Poppenbütteler feiern Eiserne Hochzeit – das ist eine absolute Seltenheit
POPPENBÜTTEL Viele Paare träumen davon, gemeinsam alt zu werden. Für Elke und Fredy (Fritz) Reichelt ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Am 21. April feiert das Paar im Kreise der Familie das Fest der Eisernen Hochzeit. Für die beiden Hamburger jährt sich damit zum 65. Mal der Tag, an dem sie sich im Saseler Standesamt das Jawort gegeben haben.
Von Elke Becker
Der Volksmund sagt, wer sich 65 Jahre die Treue gehalten hat, hat einen eisernen Willen bewiesen. Für die beiden Poppenbütteler trifft das auf alle Fälle zu! Sie blicken auf ein ereignisreiches, aufregendes Leben zurück, das ihnen eine große Familie beschert und sie in viele Ecken dieser Erde gebracht hat.
Aber der Reihe nach: Amors Pfeil traf die beiden, als sie sich vor über 67 Jahren im Operettenhaus auf dem Kiez begegnet sind. „Ein Lehrkollege hat Elke und ihre Zwillingsschwester mitgebracht“, erinnert sich der gelernte Maschinenbauer. Schnell wurden Telefonnummern ausgetauscht und die beiden frisch Verliebten trafen sich immer öfter in einem Saseler Tanzlokal, gingen zelten in Pelzerhaken oder trafen sich mit Freunden.
Die Hochzeit fand dann etwas Hals über Kopf statt. Eine Zweizimmer-Wohnung im Hause von Fredys Eltern auf der Uhlenhorst war frei geworden – und konnte natürlich nur an Ehepaare vergeben werden. „Aber die Sache war ja schon längst beschlossen“, erinnern sich beide mit einem Lächeln. Zur Hochzeitsreise ging es nach Dänemark.
Zwei Wochen mit dem Zelt auf Fanø
Auf der Halbinsel Fanø wurde zwei Wochen gezeltet. „Und zwar direkt am Strand“, erinnert sich Fredy Reichelt, „damals ging das noch ohne Weiteres.“ Große Veränderungen standen 1960 an: Sohn Jörg war unterwegs und der Bau eines Doppelhauses in Poppenbüttel nahm Gestalt an. Gemeinsam mit Elkes Schwester Gerda wollte die Familie „aufs Dorf“ ziehen, wie die beiden diesen Hamburger Stadtteil noch immer scherzhaft nennen. Familie und Freunde packten tatkräftig mit an und auch der Lieferwagen von Freund Helmuth, der Sohne des Uhlenhorster Vermieters, leistete als Möbelwagen beim Umzug gute Dienste.
Vier KInder und ein Doppelhaus
Schon 1962 vergrößerte die älteste Tochter Heike die kleine Familie. 1965 folgte Anke und 1967 war mit Sohn Olaf die Familienplanung abgeschlossen. Das schmucke Doppelhaus wurde im Laufe der Jahre auf die Bedürfnisse der großen Familie angepasst. Als Nesthäkchen Olaf zehn Jahre alt war, ging Elke wieder arbeiten. Die gelernte Kürschnerin stellte Hundeleinen her. Für die Tierliebhaberin ein Job, der sie ganz und gar ausfüllte. Gehörten doch über Jahre zwei Yorkshire Terrier zur Familie. „Am liebsten hätte ich heute noch einen Hund“, gesteht Elke Reichelt. „Daffy und Baffy waren immer eine große Bereicherung für unser Familienleben.“
Je älter die Kinder wurden, je häufiger fand das Familienleben auch auf vier beziehungsweise acht Rädern statt. Die Poppenbütteler entdeckten 1984 ihre Liebe zu Wohnmobilen und bereisten fortan an damit die Welt. Zunächst erkundete die Familie die deutschen und jugoslawischen Ausflugsziele. Beliebt waren bei allen die Wochenendausflüge an die damals noch fast ungerührten Ostsee-Strände. Eines der acht Enkelkinder begleitete die Großeltern oft und gerne zu Kurzreisen oder man traf die Familienmitglieder an Lieblings-Zeltplätzen zum gemeinsamen „Urlauben.
Mit dem Ruhestand des Jubelpaares begann dann die Zeit der Fernreisen. Ungarn, Spanien, Frankreich – überall, wo es schöne Plätze zu erkunden gab, suchten sich die beiden Hamburger den perfekten Stellplatz und genossen die gemeinsame Zeit. Einziger Pferdefuß bei den vielen Reisen – spätestens nach acht Wochen hieß es: „Zelte abbrechen und zurück in die Heimat“, erzählt Fredy Reichelt, „schließlich wollten wir unseren Garten ja nicht vernachlässigen.“ Und in der Tat, die gepflegte Grünanlage hinterm Haus ist zurecht der Stolz ihrer Besitzer.
Puzzeln, Rätseln und Heimwerken
Mittlerweile sind die Ausflüge seltener geworden, aber Elke und Fredy Reichelt kein bisschen untätig dabei. Gerne vertreiben sie sich in ihrem Heim in Poppenbüttel die Zeit mit puzzeln, Rätseln und Heimwerkern. Der Hausherr hat gerade von der jüngsten Tochter einen Eimer mit alten Hufeisen bekommen. Die werden jetzt in liebevoller Kleinarbeit entrostet, angemalt und zu Deko-Objekten zusammengesetzt. „Wir haben immer etwas um die Ohren, das schweißt zusammen“, verrät die Jubilarin. Sie und ihr Mann freuen sich sehr auf ihren eisernen Hochzeitstag, den sie am Donnerstag im Kreise der Familie verbringen möchten. Fest steht: Dann steht eine große Überraschung vor der Tür. (eb)
Last modified: 20. April 2022