Kirche hat kein Geld mehr: Online-Petition gestartet
VOLKSDORF. Sie sind und waren das Highlight für Tausende von Konfirmanden im Alstertal und den Walddörfern: Die alljährlichen KonfiCamps. Schon 2020 und 2021 mussten die sie Pandemie-bedingt abgesagt werden, nun wackelt die Finanzierung. 2022 steht noch Geld bereit, für2023 jedoch nicht. Darum haben ehemalige Teilnehmer und ehrenamtliche Helfer eine Online-Petition gestartet.
Von Marius Leweke
„Elf Tage beten, singen, lachen, lernen und beisammen sein – seit 2005 sind die KonfiCamps fester Bestandteil des Konfirmandenunterrichts von neun evangelischen Gemeinden im Nordosten Hamburgs. Nun kann passieren, dass im Sommer 2022 zum letzten Mal die Zelte am Strand auf Fehmarn aufgeschlagen werden. „Die Kirchensteuereinnahmen sind rückläufig und die künftige Finanzierung der KonfiCamps ist noch nicht gesichert“, sagt die Volksdorfer Gemeindepastorin Gabriele Frietzsche. Die Veranstaltung ist aufwendig: Jedes der drei elftägigen Camps zählt bis zu 250 Teilnehmer, die verpflegt und betreut werden müssen. Wenn die Gesamtkosten auf alle Teilnehmer umgelegt werden müssten, so Pastorin Frietzsche, „wird das für unsere Gemeindemitglieder zu teuer“. Obwohl die meisten Teamer ehrenamtlich tätig sind, liegt die Camp-Leitung in professionellen – und bezahlten – Händen. Der entsprechende Vertrag der neun Gemeinden, in dem auch Fördergelder des Kirchenkreises festgelegt sind, läuft Ende 2022 aus und muss nun neu verhandelt werden.
Weniger Kirchensteuer – weniger Förderung?
Weil die Kirchen in jüngster Zeit immer mehr Mitglieder verlieren, sinken die Steuereinnahmen und es stehen zahlreiche Projekte auf dem Prüfstand. Um die Fortsetzung der „hochgradig gefährdeten“ KonfiCamps zu unterstützen, haben nun ehrenamtliche Helfer und frühere Teilnehmer die Petition „Rettet das KonfiCamp!“ gestartet. Darin wird auf der Internet-Seite change.org der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Hamburg-Ost darauf hingewiesen, dass gerade die intensive tägliche Auseinandersetzung mit christlichen Werten und Glauben, wie sie die Camps bieten, wichtig für eine langfristige Bindung der Konfirmanden an die Kirche sind. Mittlerweile haben die Initiatoren mehr als 2000 virtuelle Unterschriften gesammelt.
Diakon Oliver Wildner aus Bargteheide, der seit 2013 die KonfiCamps organisiert und leitet, betont die „Nachhaltigkeit, die sich in die Seele eingräbt“, die die Konfirmanden erfahren. Bis 2019 haben rund 6600 Jugendliche auf diese Weise Gemeinschaft erlebt – von Andachten über die Diskussion bis zu Taufen in Nord- oder Ostsee. 2021 hat man es immerhin geschafft, ein kleineres KonfiCamp mit 64 Teilnehmern auf dem Gelände der Bergstedter Kirche einzurichten. Pastorin Frietzsche geht mit verhaltenem Optimismus in die Verhandlungen über die künftige Finanzierung. „Die Signale aus dem Kirchenkreis sind positiv.“ Wieviel den Gemeinden und dem Kirchenkreis die Zeltlager tatsächlich wert sind, ist noch offen. „Wenn Kirche nicht begreift, dass sie solche Jugendarbeit in den Fokus stellen muss“, appelliert Wildner, „steht es schlecht um ihre Zukunft.“
Last modified: 1. September 2021