Landestrainerin Esther Poburski über ihre Arbeit mit Talenten in der Hanseatic Golf Union
Esther Poburski ist seit 2015 Landestrainerin für die Hanseatic Golf Union, dem Zusammenschluss der Landesgolfverbände Schleswig-Holstein und Hamburg in der Nachwuchs-Leistung-Förderung. In der HGU werden aktuell 25 Mädchen zwischen 11 und 19 Jahren in unterschiedlichen Kadern betreut. Im Interview spricht die ehemalige Spielerin der Ladies European Tour, die 2019 deutsche Meisterin der Golflehrerinnen wurde, über die Nachwuchsleistungsförderung im Norden.
Von Gerhard Müller
Frau Poburski, wann sollte ein Kind mit dem Golfsport beginnen?
Das kann man nicht pauschalisieren, wichtig ist, dass Kinder eine breit gefächerte motorische Grundausbildung mitbringen. Da im Schulsport zu wenig in diesem Sinne passiert, sollten Kinder parallel zum Golf auf jeden Fall noch eine weitere Sportart betreiben, um koordinative Fähigkeiten zu entwickeln. Die Spezialisierung sollte dann vielleicht mit ca. 14 Jahren anfangen, das ist bei Mädchen und Jungen durchaus unterschiedlich.
Sie sprachen den Schulsport an: Wird an Hamburger Schulen Golf gelehrt?
Ja, vereinzelt, aber wenig, der Golfverband betreut in der fünften und sechsten Klasse an der Stadtteilschule Heidberg ein Inklusions-Klasse. Desweiteren haben wir mit dem Heidberg- und dem Hochrad-Gymnasium Partner-Schulen des Nachwuchsleistungssports, die unsere Kaderathleten besuchen können. Dort findet dann innerhalb des Schul-Unterrichts Kader-Training statt.
Sie sind für die Mädchen zuständig, Jens Weishaupt für die Jungen. Gibt es in Hamburg und Schleswig-Holstein hoffnungsvollen weiblichen Nachwuchs mit Tour-Ambitionen?
Durchaus, im Moment kämpfen aber auch wir, wie alle Sportverbände, mit dem Zuwachs gerade in den jüngeren Jahrgängen. Ob am Ende jemand oben ankommt, da spielen natürlich viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Wir unterstützen in der HGU mit dem 16Plus-Team junge Athleten und Athletinnen, die ihre Ambitionen klar in den Golf-Leistungssport setzen. Das mehrstufige Förderkonzept sieht vor, Spielerinnen und Spieler so auszubilden, dass aus ihnen selbstständige Sportler-Persönlichkeiten werden, die auf den Touren dieser Welt bestehen können. Im Moment besteht das 16Plus Team aus zehn Mitgliedern, darunter vier weibliche. Victoria Hund studiert seit zwei Jahren in Charleston und hat in den USA bereits drei College-Turniere gewonnen. Julia Bäumken und die amtierende Deutsche Meisterin AK 18 Leonie Wulfers werden im August ebenfalls auf ein College gehen. Mia Lena Hoffmann hat sich bewusst für den Weg aus Deutschland heraus entschieden.
Wie oft trainieren Sie mit Ihren Athletinnen?
Sie haben die Möglichkeit, viermal in der Woche an den Einheiten teilzunehmen, zudem betreue ich sie bei Turnieren. Wir arbeiten mit modernsten sportwissenschaftlichen Methoden und in einem ganzheitlichen Ansatz. Uns geht es nicht nur um sportliche Ausbildung, sondern vorwiegend um Persönlichkeitsentwicklung.
Mit Emilie von Finckenstein aus Falkenstein, Philippa Gollan aus Travemünde und Emil Albers aus Buchholz gehören zudem drei AthletInnen zum deutschen Junior-Golf-Team. Es scheint um das Nachwuchsleistungsgolf im Norden nicht schlecht bestellt zu sein.
Es freut uns natürlich sehr, dass regelmäßig Athletinnen aus Hamburg und Schleswig-Holstein in das Junior-Team nominiert werden. Wenn man aber das Höchstleistungsalter in der Sportart Golf (Damen 24-28 Jahre, Herren 28-32 Jahre) betrachtet, ist die Nominierung in die Nationalmannschaft wahrscheinlich eine der untersten Stufen in der Entwicklung zum Leistungssportler. Auf dem Weg in die Weltspitze sind noch viele Stufen zu erklimmen.
Last modified: 8. Juni 2022