Broder-Jürgen Trede ist die Stimme des HSV-Netradios
VOLKSDORF Wer HSV-Fan ist und das Medium Radio gerne nutzt, kennt ihn garantiert. Broder-Jürgen Trede ist die Stimme des HSV-Netradios und lebt in Volksdorf. Im HSV-Netradio werden alle Spiele des HSV von ihm und seinem Team kommentiert. Die Radioshow kann sich jeder live und kostenlos im Internet anhören. Das Heimat-Echo hat viele Fragen zu der einzigartigen Radio-Fußballshow.
Von Jonas Conrad
Heimat-Echo: Moin Herr Trede – und erst einmal herzlichen Glückwunsch zu ihrer vergangenen, 250. Ausgabe des HSV-Netradios. Aber fangen wir von vorne an. Wie sind sie eigentlich Fußball-Radiokommentator geworden?
Broder-Jürgen Trede: Nach meiner Schulzeit habe ich Sport mit dem Schwerpunkt Journalistik an der Universität Hamburg studiert. Während dieser Zeit hatte ich allerdings noch keine Berührungspunkte mit dem Hörfunk. Nach meinem Abschluss im Februar 2003 habe ich dann sofort als Dozent in meinem Studienbereich angefangen. In dieser Zeit hatte ich schon gute Verbindungen zum HSV. Der damalige Vorstand für Fanbelange rief mich eines Tages an und erzählte von zwei Sehbehinderten, die immer wieder nach einem Livekommentar bei Heimspielen fragten. Auch sie wollten Heimspiele des HSV besuchen und live verfolgen können. Ziemlich kurzfristig, zum nächsten Heimspiel gegen Werder Bremen, haben wir dann das erste Mal diesen Service eingerichtet und angeboten. So bin ich zum Fußballkommentator geworden und habe später auch noch parallel eine Ausbildung zum Hörfunkjournalisten gemacht.
Ist aus dem Livekommentar für Sehbehinderte und Blinde dann irgendwann das HSV-Netradio geworden?
Ja. In der Saison 2003/2004 bis in die Saison 2005 gab es das Angebot ausschließlich für Sehbehinderte und Blinde. Dort, wo man im Stadion den Kommentar hören konnte, sind die Leute aber immer wieder stehen geblieben und wir haben oft ein sehr positives Feedback, auch von sehenden Menschen, bekommen. Hieraus entstand dann 2005, für drei Jahre, das Payformat HSV-Webradio. Nach einigen Jahren Pause wurde dann 2015 das HSV-Netradio, wie wir es heute kennen, geboren: Ein kostenloser Liveservice für HSV-Fans in der ganzen Welt. Das exklusive Angebot für Sehbehinderte und Blinde im Stadion gibt es aber nach wie vor. So hat sich das HSV- Netradio aus der Blindenreportage entwickelt, sie aber natürlich nicht verdrängt.
Worauf muss man, Ihrer Meinung nach, beim Kommentieren für das Radio besonders achten?
Ganz wichtig ist die Vorbereitung. Ich sage immer, wenn abgepfiffen wird, beginnt unsere Vorbereitung schon wieder. Ich bin eigentlich die ganze Woche mit dem HSV-Netradio beschäftigt und das ist auch der Grund, warum die Beschreibung „Fanradio“ nicht richtig zutrifft. Dafür arbeiten wir zu journalistisch. Beim Kommentieren gibt es dann zwei Dinge, die man beherrschen muss. Das Erste ist die Rolle als Reporter, in der genau beschrieben wird, was man sieht. Man ist kein Fernsehkommentator, der zum Beispiel sagen kann: „Was für ein schlechter Schuss“, weil jeder ja sehen kann, was er meint. Die Situation muss exakt beschrieben werden. Die zweite Sache ist das Navigieren. Man muss für den Hörer permanent beschreiben, wo der Ball ist.
Das klingt nach fundiertem Fachwissen und viel Erfahrung. Geben Sie diese auch weiter?
Wie erwähnt, habe ich an der Universität Hamburg als Dozent gearbeitet. Leider gibt es den Studiengang schon länger nicht mehr. Dennoch bilde ich noch aus. Das sind dann Schulungen über mehrere Tage, wie zum Beispiel bald beim VFL Wolfsburg. Einmal im Jahr gibt es auch eine Sitzung von der deutschen Fußballliga (DFL), bei der alle Fanradio- und Sehbehindertenreportagen-Macher aus Deutschland zusammenkommen und sich austauschen können. Zusätzlich gibt es bei diesen Treffen ein Programm, bei dem ich als Dozent in der Regel immer etwas anbiete.
Abschließend noch eine sehr wichtige Frage für alle HSV-Fans: Schafft die Mannschaft den Aufstieg diese Saison noch?
Ich bin so ein Typ, der sagt, wenn es rechnerisch noch geht, warum nicht? Das ist für mich das Wesen des Sports. Aufgeben kann ich, wenn abgepfiffen ist. Deswegen glaube ich, so mutig wie die Mannschaft zurzeit spielt, dass wir es noch schaffen.
Es ist immer beeindruckend, wie viele interessante, innovative Menschen in unserem Hamburger Nord-Osten zu Hause sind. Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Freude, bei Ihrer spannenden Arbeit.
Last modified: 4. Mai 2022