Vorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbunds beim SC Poppenbüttel
POPPENBÜTTEL Hoher Besuch für den SC Poppenbüttel. „Mr Sportabzeichen“, Herbert Schacht (83), begrüßte Veronika Rücker, Vorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die 51-Jährige legte vor dem weit über Hamburg hinaus bekannten Urgestein ihr Sportabzeichen ab. Wie sehr sie ins Schwitzen gekommen ist, zeigt eine Folge von „Eine Reise durch Sportdeutschland“, die am 26. August auf dem youtube-Kanal des DOSB ausgestrahlt wird.
Von Sebastian Conrad
Der Deutsche Olympische Sportbund ist ein Schwergewicht: In 100 Mitgliedsorganisationen sind mehr als 27 Millionen Mitglieder in knapp 90.000 Turn- und Sportvereinen organisiert. Acht Millionen Freiwillige engagieren sich deutschlandweit, um den Sportbetrieb am Laufen zu halten. Und wenn die Vorsitzende des DOSB nach Poppenbüttel kommt, um ihr Sportabzeichen abzulegen, dann ist das selbst für einen Sportprofi wie Herbert Schacht eine aufregende Sache. Schacht nimmt seit 30 Jahren das Abzeichen ab und hat es selbst 52-Mal bestanden. Warum die DOSB-Chefin sich dem Wettbewerb unter den strengen Augen des 83-Jährigen stellte? „Mir ist es ein Anliegen, meine Vorbildfunktion auch zu erfüllen“, sagte Rücker.
Mit 8,64 Metern im Kugelstoßen, 28,42 Metern im Schleuderball und 9,4 Sekunden im 50-Meter-Sprint zeigte sich die gebürtige Nordhornerin zufrieden. „Ich hätte aber besser trainieren sollen“, gestand sie. Den erforderlichen Schwimm- und Ausdauernachweis muss sie noch nachreichen. Herbert Schacht überreichte ihr zum Abschluss dennoch eine Ehrennadel – „als Erinnerung an den Besuch in Poppenbüttel“.
Bevor es um Zeiten und Weiten ging, traf das Heimat-Echo Veronika Rücker im Sportzentrum an der Bültenkoppel und sprach mit der DOSB-Chefin exklusiv unter anderem über ihre Delegationsreise zu den Olympischen Spielen, aktuelle Krisenthemen und über die Zukunft des Deutschen Sportabzeichens.
Interview – „Weniger Mitglieder in Vereinen machen mir Sorgen“
Sportredakteur Sebastian Conrad trifft DOSB-Chefin Veronika Rücker
POPPENBÜTTEL Am vergangenen Mittwoch rieben sich Sportlerinnen und Sportler auf dem Sportplatz an der Poppenbüttler Bültenkoppel verwundert die Augen: Ein prominenter Gast hatte sich unter die Prüflinge für das Deutsche Sportabzeichen gemischt. Veronika Rücker, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), war aus Frankfurt am Main angereist, um die Prüfung für das Abzeichen ihres eigenen Hauses vor laufenden Kameras bei „Mr. Sportabzeichen“, alias Herbert Schacht (83), zu bestehen. Bevor es um Zeiten und Weiten ging, nahm sich die DOSB-Chefin Zeit für ein Interview mit der Sportredaktion.
Heimat-Echo: Liebe Frau Rücker, warum sind Sie heute in Poppenbüttel zu Gast?
Rücker: Ich habe ein ganz besonderes Erlebnis vor mir, da ich heute bei einer Ikone des Deutschen Sports, bei Herbert Schacht vom SC Poppenbüttel, das Deutsche Sportabzeichen ablegen werde. Darauf freue ich mich schon!
Wie sind Sie erstmals zum Deutschen Sportabzeichen gekommen?
Mein allererstes Sportabzeichen habe ich in der Schule absolviert. Anschließend hatte ich keine enge Beziehung zu dem Thema. Erst als der DOSB vor rund zehn Jahren über Reformen für das Abzeichen nachgedacht hat, habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt. Wir haben uns in dieser Zeit überlegt, wie wir über das Deutsche Sportabzeichen wieder mehr jungen Menschen Sport- und Bewegungsangebote machen können, um sie mehr in die Vereine zu ziehen. Seit dieser Zeit fühle ich mich mit dieser Initiative und dem Deutschen Sportabzeichen eng verbunden.
In den vergangenen Monaten konnte oftmals nur sehr eingeschränkt Sport getrieben werden.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Für alle 90.000 Vereine in Deutschland war es ein hartes Jahr. Seit März 2020 konnte Vieles, was unsere Vereine auszeichnet, nicht stattfinden. Hierzu zählten natürlich auch die Treffs und Trainingsgruppen, über die neue Mitglieder gewonnen werden. Daher ist es nach wie vor eine sehr herausfordernde Zeit für die Sportvereine. Und wir stellen fest, dass viele Vereine mit MItgliedern-Rückgängen zu kämpfen haben, gerade im Bereich der Kinder und Jugendlichen.
Acht Millionen Menschen in Deutschland haben sich vor der Pandemie ehrenamtlich im Sport engagiert. Dieser Bereich leidet jetzt ebenfalls. Wie wollen sie das Thema in den Griff bekommen?
Das ist in der Tat ein Punkt, der mir Sorgen bereitet. Ich befürchte, dass es den Vereinen nach Corona nicht gelingen wird, alle Ehrenamtlichen wieder an den Start zu bringen. Ich glaube, dass wir alle zusammen, Vereine und Verbände, eine große Kraft unternehmen müssen. Denn ohne die Ehrenamtlichen sind die Sportvereine in Deutschland nicht mehr das, was sie auszeichnet. Wir versuchen derzeit, sie mit einer Comeback-Kampagne zurückzuholen.
Sind Sie gerne bei Vereinen zu Gast?
(lacht) Ich bin sehr gerne bei Vereinen zu Gast, da die Arbeit bei und für Vereine vor Ort meine Arbeit absolut triggert.
Sie haben das Amt der Vorstandsvorsitzenden von Michael Vesper übernommen. Wofür stehen Sie und wie sehen Ihre Ziele aus?
Wir sind derzeit gefordert, auf wechselnde Rahmenbedingungen immer wieder gute und schnelle Lösungen zu finden. Außerdem ist es mein Ziel, dass wir den DOSB gemeinsam weiterentwickeln und zu einer noch flexibleren und modernen Organisation machen.
Wie fällt Ihre Bilanz zu den Olympischen Spielen aus?
Es war sehr, sehr gut, dass die Spiele stattgefunden haben. Das Signal der Athletinnen und Athleten war eindeutig: Wir haben von ihnen ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten und sind froh, dass viele Sportlerinnen und Sportler sich ihren Lebenstraum, für den sie hart gearbeitet haben, letztlich erfüllen konnten.
Das gesamte Interview mit Veronica Rücker gibt es im aktuellen Echo-Talk:
Last modified: 30. August 2021