Das Beste, was ein Apfel werden kann
ALSTERTAL/WALDDÖRFER 2022 wird ein gutes Apfeljahr. Viele Obstbaumbesitzer fragen sich jetzt sogar, was sie mit den vielen Früchten anfangen sollen. Ein guter Tipp: Die Äpfel zum Saftmobil bringen und die Ernte verflüssigen lassen. Das Heimat-Echo hat den Praxistest gemacht.
Von Marius Leweke
Samstagmorgen, 10.00 Uhr, Gut Wulksfelde vor den Toren Duvenstedts. Am Saftmobil haben sich die ersten Kunden mit ihren Obstkisten eingefunden. Manche haben ihren Kombi mit Äpfeln säckeweise vollgeladen, andere nur sechs Kisten – wie wir. „50 Kilogramm sollten es pro Pressung mindestens sein“, sagt Ulrich Kubina, der seit zehn Jahren mit seiner mobilen Mosterei in Hamburg und Umgebung unterwegs ist. Sein Service: Saft aus eigenen Äpfeln. Dafür koppelt er jeden Herbst den Anhänger mit der Saftpresse an seinen Geländewagen und macht bei Gutshöfen, Gärtnereien und Umweltzentren Station.
Wir schütten unsere Äpfel, es sind frühe Sorten, auf das Förderband und sehen zu, wie sie im Wasserbad landen, bevor sie in der so genannten Rätzmühle geschreddert werden. Über einen großen Trichter läuft die Maische in das Herzstück der Maschine, die sich drehende Obstpresse. Schläuche ragen aus dem blitzblanken Edelstahlgerät, Elektromotoren surren und wie von Zauberhand läuft der Frischsaft durch ein Sieb in einen weiteren Tank. Ulrich Kubina füllt zwei Becher ab, zur Verkostung. Der erste Schluck und … der eigene Most schmeckt eher säuerlich. Ulrich Kubina lächelt. „Apfelsaft ist eben ein Naturprodukt.“ Dann beruhigt uns der Apfelexperte, der unter anderem die norddeutschen Apfeltage mit ins Leben gerufen hat. „Mit fortdauernder Lagerung wird die Säure abgebaut.“ Das Saftmobil ist eine Idee, die auf den Apfeltagen entstanden ist. Zum einen, weil viele Baumbesitzer gerne Saft aus eigenen Früchten pressen lassen wollen. Zum anderen, weil sich für eine geringe Apfelmenge der Weg zu einer Mosterei oft nicht lohnt. Für Apfelspezialist Kubina war das damals die Motivation, das Saftmobil anzuschaffen. „Das wurde sogar von der EU gefördert, weil es auch dem Erhalt alter einheimischer Apfelsorten dient“. Äpfel, die vielleicht nicht als Tafelobst taugen, könnten oft sehr gut verarbeitet werden.
Doch zurück zu unserem Saft. Denn nun wird der frisch gepresste Saft pasteurisiert, also mit Hitze haltbar gemacht. Auf gute 80 Grad steigt die Temperatur im ölbeheizten Edelstahlkessel. Noch warm wird der Saft in fünf Liter fassende Plastikschläuche gefüllt und verschlossen. Ein Jahr hält er sich derart verpackt und selbst nach dem Öffnen bleibt er noch drei Monate trinkbar. Das Saftmobil kann 300 bis 400 Liter Apfelsaft pro Stunde produzieren. Bei kleinen Apfelmengen ist es etwas weniger; denn nach jedem Durchgang wird gespült und gereinigt, damit garantiert ist, dass jeder Kunde nur Saft von eigenen Äpfeln erhält.
100 Kilo Äpfel für 70 Liter Saft
Inzwischen ist unsere Pressung zu Ende, der noch heiße Saft fließt in die Schläuche, die von helfenden Händen in Pappkartons verpackt werden. Sieben Kartons können wir mitnehmen, das sind 35 Liter Saft. Die Faustregel sei, dass 100 Kilogramm Äpfel ungefähr 65 bis 70 Liter Saft ergeben, so der Saftmobil-Betreiber. Von Mitte September bis Mitte November ist Ulrich Kubina mit seinem Team in der Region unterwegs, unter anderem erneut auf Gut Wulksfelde, auf Gut Wulfsdorf, bei der Gärtnerei Piepereit und am Umweltzentrum Gut Karlshöhe. Bei Erntemengen von mindestens zwei Tonnen kommt das Saftmobil auch auf Bestellung. Die genauen Termine und weitere Infos zur Vorbereitung des Obstes und die Preise sind unter www.saft-mobile.de zu finden.
Last modified: 5. Oktober 2022