Pippa (17) macht den Kutschen-Führerschein
VOLKSDORF Mit einer Pferdestärke gemütlich durch die Straßen fahren: Dieses Vergnügen gönnt sich eine Oberstufenschülerin aus Volksdorf. Die 17-jährige Pippa hat den Kutschenführerschein erworben und mit dem Heimat-Echo eine Runde durch Volksdorf gedreht.
Von Marius Leweke
„Schritt, Umberto, Schritt.“ Pippa zieht ganz leicht an der Leine und das Kutschpferd gehorcht. Wir fahren gemächlich den Allhorndiek entlang, lächelnd machen die Fußgänger Platz. Es ist Samstagnachmittag und Pippa geht mit Umberto auf Kutschtour. Seit letztem Herbst darf sie offiziell ein Pferdegespann auf öffentlichen Straßen und Wegen lenken. „Mit höchstens zwei Pferden“, sagt die Elftklässlerin, als wir für ein Foto vor ihrer Schule, dem Walddörfer Gymnasium, halten. Die Idee kam Pippa während eines Praktikums im Museumsdorf. Sie sei früher schon einige Jahre geritten, die Arbeit mit Pferden macht ihr sichtlich Spaß – mit allem Drum und Dran.
Striegeln, Pflege und Aufschirren
Kutsche fahren heißt nicht einfach: anspannen, aufsteigen, losfahren. Der Ausflug beginnt auf der Koppel, die Umberto sich mit den anderen beiden Schleswiger Kaltblütern Lennart und Eric teilt. Pippa holt den 19-jährigen Senior – „Er ist älter als ich“ – zum Harderhof, wo er gründlich gestriegelt wird, die Hufe ausgekratzt und zwei kleine Schürfwunden versorgt werden. Mittlerweile sammeln sich große und kleine Besucher und Pippa beantwortet geduldig alle Fragen. „Ja, das Pferd muss sauber sein, ehe wir anschirren, damit das Geschirr nicht reibt.“ Das gelte auch für die Hufe. „Umberto und ich haben einen Moment gebraucht, bis wir uns aneinander gewöhnt haben“, erzählt sie beim Anschirren. Auf den korrekten Sitz der ledernen Leinen achtet sie besonders. „Das ist auch ein wichtiger Teil der Ausbildung beim Kutschenführerschein“, berichtet Pippa. „Wenn das Geschirr nicht korrekt angelegt ist, und sich etwas löst, kann das für Pferd und Fahrer gefährlich werden.“
Weitere Inhalte betreffen Bedürfnisse und Leistungsfähigkeit des Pferdes, aber auch das korrekte Abbiegen, das Überqueren von Kreuzungen und Brücken. In der Fahrschule in Elmshorn hat Pippa auf einem abgesperrten Platz geübt, Fahrpraxis konnte sie zudem mit einem Gespann des Volksdorfer Museumsdorfs sammeln.
Die Pferde kennen alle Wege
Was das wichtigste beim Gespannfahren ist? „Reden hilft“, lacht Pippa. Denn Kutschpferde gehorchen auf Kommandos wie Schritt, Trab oder Stopp. „Galopp entfällt, diese Gangart ist zum Kutschefahren nicht geeignet, weil das Pferd springt und dadurch zu viel Kraft verloren geht.“ Was nicht heißt, dass eine Kutsche immer langsam fährt.
„Umberto versucht manchmal auf der Straße, mit den Autos Schritt zu halten.“ Dann heißt es, den älteren Herrn zu zügeln. Manchmal will er auch früher nach Hause. „Unsere Pferde kennen alle Wege in Volksdorf und wollen dann abkürzen.“
Wir nähern uns der Einfahrt zum Museumsdorf, Mitfahrerin Jessica Läufer zeigt mit einer Kelle an, dass wir abbiegen werden. Die Kutschen des Museumsdorfes fahren in der Regel mit Beifahrer. „Dann kann die zweite Frau oder der zweite Mann auch mal absteigen und ein Pferd festhalten, wenn es notwendig ist.“ Zahlende Fahrgäste darf Pippa noch nicht mitnehmen. „Dafür benötigt man einen Personenbeförderungsschein und den kann man erst mit 18 machen.“
Als letzte Frage bleibt, ob die 17-Jährige sich eigentlich schon zum Autoführerschein angemeldet hat. Pippa lacht. „Nein, das hat noch Zeit.“
Last modified: 6. April 2022