Wellingsbütteler Landstraße: Stadt plant neu
WELLINGSBÜTTEL Verschnaufpause in Wellingsbüttel: Die Erneuerung von Siel, Trinkwasser-, Gas- und Stromleitungen an Wellingsbütteler Landstraße und Weg wird um mindestens ein Jahr verschoben. Auf Betreiben von Anwohnern und Gewerbetreibenden wollen Verkehrs- und Umweltbehörde die Pläne zu überarbeiten. Damit ist wohl auch die abschnittsweise Vollsperrung vorerst vom Tisch.
Von Marius Leweke
„Die bislang geplante Sperrung des Durchgangsverkehrs führt zu einer übermäßigen Belastung“, schreiben die Behörden. Vorausgegangen waren Gespräche mit Vertretern von Anwohnern und Gewerbetreibenden, die die Pläne kritisieren und sich in einer Bürgerinitiative (BI) formiert haben. Darum, so eine Sprecherin der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, werde mit dem Bau nicht vor 2023 begonnen. Bis dahin sollen „Belange von Anwohnern, Gewerbetreibenden bei der technischen und verkehrlichen Umsetzung in Einklang gebracht werden“.
Angst vor Abschnitt und weiten Umwegen
An der bisherigen Planung hat die Bürgerinitiative vor allem die abschnittsweise Sperrung der 4,1 Kilometer langen Verkehrsachse Wellingsbütteler Landstraße und Weg moniert. Damit seien das Alstertal und die Nahversorgungszentren in Wellingsbüttel und Klein-Borstel auf fünf Jahre abgeschnitten. Anwohner, wie Besucher und Pendler hätten dann lange Umwege in Kauf nehmen müssen. Ziel der Neuplanung sei es nun, kürzere Bauphase zu ermöglichen, die den Verkehr und die Umwelt mit im Blick hat. Das Entgegenkommen seitens der Senatoren Jens Kerstan und Anjes Tjarks wird von den Betroffenen grundsätzlich positiv bewertet. Auch auf Seiten der BI ist man sich darüber im Klaren, dass die Erneuerung von Abwassersiel und Versorgungsleitungen notwendig ist und damit auch Einschränkungen und Verkehrsbehinderungen einhergehen. Auch die Oppositionsparteien FDP und CDU begrüßen die Überarbeitung der Pläne. CDU-Franktionsvorsitzender Dennis Thering, der seinen Wahlkreis im Alstertal hat, fordert nun, „zügig eine Neuplanung vorzulegen“. Finn-Ole Ritter von der FDP beklagt wiederum, dass die Verwaltung die betroffenen Bürger anfangs nicht ernst genommen habe und darum eine zeitraubende Neuplanung notwendig sei.
„Wir nehmen die Sorgen der Bürger ernst“
Wir nehmen die Rückmeldungen, Sorgen und Anregungen der Menschen vor Ort sehr ernst. Diese und die Notwendigkeit, die Wasserleitungen, Siele und Stromleitungen im Sinne der Anwohner erneuern zu müssen, führen in Kombination mit einem herausfordernden, engen Raum in Insellage mit schützenswerten Straßenbäumen dazu, dass wir beschlossen haben, die Planungen für die notwendigen Maßnahmen noch einmal mit allen Bauträgern zu überarbeiten. Ziel ist es, alle Belange und Spannungsfelder möglichst gut zu berücksichtigen und aufzugreifen.
Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende
„Die Herausforderungen sind komplex“
Es führt kein Weg daran vorbei, die alten Leitungen an der Wellingsbütteler Landstraße zu sanieren. Die Herausforderungen vor Ort sind komplex: Es geht um die störungsfreie Grundversorgung mit Wasser, Strom und Gas, um die besondere verkehrliche Situation sowie um den Schutz des wertvollen alten Baumbestands. Die Gespräche vor Ort haben deutlich gemacht, dass eine Überarbeitung der Planung sinnvoll ist, um einen besseren Ausgleich der einzelnen Anliegen sicherzustellen.
Jens Kerstan, Umweltsenator
„Gut, dass die Stadt die Pläne überdenkt!“
Wir begrüßen sehr, dass die Stadt die Planung noch einmal neu durchdenkt – unter Beteiligung der betroffenen Gewerbetreibenden. Das ist das aber auch das Mindeste, was wir als Steuerzahler erwarten können. Wir und die Anwohner stehen voll hinter den Arbeiten, wissen, dass es ohne Einschränkungen nicht geht. Natürlich nagt es am Geschäft, wenn wir schlechter erreichbar sind. Gerade im Sommer kehren viele nach einem Ausflug an die Alster hier ein, gehen dann womöglich lieber anderswo spazieren gehen.
Götz Haaf, Inhaber Eiscuisine
„Wir müssen einen Kompromiss finden“
Es ist begrüßenswert, dass die Stadt die Planung komplett neu aufsetzt. Allerdings ist damit noch nicht gewährleistet, dass die Durchgängigkeit von Wellingsbütteler Landstraße und Weg während der Baumaßnahme erhalten bleibt. Die Vollsperrung wäre ein Todesurteil für die Nahversorgung in Klein-Borstel und Wellingsbüttel. Unser Stadtteil lebt davon, auch für Pendler erreichbar zu sein. Letztendlich geht es nun darum, einen Kompromiss zu finden, der für alle Beteiligten erträglich ist.
Guido von Scheffer, Geschäftsführer Rewe
„Wir werden die Pläne kritisch begleiten“
Die Bürgerinitiative „5 Jahre Vollsperrung. Nein, Danke!“ wird die Entwicklung rund um das geplante Großprojekt im Alstertal gemeinsam mit ihren Experten weiter kritisch begleiten und die bereits mehr als 7000 Unterstützer weiterhin aktuell über den Fortgang informieren. Weitere Aktionen wird die BI von nachprüfbaren positiven Entwicklungen und Fortschritten abhängig machen. Das „proof of concept“ der zu überarbeitenden Pläne steht ja noch aus.
Peter Becker, Sprecher für Bürgerangelegenheiten der BI
Last modified: 21. Dezember 2021