Verein „De Spieker“ betreut das Museumsdorf Volksdorf
VOLKSDORF Pickende Hühner, schnatternde Gänse, Kaltblüter, die sich entspannt striegeln lassen, Kopfsteinpflaster, ein herbstlicher Bauerngarten und drum herum elf historische Gebäude, die liebevoll erhalten oder wieder errichtet wurden – das Museumsdorf Volksdorf ist das Hamburger Vorzeigeobjekt für Heimatpflege.
Von Anja Krenz
Reges Treiben herrscht am Donnerstagmorgen im Museumsdorf: Die Mitarbeiter treibt nur der Kaffeedurst, verbunden mit einem Klönschnack, aus ihren Werkstätten. Drei Fremdfirmen erneuern die Brandmeldeanlagen, wichtig bei so viel Reet, und legen den Paddock zwischen Mühle und Scheune trocken. Der zweite Vereinsvorsitzende Egbert Läufer ist immer mittendrin, koordiniert und packt selbst mit an.
Sogar Uni-Luft hat der gelernte Landmaschinenschlosser, Schmied und Landwirt geschnuppert: „Ein paar Semester Volkskunde, ohne Abschluss, aber damit man weiß, wovon man redet.“ Schließlich ist der Museumsleiter auch für die Museums-pädagogik verantwortlich. Damit gemeint ist „sämtliche Vermittlungsarbeit, die wir hier machen.“ Neben vielen Erwachsenen waren 2019 3.000 Schüler auf dem Gelände.
Grundschulklassen, aber auch Oberstufenschüler, denen Physik anhand von Hebelgesetzen ganz praktisch vermittelt wird. Für ein Jahr arbeiten die neunten Klassen des Walddörfer Gymnasiums an sechs Projekten: Bienen, kleine Wiederkäuer, Rinder, Geflügel, Gemüse und Feldfruchtbau – alles nach den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UNESCO. Laut Läufer war die Landwirtschaft zwischen 1930 und 1950, „vor der großen Chemie-Aktion“, noch relativ heil. „Die Nachhaltigkeit besteht darin, dass wir die alten Techniken beherrschen und zeigen können, und das lässt vielleicht Rückschlüsse für Lösungen in der Zukunft zu.“ Die Ergebnisse werden die Schüler im kommenden Jahr auf einem Zukunftstag präsentieren. „Und sie werden feststellen, dass alles ineinandergreift.“ Als Egbert Läufer 1993 seine Arbeit aufnahm, war das Museumsdorf tot, ein Ausstellungsmuseum im klassischen Sinne. Ihm sei schnell klar gewesen, dass es einer Belebung bedurfte.
Gute Arbeit wurde honoriert
Neben den Tieren, die angeschafft wurden, spielen heute das gepflegte, heimelige Ambiente und das alte Handwerk eine große Rolle. Etwa 160 Mitarbeiter, die freiwillig und unentgeltlich tätig sind, helfen bei der Umsetzung des Konzepts: das Leben und Arbeiten in den Walddörfern zwischen 1850 und 1950 anschaulich machen. Das habe das einzige Hamburger Museumsdorf über die Zeit gebracht. Es fand auch bei den Landfrauenvereinen im Umland Anklang: „Da sind Frauen vom Dorf in die Stadt gekommen, um zu erleben, wie sie früher auf dem Dorf gelebt haben.“ Eine Reise in die eigene Kindheit. „Wir haben mit denen gebacken und gebuttert, sind Kutsche gefahren. Das haben die richtig gut gefunden.“
In der schwierigen Pandemiezeit bekam der Verein viel Hilfe von außen: „Wir hatten ein enormes Spendenaufkommen – Danke an alle, die dabei waren“, hebt Läufer hervor. „Wir sind in den Augen vieler ein Kleinod.“ Das Dorf habe in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet, die in der Notsituation honoriert wurde. Für die Zukunft wünscht sich der Museumsleiter: „Mehr Mitglieder, mehr Mitarbeiter – jüngere und weibliche.“ Denn Frauen, davon ist er überzeugt, haben „ein besseres Bauchgefühl“ und mehr Überzeugungskraft. Im Dezember 2022 wird „De Spieker“ 60 Jahre alt. Egbert Läufer, das Herz, der Motor, das humorvolle und kommunikative Ass im Ärmel des Dorfes, ist viereinhalb Monate älter. Diesen Umstand hat einmal einer der Vorsitzenden vortrefflich in einen Satz gefasst: „Ich glaube, die haben den Verein erst gegründet, nachdem sie wussten, dass du hierherkommst.“
De Spieker, Gesellschaft für Heimatpflege und Heimatforschung in den hamburgischen Walddörfern e.V., Trägerverein für das Museumsdorf Volksdorf. Gegründet: 1962, Mitglieder: ca. 2.600, Jahresbeitrag: 50 Euro/ Einzelperson; 70 Euro/ Familie; 5 Euro/ Jugendliche; 1. Vorsitzender: Reimer Lindemann, Tel. 040-6039098, Kontakt: info@museumsdorf-volksdorf.de, www.museumsdorf-volksdorf.de.
Gesucht werden im Moment ehrenamtliche Mitarbeiter für die Schneiderei und ein Maler.
Veranstaltungen nach 3G-Regeln:
Brotverkauf: Sa, 23. Oktober, 6. und 20. November;
Herbstfest: So, 7. November;
Adventsfest: Sa, 4. und So, 5. Dezember.
Last modified: 20. Oktober 2021