Hospital zum Heiligen Geist begrüßt Mieter im ersten von 23 neuen Gebäuden
POPPENBÜTTEL Es tut sich was in der neuen „Seniorenstadt“: Das Hospital zum Heiligen Geist konnte im jetzt fertig gestellten Gebäude – dem ersten von 23 – die neuen Mieter begrüßen. Ein gutes Jahr nach dem Richtfest nimmt mit der Inbetriebnahme von „Haus 6“ die Totalerneuerung von Hamburgs größer Senioreneinrichtung immer weiter Gestalt an.
Von Marius Leweke
Das neue Haus verfügt über 26 barrierefreie Wohnungen, alle mit Balkon oder Terrasse. In den kommenden zehn Jahren sollen die bestehenden Gebäude nach und nach durch Neubauten ersetzt werden. „Eine Teilsanierung wäre nicht sinnvoll möglich gewesen“, hat die gemeinnützige Stiftung schon beim Startschuss für die Entwicklung 2018 mitgeteilt.
Moderne Einzelzimmer und betreutes Wohnen
Es gibt eine Reihe von Gründen für die komplette Erneuerung der Anlage. Zum einen sind die Ansprüche an das Leben im Alter andere als bei Bau und Ausbau der Senioreneinrichtung in den 1970er-Jahren. Einzelzimmer mit modernen Kommunikationsmitteln, Betreutes Wohnen mit nach Bedarf zubuchbaren Pflegeleistungen und nicht zuletzt energieeffizienteres Wirtschaften sind die aktuellen Trends. Von der Modernisierung von Grund auf profitieren in Zukunft nicht nur die 1200 „Bürger“ der „Seniorenstadt“.
Auch für die 900 Beschäftigten soll das neue Hospital zum Heiligen Geist weiterhin attraktive Arbeitsplätze bieten. Dies sei gerade in Zeiten des Fachkräftemangels in der Pflege ein wichtiger Faktor, heißt es bei den Verantwortlichen. So werden beispielsweise Architektur und Struktur der neuen Gebäude an die neuen Anforderungen – wie kürzere Wege innerhalb der Häuser, kleinere Wohngruppen und die ausgefeilteren technischen Hilfsmittel – angepasst.
Die Zukunft des Seniorenwohnens
So viel Technik wie möglich, intuitiv und simpel zu bedienen: Das zeichnet die neuen Senioren-Wohnungen mit Service im Hospital zum Heiligen Geist aus. Haus 6 ist der erste von 23 geplanten Neubauten, der bezugsfertig ist. Haus 6 liegt etwas versteckt am Rand des 80.000 Quadratmeter großen Geländes des Hospitals zum Heiligen Geist. Es herrscht Baustellenbetrieb in der Umgebung. Kein Wunder; denn das dreistöckige Gebäude ist das erste, das im Zuge der nahezu kompletten Neugestaltung der Seniorenwohnanlage bezugsfertig wurde. „Es sind fast alle Wohnungen vermietet“, sagt Vorstand Michael Kröger. Das Haus beherbergt sogenannte Service-Wohnungen. Die Appartements sind barrierefrei gebaut, außerdem sind eine Reihe elektronischer Helfer installiert. Gedacht sind sie für ältere Menschen, die (noch) nicht auf die Vollversorgung durch Pflegepersonal angewiesen sind. „Die Bewohner können sich alle möglichen Wahlleistungen bei Bedarf hinzubuchen – Menüservice, Wäscheservice oder auch ambulante Pflegeleistungen“, erläutert Michael Kröger. Diese Dienstleistungen werden dann separat abgerechnet. Wegen der hohen Flexibilität und dem stufenweisen Anpassen der Pflegeleistungen an die eigenen Wünsche ist die Nachfrage nach dieser Wohnform in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.
Einfach bedienbare Technik
In den einzelnen Wohnungen, sie messen zwischen 50 und 90 Quadratmeter, haben die Bauherren modernste Technik installieren lassen. Das beginnt beim Zugang: Statt klassischer Schlüssel öffnen sich die Türen mit einem programmierbaren Transponder. „Der ist leichter zu ersetzen, wenn er verloren geht und kann deaktiviert werden“, erläutert Benjamin Krag, Leiter Gebäudemanagement. Andererseits ist es leichter, Angehörige mit einem elektronischen Schlüssel auszustatten. Der weiteren Sicherheit der Bewohner dienen Kameras und Sprechanlagen, die sowohl vor dem Gebäude als auch vor der Wohnung angebracht sind. Krag: „Der klassische Türspion hat ausgedient.“ Wer vor dem Eingang steht, ist auf einem Tablet zu sehen, das direkt neben der Tür angebracht ist. Es dient außerdem der Steuerung von allen Lampen und den elektrischen Rollläden im Appartement – und hat noch einige Funktionen mehr aufzuweisen.
Tablet ist wie das „Schwarze Brett“
Der Bildschirm dient beispielsweise auch als „Schwarzes Brett“, auf dem das Tagesprogramm angezeigt wird und wo sich Bewohner auch zu gemeinsamen Sport, Spiel und anderen Treffen verabreden können. „Wir schicken damit auch Mitteilungen etwa über Reparaturarbeiten direkt in die Wohnungen und nehmen Schadenmeldungen entgegen“, sagt Gebäudemanager Krag. Der eigentliche Clou des Ganzen: Jede Information lässt sich auch über die App eines anderen Mobilgeräts abrufen, ebenso wie alle Steuerfunktionen. „Sie sitzen auf dem Sofa und sehen, wer vor der Tür steht oder schauen, was im Großen Saal heute los ist.“
Auch die Kontrolle von Heizung und das Abrufen von Verbrauchsinformationen für Strom und Wasser ermöglicht das System. Ganz wichtig: Der Datenaustausch findet nur lokal statt. Kein Außenstehender hat Zugriff auf die im Fachjargon Altersgerechte Assistenzsysteme genannten Funktionen und Informationen.
23 Neubauten in den kommenden zehn Jahren
Das größte Bauvorhaben in der 800-jährigen Geschichte der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist schreitet voran. Das jetzt bezogene Gebäude ist das erste von 23 Neubauten, die in den kommenden zehn bis zwölf Jahren die meisten der Bestandsbauten ersetzen werden. Das Budget dafür beträgt Stand jetzt rund 100 Millionen Euro. Ende September steht dann das Richtfest für die Häuser 3 bis 5 an, die unter anderem ein Pflegeheim mit Demenzabteilung und Demenzgarten beherbergen werden. Auch dort wird modernste Technik installiert – auch um die Fachkräfte in diesem Bereich zu unterstützen und zu entlasten. Eine der größten Herausforderungen bei der gesamten Neubauplanung ist, dass alle Baumaßnahmen bei laufendem Betrieb stattfinden und immer wieder Senioren innerhalb der Einrichtung umziehen müssen.
Strom erzeugen mit Sonnenkraft – Neue Wege in der Energiewende im Hospital zum Heiligen Geist
Die Energiekosten senken und Ressourcen schonen, das ist im Hospital zum Heiligen Geist ein wichtiges Anliegen. Die aktuellen Entwicklungen mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und die knappen Gaslieferungen haben das Thema Energie noch einmal besonders in den Fokus gerückt.
In Kürze nimmt die Stiftung ihre erste Photovoltaik-Anlage auf einem ihrer Bestandsgebäude in Betrieb. Auf dem Haus Hortensie wurde die knapp 100 kWp (Kilowattpeak) große Anlage errichtet. Die 284 installierten Module erzeugen kostengünstig und CO2-frei jährlich über 85.000 Kilowattstunden Strom. Mit der auf dem Dach erzeugten Energie werden rund 25 Prozent des bisherigen Netzstroms ersetzt und damit jährlich über 15.000 Euro eingespart.
Photovoltaik fester Bestandteil beim Bau
„Wir freuen uns darüber, dass wir einen weiteren Baustein zur Energiewende in unserem Haus in Betrieb nehmen können“, erklärt Michael Kröger vom Vorstand des Hospitals zum Heiligen Geist. „Die Photovoltaik-Anlage senkt unsere CO2-Emissionen um rund 30 Tonnen pro Jahr gegenüber dem Strom aus dem Netz. Zusätzlich macht uns die selbst erzeugte Energie unabhängig von steigenden Strompreisen in der Zukunft. Bei unseren Neubauten ist Photovoltaik ein fester Bestandteil der Planungen.“
„Durch den konstanten Strombedarf im Haus und die hochwertigen Komponenten wird sich die Anlage bereits nach etwa sechs Jahren amortisieren“, so Thorsten Prinzlin von PRISMA Neue Energie GmbH. In den rund 2000 von der Firma installierten Anlagen sei das ein Platz im oberen Bereich. In Hamburg ist auf vielen Dächern noch viel Potential für weitere Photovoltaik-Anlagen, mit denen sich die Energiewende auch an der Elbe tatkräftig voranbringen lässt. (red)
Last modified: 10. August 2022