Kandidierende für das Alstertal und die Walddörfer im persönlichen Interview
ALSTERTAL/WALDDÖRFER Am Sonntag wird gewählt. Doch was sind es für Menschen, neben denen man sein Kreuzchen machen kann? Das Heimat-Echo stellt die Kandidaten vor – von einer ganz persönlichen Seite.
Wer hätte das gedacht? Christoph Ploß (CDU) ist ein leidenschaftlicher Frühaufsteher und Fan von grünem Tee. Franziska Hoppermann (CDU) wollte früher Gesang studieren und spielt heute Cello und Klavier. Auf Wochenmärkten hat man gute Chancen, Dorothee Martin (SPD) zu treffen, und Benjamin Mennerich (Afd) ist passionierter Tänzer. Deniz Celik (Linke) kickt in seiner Freizeit gern mit Freunden und Daniel Alexander Grimm (Grüne) hat ein prall gefülltes Bücherregal. Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) steht auf den Brettern, die die Welt bedeuten, Parteikollege Robert Bläsing ist Science-Fiction-Fan. Aydan Özoğuz (SPD) backt für ihr Leben gern, Katharina Beck (Grüne) lässt sich den Wind auf der Fähre 62 um die Nase wehen. Johan Graßhoff (Linke) ist Bundestrainer für Obdachlose und Dietmar Wagner (Afd) hat einen Baggerführerschein.
Christoph Ploß, CDU, Wahlkreis 21 – Leidenschaftlicher Frühaufsteher liebt Klassiker der Literatur Wenn andere sich noch einmal gemütlich im Bett umdrehen, startet für Christoph Ploß der Tag. Der 36-Jährige ist leidenschaftlicher Frühaufsteher, der seinen Wecker gern auf fünf Uhr morgens stellt. Noch weit bevor die ersten Mails eintrudeln, liest er in aller Ruhe Zeitung und genießt anderthalb Liter frisch aufgebrühten grünen Tee. Würde der Bundestag spontan einen freien Tag ausrufen, würde der Hamburger die Laufschuhe schnüren oder zum Kraftraining gehen und später – nach einem leckeren Essen – zu einem Klassiker der Weltliteratur greifen. Auch beim Lesen von lateinischen Texten kommt Ploß, der sein Abitur am Johanneum gemacht hat, auf neue Gedanken. Allerdings: „Im Wahlkampf ist das leider nicht möglich, da fehlt mir die Zeit.“ Politik freie Sonntage nutzt er gern dazu, sich in relevante Themen wie die Energiewende intensiver einzulesen oder sich mit alten Freunden zu treffen, die in ihm nicht den Bundestagsabgeordneten sehen, sondern den Menschen, mit dem sie Hockey gespielt haben oder zur Schule gegangen sind. „Lange Freundschaften sind ein Geschenk, weil man sofort wieder da ansetzen kann, wo man aufgehört hat, auch wenn man sich Monate nicht gesehen hat“, sagt er. (sho)
Franziska Hoppermann, CDU, Wahlkreis 22 – Trifft auch auf Cello und Klavier die richtigen Töne Franziska Hoppermann ist in Volksdorf aufgewachsen und trat schon mit 16 Jahren in die Junge Union und ein Jahr später in die CDU ein. Nach ihrem Abitur überlegte die heute 39-Jährige, die sowohl Klavier als auch Cello spielt, ein Gesangsstudium zu beginnen, entschied sich dann aber für BWL. Obwohl sie ihren Werdegang nie geplant hat, legte die Diplom-Kauffrau, die heute in Bergstedt lebt, eine beeindruckende Karriere hin: Verbeamtet seit 2009, wurde sie im April Amtsleiterin der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz. Ihr Erfolgsrezept: „Ich nehme die Dinge, wie sie kommen und gucke, was sich sozusagen daraus backen lässt.“ Mit „vollem Einsatz und vollem Herzblut“ war sie neben Studium und Beruf mehr als 17 Jahre in der Wandsbeker Bezirkspolitik tätig. Dort brachte es die Mutter eines 15-Jährigen zuletzt zur Fraktionsvorsitzenden und war zudem Landesvorsitzende der Frauenunion. Nun ist sie neugierig auf die neue Herausforderung, die sie mit der ihr eigenen Verve angehen wird. „Ich habe immer total gerne gelernt und mich eingearbeitet und brenne für das, was ich tue.“ (ak)
Dorothee Martin, SPD, Wahlkreis 21 – Sie liebt Wochenmärkte und das Paddeln auf der Alster Mit elf Jahren stand sie an den Hamburger Landungsbrücken und wusste: „Hier möchte ich einmal leben.“ So zog die gebürtige Rheinland-Pfälzerin nach dem Abitur in den hohen Norden. Heute wohnt die 43-Jährige mit ihrem Lebenspartner in Ohlsdorf. Gemeinsam mit ihm, der „fantastisch kochen und backen kann“, kauft sie, sofern sie Zeit findet, sonnabends liebend gerne auf verschiedenen Wochenmärkten ein. Selbstverständlich in ihrem Wahlkreis, an dem sie besonders die Alster mag, „die so ein verbindendes Element ist.“ Das Paddeln rund um die Poppenbütteler Schleuse gefällt ihr, und auch ihre anderen Lieblingsorte sind in der Nähe: das Torhaus, der „große Spielplatz mit dem kleinen Café“ und das Heim ihrer besten Freundin in Wellingsbüttel. Die Diplom-Politologin arbeitete lange in der Wohnungswirtschaft, unter anderem bei der ECE in Poppenbüttel. 2019 machte sie sich als Kommunikationsberaterin selbstständig, aber schon ein Jahr später wurde sie Vollzeitpolitikerin, für die es „eine große Ehre“ ist, im Bundestag arbeiten zu dürfen. (ak)
Aydan Özoguz, SDP, Wahlkreis 22 – Passionierte Bäckerin mit Ballgefühl Die Politikerin, die seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags ist und vor 54 Jahren in der Finkenau zur Welt kam, lebt in „einem kleinen Häuschen mit Garten“ in Oldenfelde. Wenn nicht gerade Wahlkampf ist, frühstückt sie gerne mit Freunden oder alleine „zum Nachdenken“ in der Bibliothek der Ohlendorff’schen Villa. Sie besucht regelmäßig das Museumsdorf Volksdorf und spaziert anschließend durch den Wald rund um den Allhorndiek. Das Dorf findet sie sehr hübsch. „Da schlendert man durch die Läden und kauft sich hinterher noch ein Eis. Das ist immer sehr heimelig.“ Ansonsten kocht die studierte Anglistin und Mutter einer 18-jährigen Tochter gerne, vor allem, wenn sie Zeit hat und es genießen kann. Zudem backt sie auch sehr gerne – jede Art von Kuchen, manchmal sogar Torten. Auch auf dem Spielfeld ist Aydan Özoğuz anzutreffen: „Wir haben unsere alte Volleyball-Gruppe reanimiert.“ Mit der Mixed-Mannschaft hatte sie 20 Jahre lang gespielt. Nun gehe es um das Miteinander und darum, ein bisschen Sport zu machen. (ak)
Robert Bläsing, FDP, Wahlkreis 21 – Privat dreht sich bei ihm ganz viel um Sport Robert Bläsing ist seit 2009 Vorsitzender der FDP Hamburg-Nord und war von 2011 bis 2015 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Der Bundestagskandidat (38) arbeitet als beamteter Diplom-Verwaltungswirt in der Behörde für Schule und Berufsbildung und leitet dort ein Digitalisierungsprojekt. Da wundert es nicht, dass die Digitalisierung bei ihm ganz oben auf der Agenda steht: „Die mangelnde Reaktionsschnelligkeit zum Beispiel in der Corona Pandemie oder bei der Hochwasserkatastrophe sind für mich unter anderem auf erhebliche Defizite in der Digitalisierung zurückzuführen.“ Das passt zu seinem Leitspruch „Politik fängt mit uns an und hört mit uns auf“, denn „Wir alle müssen die Dinge in die Hand nehmen, treiben und gestalten, um von den Ergebnissen dann zu profitieren. Ausruhen ist keine Option“, sagt Robert Bläsing. Privat dreht sich bei ihm ganz viel um Sport, Krafttraining im Fitnessstudio und AquaFit-Wassergymnastik stehen oben auf dem Freizeitplan: „Die zweite große Leidenschaft ist alles, was mit der Star-Trek-Story um Mr. Spock und Captain Kirk zu tun hat. Und ich sehe mir gerne Dokumentationen an.“ (md)
Dr. Wieland Schinnenburg, FDP, Wahlkreis 22 – Er steht auf Theaterbühnen und vor der Fernsehkamera Der Rechtsanwalt und Zahnarzt Dr. Wieland Schinnenburg (62) war Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und ist seit 2017 Abgeordneter im Deutschen Bundestages. Die Tätigkeit als Zahnarzt hat er aufgegeben, als Autor zweier Bücher aber beide Berufe verknüpft und Rechtsratgeber für Zahnarztpraxen veröffentlicht. Wenn es seine Zeit zulässt, geht er gerne ins Theater und Kabarett – oder ist dort selbst zu sehen, denn Schinnenburg ist als Schauspieler und Kabarettist aktiv. Erst am vergangenen Freitag hat er mit der Kabarettistin Maren Kroymann für die ARD gedreht, die Ausstrahlung ist für November geplant. „Ich habe auch in verschiedenen Filmen mitgewirkt, die derzeit aber alle noch in der Postproduktion sind. Dazu kommen Auftritte auf Kabarettbühnen, Anfang November zum Beispiel beim großen Kabarett-Festival in Aschersleben“, sagt er und beschreibt das Vertrauen in die Menschen, ihr Leben klug zu führen, als sein Leitbild. Immer neue Regulierungen und Verbote sind für ihn nicht zielführend. Steht er nicht auf einer Bühne, joggt der Vater dreier erwachsener Töchter gerne, spielt Beach Volleyball und isst für sein Leben gerne Sushi. (md)
Katharina Beck, Bündnis 90/Die Grünen, Wahlkreis 21 – Ihr Lieblingsort? Der „Lange Zug“ an der Alster Eine Kosmopolitin hat ihre Herzensheimat gefunden: Katharina Beck, 1982 in Düsseldorf geboren, wuchs in Duisburg auf, hat in Köln studiert und in Panama, Argentinien und der Schweiz gelebt. Seit 2011 wohnt sie in Hamburg, glücklich verheiratet mit Mann und Kind. „Hamburg ist meine Wahlheimat“, sagt sie. Wer Katharina Beck nach ihrem Lieblingsort in ihrem Wahlkreis fragt, bekommt zur Antwort: „Wo der ‚Lange Zug‘ in die Alster mündet, auf der Bank bei der Trauerweide mit der wunderschönen Aussicht.“ Außerdem liebt sie die Fähre 62 und einen Spaziergang nach Ovelgönne. Die Politikerin hat viele Hobbys. Sie genießt gerne Schönes, trifft Freunde und liebt sportliche Herausforderungen, Musik, Bücher und Filme. In Hamburg will sich Katharina Beck, die als Unternehmensberaterin für Nachhaltigkeit und Aufsichtsrätin arbeitet, für die Energie- und Mobilitätswende, bezahlbaren Wohnraum, für (Solo-)Selbstständige und kleinere Unternehmen und für eine lebendige Kultur- und Kreativwirtschaft einsetzen. Sie steht für Praxisnähe und ehrliches Interesse an ihren Mitmenschen. (sr)
Daniel Alexander Grimm, Bündnis 90/Die Grünen, Wahlkreis 22 – Mit der Familie unterwegs
auf Hamburgs Gewässern Daniel Alexander Grimm ist als Politiker für seinen Kreisverband und für seinen Bezirk voll im Einsatz. „In den sieben Wochen vor der Wahl habe ich unbezahlten Sonderurlaub genommen“, erzählt der zweifache Vater, der als Werbetexter in einer Digitalagentur arbeitet. „Ich setze ich mich besonders für die Themen Familie, Mobilität, Klimaschutz und Digitalisierung ein“, erklärt er. Höchste Priorität hat für ihn dabei der Klimaschutz. „Wenn mich mein großer Sohn in zehn Jahren fragt, was ich 2021 gegen die Klimakrise unternommen habe, kann ich ihm eine gute Antwort geben“, so Grimm. In seiner Freizeit spielt er mit seinen Söhnen (6 und 3) Fußball, fährt Rad oder ist mit der Familie im Kanu unterwegs. Außerdem liest der studierte Germanist viel. Im Bücherregal steht neben Klassikern neue Literatur von Saša Stanišić bis Juli Zeh. „Für Wandsbek möchte ich mehr Lebensqualität schaffen durch mehr Grün und weniger Verkehr“, sagt Grimm, der seit Dezember 2019 Stadtteilgruppen-Sprecher im Wandsbeker Kerngebiet ist und sich im Regionalausschuss Kerngebiet engagiert. (sr)
Deniz Celik, Die Linke, Wahlkreis 21 – Freizeitkicker mit Faible für gute Kinofilme und Science-Fiction Bewegung muss manchmal sein für Deniz Çelik. Politiker müssen so viel sitzen, sagt der Direktkandidat der Linken für Hamburg-Nord. Wenn es seine Zeit erlaubt schnürt der Barmbeker freitagabends die Turnschuhe und kickt freizeitmäßig mit Freunden. Zu mehr fehlt ihm schlicht die Zeit. Die Überwindung der sozialen Spaltung treibt den 1978 als Sohn türkischer „Gastarbeiter“ in Hamburg geborenen schon lange an. Nach seinem Studium der Politikwissenschaften ist Deniz Çelik für unterschiedliche Organisationen und Agenturen in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Seit er 2020 zum Vizepräsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft gewählt wurde, spielt die Politik die Hauptrolle in seinem Leben. Wenn ihm Zeit bleibt, geht er mit seiner Frau ins Kino, er schätzt die frühen Filme des Hamburger Regisseurs Fatih Akin wegen ihres authentischen Blicks auf die junge Migrantenszene. Und wenn er zum Lesen kommt, greift er zum polnischen Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem, der in seinen Werken kunstvoll Spannung, Zukunft und philosophische Gedanken verknüpft. (ml)
Johan Graßhoff, Die Linke, Wahlkreis 22 – Der Bundestrainer der Wohnsitzlosen Vom Walddörfer SV zum WM-Trainer. In seiner Jugend kickte Johan Graßhoff in Volksdorf, jetzt coacht der Wandsbeker Direktkandidat der Linken die Fußball-Nationalmannschaft der Wohnsitzlosen. Der nächste Homeless World Cup ist 2022 in Finnland geplant, die Chancen von Graßhoffs bunter Truppe lassen sich noch nicht einschätzen. „Wir haben schon eine ziemliche Fluktuation.“ Graßhoff weiß, wovon er spricht, denn im Hauptberuf ist der 33-jährige Bundestagskandidat Straßensozialarbeiter. Tagtäglich ist er in der Innenstadt unterwegs, um Wohnsitzlose in ihrem oft beschwerlichen Alltag zu unterstützen – etwa bei Behördengängen. Die Pandemie habe seine Arbeit nicht leichter gemacht, sagt er. Zur Sozialarbeit kam Grasshoff über den Umweg Russland. Nach dem Abitur absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Obdachlosenhilfe in St. Petersburg. Seither ließ ihn das Thema soziale Gerechtigkeit nicht mehr los – und führte ihn 2019 zu den Linken. Er wohnt mittlerweile in Barmbek, schwingt sich aber häufig aufs Fahrrad, um die Familie in Volksdorf zu besuchen. (ml)
Benjamin Mennerich, AfD, Wahlkreis 21 – Trittsicher auf „Glatteis“ und Tanzparkett Wassersport und Tanzen: Das sind die liebsten Freizeitbeschäftigungen von Benjamin Mennerich, dem Direktkandidaten für die AfD im Wahlkreis Hamburg-Nord. Wakeboard, Kanu und gerne auf glattem Eis Schlittschuhlaufen nutzt der 40-Jährige, um einen anderen Blickwinkel auf die Umgebung zu bekommen. Beim Schwung auf dem Parkett liebt er es bei Quickstepp und Jive schnell. Bevor er wissenschaftlicher Mitarbeiter der AfD-Fraktion im Hamburger Rathaus wurde, beendete Mennerich als Hauptmann regulär seinen Dienst als Luftlandeaufklärungsoffizier bei der Bundeswehr, einen Kampfeinsatz im Ausland hatte er nicht. Zur Bundeswehr meldete er sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Nach der Ausbildung zum Fallschirmjäger studierte Mennerich an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg Geschichte und Soziologie. Eine eigene Familie hat der AfD-Politiker noch nicht, obwohl er sehr gerne an seine Kindheit in der Lüneburger Heide und später in Hamburg zurückblickt, wo er derzeit in Billstedt lebt. (ml)
Dietmar Wagner, AfD, Wahlkreis 22 – Passionierter Handwerker mit Baggerführerschein Dietmar Wagner kann auch mit schwerem Gerät umgehen. Der AfD-Direktkandidat für Wandsbek liebt das Heimwerken – gern auch im großen Stil. Beim Um- und Ausbau seines Eigenheims in Oldenfelde hat er von Anfang an das meiste selbst in die Hand genommen. Mauern, Dachdecken und Fundamente ausheben: Alles kein Problem für den pensionierten Schulleiter, der die Fächer Deutsch, Politik und katholische Religion studiert hat. Seine praktischen Fähigkeiten rund um Haus und Garten hat sich der gebürtige Limburger angeeignet, als er zwischen Studium und Anstellung als Baggerfahrer gejobbt hat. Seit 1981 lebt der 69-Jährige in Hamburg, die beiden Kinder sind erwachsen und sein wichtigstes Hobby ist momentan die Politik. Die Motivation für sein Engagement holt er sich sowohl aus dem positiven Feedback als auch aus dem Widerstand von Passanten an den Infoständen seiner Partei. Zum Entspannen zieht es ihn zum Wandern und Radfahren mit der ganzen Familie in die Mittelgebirge seiner hessischen Heimat. (ml)
Last modified: 25. September 2021