Wie man den kleinen Stachlern am besten helfen kann
WALDDÖRFER/ALSTERTAL/AHRENSBURG Jetzt ist wieder Igel-Zeit: Auch in den vielen Gärten im Hamburger Nordosten beginnen die Alttiere, ihr Winterquartier zu bereiten. Für die meist im August geborenen Jungtiere ist es höchste Zeit, Gewicht zuzulegen, um mit den angefressenen Energiereserven den Winter im Schlaf zu überstehen. Wie kann ich den Wildtieren in meinem Garten am besten helfen, wie erkenne ich, ob ein Igel krank ist, wo bekomme ich schnell professionelle Hilfe? Auf diese und viele weitere Fragen hat Claudia Simonsen von der Privaten Igelhilfe Ahrensburg Antworten.
Von Matthias Damm
Der beste Schutz für Igel sind naturnahe, nicht abgeriegelte Gärten, die den nachtaktiven Tieren weite Wege auf der Futtersuche ermöglichen. Sie lieben große Reviere. Claudia Simonsen widmet seit 13 Jahren ihre Freizeit dem Wohl der kleinen Stacheltiere: „Ideal sind Hecken, Reisig- und Laubhaufen und langes Gras, klinisch sauberes Terrain ist kontraproduktiv. Sehr wichtig ist das Absichern von gefährlichen Fallen wie Treppenabgängen, Lichtschächten oder Teichen ohne Ausstieghilfe.“ Auch beim Überwintern kann man helfen, denn ab Bodentemperaturen um Null Grad suchen die Tiere Schutz gegen die Kälte. Ein ideales Winterquartier besteht aus einem Haufen Totholz, Reisig und Laub. Wer handwerklich begabt ist, bastelt ein Igelhaus – einfache Baupläne findet man leicht im Internet.
Igel in Not erkennen
Claudia Simonsen hat mittlerweile große Erfahrung im Umgang mit Igeln und weiß, dass nicht jedes Tier in Not ist: „Es ist zum Beispiel völlig normal, dass ein junger Igel jetzt auch am Tag Futter sucht. Den sollte man einfach in Ruhe lassen, meist ist das Muttertier in der Nähe. Für die Erste Hilfe gibt es aber ein paar wichtige Tipps: Sofortiges Handeln ist nötig, wenn die Statur des Tieres nicht rund, sondern eingefallen ist, wenn der Igel wacklig auf den Beinen ist, er liegt, oder sich schon Fliegeneier oder -larven auf ihm befinden. Sind Tiere bei Frost und Schnee unterwegs, stimmt etwas nicht. Achten Sie auch auf Verletzungen und seien Sie vorsichtig bei der Gartenarbeit, die Igel legen jetzt Winterlager an, Forken sollten bis zur warmen Jahreszeit nicht benutzt werden.“ Der größte Feind des Igels bleibt aber das Auto. Da sich die Tiere bei Gefahr zusammenrollen und nicht fliehen, überleben viele den Weg über die Straße nicht. Rücksichtsvolles Fahren, vor allem auf Nebenstraßen und entlang von Hecken, ist in der dunklen Jahreszeit schon echte Igelhilfe.
Die richtige Futterhilfe
Igel ernähren sich unter anderem von Insekten, Würmern, Käfern, Schmetterlingslarven und Schnecken. Normalerweise finden die Stacheltiere auf ihren Streifzügen genug Futter, aber in letzter Zeit führt zum Beispiel das Insektensterben zu mehr unterernährten Tieren. „Ab Mitte Oktober wird dann das Nahrungsangebot generell geringer. Tiere, die sich bis dahin nicht genügend Fett angefressen haben, können Probleme mit ihrem Energievorrat im Winter bekommen. Hochwertiges Katzenfutter und ungewürztes Rührei unterstützen dann den Bedarf nach eiweißhaltiger Nahrung. Milch ist absolut tabu, denn Lactose können Igel nicht verdauen, eine Schale mit Wasser ist zum Trinken völlig ausreichend“, so Claudia Simonsen. Wer sicher gehen will, dass sich nicht auch Katzen und Ratten an dem Futter bedienen, stellt ein Igel Futterhaus mit Rattenklappe bereit.
Private Igelhilfe
Auch wenn es noch so gut gemeint ist, nur mit Quartier und Futter ist es nicht getan. Die fach- und tiergerechte Betreuung eines Igels braucht Erfahrung, viel Zeit, tägliche Zuwendung und verursacht Kosten. Claudia Simonsen arbeitet mit einer Tierarztpraxis zusammen und kümmert sich pro Jahr um mehrere Hundert Tiere. Viele bleiben bei ihr über den Winter: „Mein Tag beginnt morgens um kurz nach vier. Bevor ich in meinen Fulltime-Job im Lebensmittel-Außendienst starte, versorge ich die Igel für den Tag, später nochmals für die Nacht – zum Glück mit Hilfe von Freunden, sonst wäre das nicht zu schaffen. Helfer, finanzielle Unterstützung und Sachspenden für eine langfristige Versorgung sind immer willkommen!“ Kontakt zu Claudia Simonsen gibt es unter „Private Igelhilfe Ahrensburg“ über Facebook: „Wenn man sich nicht sicher ist, ob und wie man einem Igel helfen kann, bitte über diesen Weg Kontakt aufnehmen, am besten mit einem Foto des Tieres. Ich melde mich dann schnellstmöglich und wir besprechen das weitere Vorgehen.“
Igel in Not?
Weitere Hinweise und Unterstützung für Igel in Not:
– Jeder Tierarzt
– Pro Igel e.V., www.pro-igel.de
– Komitee für Igelschutz e.V. Hamburg, www.igelkomitee-hamburg.de
– Tierheim Süderstraße, www.hamburger-tierschutzverein.de
Last modified: 13. Oktober 2022