Förster wusste nichts von dem Projekt – jetzt Gespräch mit Filmemachern
VOLKSDORF Es sollte ein selbstgedrehtes Horrorvideo werden und endete mit einem größeren Polizeieinsatz: Für zwei Schüler und weitere Beteiligte wurde ihr Schulprojekt zu einem Ereignis, das sie so schnell nicht vergessen werden.
Von Stephanie Rutke
Zwei Jugendliche, die ein Schulprojekt umsetzen wollten, haben damit am vergangenen Montag – wie berichtet – einen größeren Polizeieinsatz im Volksdorfer Wald ausgelöst: Die beiden hatten für ihren geplanten Horrorfilm eine Blutlache, blutige Handabdrücke an einem Baum und Schleifspuren im Wald simuliert. Eine besorgte Spaziergängerin informierte die Polizei und eine Lawine kam ins Rollen.
Nachdem alles aufgelöst war, sah sich der zuständige Revierförster Alexander Knöttgen, seit zwei Jahren in der Revierförsterei Volksdorf, zu der unter anderem der Volksdorfer Wald gehört, mit Behauptungen konfrontiert. Die Geschichte wurde deutschlandweit von verschiedenen Medien veröffentlicht und es hieß, der Förster habe den Videodreh genehmigt. „Das stimmt definitiv nicht“, stellt er klar. „Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Falschinformation, der Förster habe den Dreh genehmigt, von der Polizei-Pressestelle ausging“, so Jan Fedkenhauer vom PK 35. Die Polizei hat sich mittlerweile bei Förster Knöttgen entschuldigt.
An die vergangene Woche erinnert Knöttgen sich nur zu gut: „Ich war am Montag in der Försterei, nur 200 Meter entfernt vom Einsatzort“, erzählt er. Gegen 21.30 Uhr baten ihn die Beamten dazu, um bei der Klärung zu helfen, ob es sich bei der Lache um menschliches oder tierisches Blut handeln könne. Knöttgens Bauchgefühl sagte ihm, dass es sich nicht um Blut handelte, zumal auch zwei eingesetzte Spürhunde nicht anschlugen.
Jugendliche zeigen Verantwortung
Knöttgen sah sich am nächsten Tag den vermeintlichen Tatort genauer an. „Es war keineswegs eine riesige Blutlache, sondern vielleicht die Menge von zwei vollen Schnapsgläsern“, so der 32-Jährige. Einer seiner Mitarbeiter war mittags an der Stelle und wurde auf zwei Jugendliche aufmerksam, die ihn fragten, ob er wegen des Blutes dort sei. Die beiden nahmen ihren Mut zusammen und erklärten, dass sie dafür verantwortlich seien. „Sie haben vom Videodreh erzählt“, berichtet Knöttgen, „waren reumütig und hatten Angst vor Konsequenzen.“ „Ich habe ihnen erklärt, dass ein solcher Filmdreh ausschließlich in Absprache mit dem Förster erlaubt ist.“ Dann gab es noch eine Belehrung darüber, dass die Tiere im Wald sich zurzeit in einer hochsensiblen Brut- und Setzzeit befinden.
„Ihr müsst euch bei der Polizei melden“, wandte sich der Förster an die Schüler. Er selbst hat dann das zuständige Revier angerufen und als die Beamten im Wald eintrafen, zur Aufklärung beigetragen. „Anschließend habe ich zusammen mit den Jungen das Kunstblut vom Baum gewaschen“, sagt er. Wenn die beiden den Dreh vorher mit ihm abgesprochen hätten, wäre alles anders gelaufen: Knöttgen hätte ihnen gezeigt, wo sie ihren Film hätten drehen können und dafür gesorgt, dass nach dem Dreh alle Spuren beseitigt werden.
Weil keine Straftat vorliegt, wird auch kein Verfahren eröffnet, der Vorgang sei damit beendet, so Fedkenhauer. Auf die beiden Jugendlichen kommt jetzt noch ein Gespräch mit dem Jugendschutz der Polizei zu. Weitere Konsequenzen haben sie nicht zu erwarten.
Last modified: 11. Mai 2022