Janna Horstmann (31) möchte Menschen mit dem Glauben etwas bieten
WALDDÖRFER Janna Horstmann (31) ist die neue Pastorin im Pfarrsprengel Oberalster. Es ist nach Studium und Vikariat ihre erste Stelle als Pastorin. Jetzt trifft man sie in den Gemeinden Bergstedt, Lemsahl–Mellingstedt, Volksdorf und Wohldorf–Ohlstedt, wo sie, in Zusammenarbeit mit den anderen Pastorinnen und Pastoren, die Gottesdienste hält und das Gemeindeleben gestaltet. Das Heimat-Echo sprach mit der engagierten Theologin über die Gemeinden, ihre Aufgaben und Pläne.
Von Jonas Conrad
Heimat-Echo: Herzlich willkommen in Hamburgs Norden. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Pastorin zu werden?
Janna Horstmann: Ich bin in einem Dorf, in der Nähe von Lübeck aufgewachsen. Dort habe ich in meiner Gemeinde eine Kinder- und Jugendgruppe geleitet und Freizeiten begleitet. Das hat mir immer sehr viel Freude gemacht. Nicht nur das Zusammensein mit den Kindern, auch das Weitergeben von Wissen und Erfahrung, also der Ausbildungsaspekt, war mir dabei wichtig.
Jetzt arbeiten Sie in vier Stadtteilen. Lemsahl, Wohldorf und Bergstedt werden am 1. Januar 2022 fusionieren. Was bedeutet das?
Die Gemeinden sind jetzt noch eigenständig, in einem Pfarrsprengel verbunden. Ab Anfang nächsten Jahres sind sie dann die Gemeinde Oberalster–Bergstedt. Eine Gemeinde mit drei Standorten. Gottesdienste werden weiterhin an allen drei Standorten stattfinden. Wie häufig und in welcher Form: Dafür entwickeln wir gerade ein neues Konzept. Schon jetzt predigen meine Kollegin, Pastorin von der Lippe, und mein Kollege, Pastor Tockhorn, an allen drei Standorten, damit die Gemeinden uns schon einmal gesehen haben, bevor wir dann eine Gemeinde sind.
Was macht für Sie ein gutes Gemeindeleben aus?
Für mich ist wichtig, dass man schaut, was den Menschen in unseren Gemeinden wichtig ist. Und dass man sich darüber austauscht und so ein gutes Konzept für die Zusammenarbeit entwickelt. Die Dinge, die in einer Gemeinde gut funktionieren, sollten von allen anderen Gemeinden schwerpunktmäßig dort unterstützt werden. So kann man die begrenzte Zeit und die begrenzte Kraft der Mitarbeiter an allen Standorten sinnvoll einsetzen.
Was macht dieses Umdenken nötig. Wie könnte das Gemeindeleben aussehen?
Wir wissen, dass immer weiter Menschen aus der Kirche austreten und wir auch in Zukunft nicht mehr so viele Pastorinnen haben werden. Bis 2030 wird vermutlich ein Drittel aller Pastorenstellen wegfallen. Da wird es nötig, Kräfte zu bündeln und zum Beispiel an einem Standort die Kinder– und Jugendarbeit zu stärken, an einem anderen dafür mehr Gottesdienste zu feiern.
Kirchenaustritte und zu wenig Nachwuchs, das sind wichtige Themen. Kann man Menschen und vor allem junge Menschen überhaupt für die Kirche aktiv begeistern?
Die Gesellschaft und die Beziehungsstrukturen zwischen den Menschen und Familien haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Traditionen werden weniger wichtig. Die Menschen suchen sich in ihrer Freizeit Dinge, die ihnen Freude machen und ihnen guttun. Das gilt auch für ihre Spiritualität. Die Menschen gehen nicht mehr in die Kirche, wenn ihnen dort Dinge erzählt werden, die gar nicht mehr ihrem Lebensstil entsprechen. Die Kirche muss das ernst nehmen und darf nicht denken, dass alles schon von allein weiterläuft. Vielmehr muss sie überlegen, wie sie das, was sie an Gutem zu geben hat so anbieten kann, dass es für das Leben der Menschen wertvoll ist.
Was können Sie besonders gut´, was macht Freude?
Ich predige unglaublich gerne und im Predigen sehe ich auch meine Stärke. Ich bin gerne mit Sprache kreativ, baue Gedichte oder Analogien in meine Predigten ein oder singe. Ich versuche den biblischen Text so zu vermitteln, dass er die Gemeinde auf unterschiedlichste Art und Weise anspricht und zum Denken anregt.
Last modified: 16. September 2021