extrastarke Brille, um sie zu entdecken. Zucchini? Meine Chefin, die einen Mietacker auf dem Gut Wulksfelde hat, weiß gar nicht, wohin damit. Sie erzählt uns, dass sie Fingergroße verlässt und zwei Tage später „Baseballschläger“ vorfindet. Von meinen drei Zucchinipflanzen verabschiedet sich gerade die zweite, und mehr als Blüten bringt die dritte auch nicht zuwege. Einzig der Fenchel und die (gekauften) Kohlrabi-Pflänzchen machen Hoffnung auf eine Ernte.

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Hey, da geht doch was – eine kleine Fenchelknolle. Foto: Anja Krenz

Wäre ich Selbstversorger, müsste ich in diesem Winter wohl jämmerlich verhungern! Wie gesagt – meine Blumen, in denen sich Schmetterlinge, Bienen und Hummeln tummeln, sind nach wie vor eine Pracht. Aber wieso kann ich kein Gemüse? Der Familienrat hat getagt und den Schuldigen ausfindig gemacht: Es ist die gekaufte Erde. Als „Gartenerde“ wurde sie mir angepriesen. „Das, was ich sähe, wird aufgehen?“, habe ich den Verkäufer am Telefon gefragt. „Natürlich!“, hat er geantwortet. Eine glatte Lüge! Nun ist der Sommer halb vorbei, und ich kann nicht einfach noch mal von vorne anfangen.

Wer scheitert, hat es immerhin versucht

Also bleibt mir nur, auf den Kompost zu hoffen und meine Grafik-Kollegin Kristin Hesse um Pferdeäpfel von ihrem „Sharif“ zu bitten, damit ich mein nährstoffbefreites Beet fürs kommende Jahr in einen Zustand versetzen kann, der Samen jubeln lässt. Aufgeben gildet nicht! Die Gartenazubi(e)ne geht 2022 ins zweite Lehrjahr und wird schlussendlich triumphieren!
Ich werde mein Gemüsebeet, mit dem augenscheinlich kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, von nun an sich selbst überlassen. Es ist beruhigend zu sehen, dass einige Athleten bei Olympia Medaillen geholt haben, andere jedoch unter Einsatz von Blut, Schweiß und Tränen scheiterten. Sie haben meine allergrößte Sympathie. Ich finde, Scheitern sollte in unserer Gesellschaft respektabler sein, denn wer scheitert, hat es immerhin versucht! Aber jetzt muss ich dringend Schluss machen: Ich muss noch schnell zum Einkaufen. Ich brauche dringend Zucchini…

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… aber die Blumen sind eine wahre Pracht! Foto: Anja Krenz

Last modified: 11. August 2021

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