WSV-Vorstand Ulrich Lopatta im Interview zu Chancen, Herausforderungen und Verlusten
VOLKSDORF Für die Sportvereine in Deutschland und in unserer Region beginnt das dritte Corona-Jahr in Folge. Ulrich Lopatta, Vorstandsvorsitzender des Walddörfer Sportvereins und Sprecher der TopSportVereine Metropolregion Hamburg e.V. , weiß, wie es um die Hamburger Sportvereine steht und wie die Perspektiven für 2022 sind. Außerdem kennt er sich über die Grenzen Hamburgs hinaus aus, denn der Walddörfer SV ist Mitglied des Freiburger Kreises, eines bundesweiten Zusammenschlusses von Groß– Sportvereinen.
Von Jonas Conrad
Heimat-Echo: Welche Perspektive haben die Sportvereine im Jahr 2022 Ihrer Meinung nach?
Ulrich Lopatta: Im Moment funktioniert der Sport in den Vereinen unter den 2G Bedingungen ganz gut. Wir haben als Verein das Gefühl, dass man den Sport auch so wieder zum Laufen bekommt. Das funktioniert bei einigen Vereinen besser und bei anderen leider schlechter. In den Sportvereinen werden aber grundsätzlich Regeln eingehalten, nicht wie bei einigen anderen Veranstaltungen, die völlig unkontrolliert ablaufen. Beim Walddörfer SV steigen die Mitgliederzahlen, was sehr erfreulich ist. Nichtsdestotrotz fehlen im Vergleich zu den Mitgliederzahlen vor der Pandemie immer noch 1000 Mitglieder.
Wie sieht es mit den kleineren Vereinen aus? Würden diese noch ein oder zwei Corona-Jahre überstehen?
Der zusätzliche Aufwand, der durch die Corona Verordnung in den letzten zwei Jahren entstanden ist, ist groß. Ein gutes Beispiel sind die Kontrollen der zwingend notwendigen Dokumente. In dem Moment, in dem ein Übungsleiter nicht nur die Anwesenheit kontrollieren muss, sondern auch Impf- oder Genesenenausweis und Personalausweis, geht viel Zeit verloren. Große Sportvereine stellen hier extra Personal ein. Uns kostet das 4000 Euro zusätzlich jeden Monat. Kleine Vereine, bei denen die Übungsleiter das Check-in machen, verzweifeln schon jetzt.
Sie sprechen es an. Das Geld. Es gab Hilfsgelder des Bundes und der Stadt Hamburg. Wie viel war das und reichen diese Hilfen aus?
Es ist wichtig zu sagen, dass die finanziellen Hilfen von Verein zu Verein sehr unterschiedlich waren. Der Walddörfer SV hat ein gutes Jahr 2021 hingelegt, was auch daran liegt, dass wir alle Coronahilfen ausgeschöpft haben. Im Jahr 2022 werden aber immer noch die Einnahmen von 1000 Mitgliedern fehlen und die Ausgaben nicht weniger werden. Die Hilfen haben wir also dringend nötig.
Wie hoch ist der Verlust?
Wir haben damit gerechnet, dass wir 2021 etwa 800.000 Euro, in diesem Jahr 600.000 Euro und im nächsten Jahr 400.000 Euro weniger Beitragseinahmen haben werden. Das hing und hängt von den Mitgliederzahlen ab, die sich glücklicherweise allmählich normalisieren. Wir haben trotzdem noch einen Liquiditätskredit aufgenommen, um auch im Jahr 2022 sicher zu sein, dass wir alles bezahlen können, falls keine neuen Hilfen kommen.
Welche sportlichen Perspektiven hat der WSV 2022?
Der Wettkampfsport hat natürlich sehr gelitten, das Training und die Spiele sind zum Teil ganz ausgefallen und Großveranstaltungen konnten nicht stattfinden. Leider glaube ich, dass es auch erstmal so bleibt. Auch unser Silvesterlauf und der Neujahrsempfang sind bei uns ausgefallen. Solche Veranstaltungen sind super Werbeveranstaltungen für Vereine und fehlen umso mehr. Der Sport selbst ist in letzter Zeit so wichtig geworden, wie nie zuvor und das haben die Menschen auch erkannt. Fit zu sein ist eine gute Prophylaxe gegen das Virus. Und aus diesem Grund glaube ich, dass der Zulauf im Freizeitsport, sofern es keine erneuten Einschränkungen gibt, wieder stark zunehmen wird. Das ist auch das Ziel des WSV.
Es gab Informationen, dass ein neuer Fußballverein mit einigen Mitgliedern des Walddörfer SV gegründet werden soll. Stimmt das?
Ein neuer Fußballverein wird wohl nicht gegründet. Es gab Unstimmigkeiten mit Personen aus der Fußballabteilung, aber der Vorstand wird dafür sorgen, dass der Fußball im Walddörfer SV auch 2022 genauso gut rollt wie zuvor.
Last modified: 5. Januar 2022