Bundesgesundheitsminister zu Gast im Hospital zum Heiligen Geist
POPPENBÜTTEL Traumberuf oder Stressjob? Die Zukunft der Pflege war zentrales Thema einer Fragerunde mit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Mitarbeitern und Bewohnern des Hospitals zum Heiligen Geist. Vor dem Treffen informierte sich der Politiker bei einem Rundgang auch über die Neubauvorhaben der Senioren-Wohnanlage.
Von Marius Leweke
Ersten Gegenwind für Jens Spahn gab es schon vor den Toren des Hospitals zum Heiligen Geist: Rund 20 Vertreter medizinischer Fachberufe forderten auf einer Spontandemo „mehr Wertschätzung und angemessene Bezahlung“ für Therapeuten und Medizinische Fachangestellte. Der Minister stellte sich den Protestierenden und wies in der Diskussion darauf hin, dass während seiner Amtszeit „in den letzten drei Jahren mehr bewegt wurde als in den 20 Jahren zuvor.“
Munter und bisweilen kontrovers ging es auch anschließend im Festsaal der Poppenbütteler Senioreneinrichtung zu, wo Jens Spahn mit Auszubildenden, Mitarbeitern und Bewohnern diskutierte.
Themen waren unter anderem die Bezahlung, die 35-Stunden-Woche und die hohe Arbeitsbelastung. Dabei machte der Minister immer wieder deutlich, wie sehr sich die Lage der Pflegekräfte in jüngster Zeit verbessert habe. Die Ausbildung sei grundlegend reformiert worden, ein Mindestlohn von 15 Euro für Pflegekräfte eingeführt und das Schulgeld für die Pflegeschulen abgeschafft, zählte Jens Spahn Beispiele für das Erreichte auf. Er gab aber auch zu, dass Ärzte oder Apotheker enger in Entscheidungen der Regierung eingebunden sind als die Pflege. „Die sind einfach besser organisiert.“
„Politik kann nicht jedes Problem lösen“
Zudem könne die Politik nicht jedes Problem lösen. „Wir haben die Stellen, aber die Bewerber fehlen“, so der Minister. „Und wie soll der schöne Beruf Pfleger für Einsteiger attraktiv sein, wenn die Pflege über sich selbst wie über ein Notstandsgebiet redet?“ Eine „bessere Stimmung“ sei notwendig und die Arbeitszufriedenheit „können wir nicht per Gesetz regeln.“
Ein wenig gereizt reagierte Jens Spahn auch auf die Bedenken einer Bewohnerin, dass für viele Menschen ein Seniorenheim zu teuer sei. „Jeder kann sich ein Pflegeheim leisten, dafür sorgen die Sozialkassen“, so Spahn. „Alles andere ist Humbug.“
„Wir werden einfach alle zu alt“
Dass es auch Bereiche gibt, wo das angesparte Vermögen nicht ausreicht, um im Alter den gleichen Lebensstandard zu halten, gibt er zu. „Da kann die Politik nur schwer etwas ändern, wir werden einfach alle zu alt.“
Vor der Diskussion haben Michael Kröger vom Vorstand des Hospitals zum Heiligen Geist und der Bundestagsabgeordnete und CDU-Spitzenkandidat, Dr. Christoph Ploß, Jens Spahn bei einem Rundgang die Anlage und das erste Gebäude der 100 Millionen Euro umfassenden Neugestaltung des Hospitals zum Heiligen Geist gezeigt. „Hier wird in die Zukunft der Pflege investiert und wir vom Bund leisten dazu einen eher kleinen, aber dennoch wichtigen Beitrag“, kommentierte der Bundesgesundheitsminister. Es sei für ihn wichtig, sich persönlich von dem Projekt ein Bild zu machen.
Last modified: 1. September 2021