Im Strandkorbgespräch spricht Gerhard Delling über eine innovative App und seinen ersten Roman
DUVENSTEDT/RADE Noch heute ist er für viele der „Mr. Sportschau“. Bereits mit 16 Jahren begann Gerhard Delling als freier Mitarbeiter bei der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung. Die Sportredaktion traf den gebürtigen Rendsburger in der Alten Rader Schule zum Interview.
Von Sebastian Conrad
Heimat-Echo: Herr Delling, womit beschäftigen Sie sich derzeit?
Gerhard Delling: Sport gucken! (lacht). Im Ernst – natürlich bin ich nach meinem Ausscheiden beim NDR weiterhin sportlich, wirtschaftlich und politisch aktiv. Darüber hinaus habe ich Zeit, mich um unterschiedliche Projekte zu kümmern. So habe ich meinen ersten Roman geschrieben und wir haben eine App entwickelt, die Sporttalente mit Hilfe künstlicher Intelligenz vergleichbar machen soll.
Das klingt spannend! Was genau ist das für eine App?
Der Fokus liegt derzeit auf dem Fußball. Wenn die App fertig programmiert ist, werden wir in der Lage sein, Übungen von Menschen weltweit miteinander vergleichen können. Dafür reicht uns ein Smartphone. Diese Technik ist dann nicht nur für Profis, sondern auch für den Amateursport interessant.
Sie haben viele Jahre sehr analog gearbeitet – wie digital arbeiten Sie heute?
Auch wenn ich mal meine Stimme für ein FIFA-Spiel zur Verfügung gestellt habe, brauche ich weiterhin lineare Bewegungen. Ich bin kein Gamer oder Spielertyp. Als es noch keine Online-Redaktion bei der ARD gab, habe ich mich stets für digitale Medien interessiert. Im Digitalen liegen, bei allem Trash, unfassbar viele Chancen. Das sehe ich auch im Rahmen meiner Tätigkeit als Berater und Coach an der Fachuniversität des Deutschen Mittelstands in Hannover. Im Kern geht es auch hier immer wieder um die Frage: Wie komme ich vom Wort zum Bild?
Sie haben jüngst ein Buch geschrieben. Wie kam es dazu?
Ich wollte nach meinen ersten Veröffentlichungen im Sport immer einen Roman schreiben. Als Vorlage diente das Unternehmen meiner Großmutter. Die Geschichten, die sich abspielen, sind zum Teil erfunden. Das Klima, in dem das Buch spielt, ist allerdings nicht erfunden. Es geht um eine starke Frau, die sich am Ende des Zweiten Weltkriegs selbständig macht und einen mittelständischen Betrieb aufbaute. Ein aktuelles Thema – auch vor dem Hintergrund heutiger Work-Life-Balance.
Sie wurden in Rendsburg geboren, sind in Schleswig-Holstein groß geworden und haben in Kiel studiert. Seit vielen Jahren leben Sie jetzt im ländlichen Duvenstedt. Was und wo ist für Sie Heimat?
Ich habe mich mich zwischen Rendsburg, dänischer Grenze, Hamburg und Lübeck immer sehr wohl gefühlt und bin bis heute ein komplett bodenständiger Norddeutscher. Es ist letztlich meinem ehemaligen Chef Armin Hauffe zu verdanken, der für mich damals einen Termin zum Vorsprechen beim SWR vereinbart hatte, sodass ich zwischenzeitlich einige Jahre im Süden gelebt und gearbeitet habe.
Und, wollten Sie in den Süden?
Nein, eigentlich wollte ich das nicht und bin aus Pflichtbewusstsein dort hingefahren. In dem Bewerbungsgespräch saßen dann journalistische Sportgrößen wie Volker Kottkamp, Walter Johannsen, Hans-Reinhard Scheu und Rudi Michel. Nach zweieinhalb Stunden fuhr ich da weg und dachte mir, vielleicht sollte ich das mal ein Jahr machen. Am Ende war es das Beste, was mir passieren konnte und ich habe das ganze Spektrum des journalistischen Berufslebens kennengelernt. Jahre später erhielt ich ein gutes Angebot aus Hamburg und bin zurück in den Norden, wo ich mich bis heute sehr wohl fühle. Durch die Zeit im Süden habe ich nichts an meiner Verbundenheit mit dem Norden verloren. Im Gegenteil, ich habe etwas hinzugewonnen.
Hinzugewonnen haben Sie auch die Erfahrung, einen Roman mit dem Titel „Ella & Co. KG” geschrieben zu haben. Wo und wann kann man Sie daraus vorlesen hören?
Eigentlich wollte ich in diesen Tagen auf einem Kreuzfahrtschiff Lesungen halten. Da ich allerdings nur zwei Mal geimpft bin und mein Genesenen-Status nicht offiziell dokumentiert ist, geht das nicht. In den kommenden Wochen stehen einige neue Termine, u.a. in Rendsburg, auf dem Programm.
Wie stehen Sie zur Durchführung der WM in Katar?
Es ist reiner Schwachsinn, in Katar eine WM durchzuführen. Und es kann auch nicht darum gehen, einen Markt zu erschließen. Dafür ist er viel zu klein. Man hätte es verhindern müssen. Ich erinnere mich, wie die halbe Politik verhindern wollte, dass wir Journalisten zur WM nach Katar fahren. Dann bekommen wir eine Energiekrise und jetzt wollen wir dort Gas kaufen und mit den Kataris Geschäfte machen. Von der Ökobilanz ganz zu schweigen. Ganz ehrlich, da fall´ ich vom Glauben ab!
Was haben Sie noch für Wünsche und Träume?
Ich möchte weiterhin mit Menschen zu tun haben, dabei viel Kreativität nutzen und dazu lernen. Ich gehe davon aus, dass ich dafür weiterhin hier in Hamburg bleibe, denn ich liebe diese Stadt.
Das Strandkorbgespräch mit Gerhard Delling gibt es in voller Länge in unserem EchoTalk.
Last modified: 21. September 2022