Interview mit HSV-Supporters-Boss Sven Freese über Chancen und Herausforderungen bei sportlichen Großveranstaltungen
HAMBURG Sven Freese ist Chef des Supporters-Clubs des Hamburger Sport-Vereins und gebürtiger Volksdorfer. Ab dem 2. April sind bei HSV-Spielen im Volksparkstadion, an der Sylvesterallee, wieder 57.000 Zuschauer erlaubt. Die Coronaregeln in Hamburg werden gelockert und Großveranstaltungen mit maximaler Personenauslastung sind nicht mehr ausgeschlossen. Wir haben den Supporters -Chef – stellvertretend für zahlreiche Sportveranstalter in Hamburg – gefragt, wie er die Stimmung unter den Hamburgern in Bezug auf Großveranstaltungen einschätzt.
Von Jonas Conrad
Heimat-Echo: Wie schätzen Sie die Stimmung unter den HSV-Fans im Moment ein?
Sven Freese: Bei den HSV-Fans ist die Stimmung grundsätzlich gut. Wir haben ein DFB-Pokal-Halbfinale vor der Brust. Zudem haben wir eine Mannschaft, die entwicklungsfähig ist und deren Spiel Spaß bereitet. Ob das mit einem ausverkauften Stadion einhergeht, ist eine andere Frage. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir immer noch mitten in einer Pandemie sind und hohe Infektionszahlen haben. Dementsprechend müssen wir verstehen, dass es viele Fans gibt, die sich noch nicht ins Stadion trauen.
Besteht denn bei den Hamburgern und Hamburgerinnen weiterhin eine Ängstlichkeit gegenüber Großveranstaltungen während der Pandemie?
Ich glaube, eine gewisse Ängstlichkeit gibt es in der Gesamtbevölkerung. Die Zahlen in Hamburg sind weiter sehr hoch und die Pandemie ist einfach nicht vorbei. Das darf man nicht vergessen, und darum glaube ich, dass es zumindest eine große Vorsicht bei vielen Personen gibt.
Bei der Partie gegen Paderborn am kommenden Samstag ist ein ausverkauftes Stadion mit 57.000 Zuschauern wieder möglich. Das Hamburger Abendblatt schreibt, dass schon 30.000 Zuschauer ein Erfolg wären. Wie sehen Sie das?
Ich definiere den Erfolg nicht über Zuschauerzahlen. Erfolg ist, wenn man Spiele gewinnt. Ich hoffe auch, dass es bald wieder möglich sein wird, mit den Fans eine gemeinschaftliche Stimmung im Stadion zu erzeugen. Wenn viele Fans kommen, ihren Spaß haben und dann auch gesund wieder nach Hause gehen, ist das für uns ein Erfolg.
Wissen Sie, ob die HSV-Ultras, bei der zukünftig geltenden 3-G-Regelung wieder zurück ins Stadion kommen und für Stimmung sorgen?
Am Ende ist das natürlich die Entscheidung der jeweiligen Fangruppen. Beim Auswärtsspiel in Düsseldorf war die aktive Fanszene wieder im Stadion. In NRW gab es die 3G-Regelung, welche jetzt auch in Hamburg gilt, sodass ich hoffe, dass wir wieder organisierten Support im Stadion sehen werden. Wir stehen mit den verschiedenen Fangruppen im Kontakt und versuchen, wie vor der Pandemie, für ein offenes, freies und buntes Stadion zu sorgen.
Worauf freuen Sie sich in der kommenden Zeit persönlich am meisten?
Ich bin schon als kleiner Junge aus Volksdorf zu HSV-Spielen gefahren. Neben dem Fußball, der auf dem Platz gespielt wurde, hat mich schon immer die Stimmung im Stadion fasziniert. In den letzten zwei Jahren hat organisierte Stimmung gefehlt und jetzt sieht es so aus, als würde das zurückkehren. Darauf freue ich mich wahnsinnig. Mit dem DFB-Pokal Halbfinale gegen den SC Freiburg haben wir ein sportliches Riesenhighlight vor der Tür, welches ich mit Spannung erwarte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Spiel von außen unter Wert verkauft wird. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass ein Zweitligist im DFB-Pokal -Halbfinale steht. Außerdem befinden wir uns mitten im Aufstiegskampf und ich freue mich einfach auf die kommende, sehr spannende Zeit. Und im Mai gucken wir dann, wo wir stehen.
Vielen Dank für das Interview, Herr Freese. Das Heimat-Echo wünscht Ihnen und dem HSV alles Gute in den kommenden Monaten.
Last modified: 30. März 2022