Hufschmied Tobias Schwaiger hat seinen Traumjob gefunden
STORMARN Am Pferdestall Kobrock in Brunsbek mischen sich heute kräftige Hammerschläge in das Wiehern der Tiere: Der Hufschmied ist da. Alle sechs bis acht Wochen braucht ein Pferd neues Schuhwerk. Heute sind es sieben Islandpferde, die Hufschmied Tobias Schwaiger mit neuen Eisen versorgt. Ein anstrengender Beruf mit viel Verantwortung für die Gesundheit der Tiere. Für Tobi, wie ihn hier alle nennen, ist es ein Traumjob.
Von Matthias Damm
Hufschmied war nicht immer Tobis Traumjob: „Als kleiner Junge wollte ich unbedingt Bürgermeister werden“, sagt der 32- Jjährige, der in Österreich aufgewachsen ist und den es immer nach Norddeutschland gezogen hat. Statt in die Politik ging es dann aber zu einer Ausbildung an einer Landwirtschaftsschule: „Da wurde mir klar, dass ich beruflich etwas mit Pferden zu tun haben will. Die Tiere, vor allem die Islandpferde, haben mich schon immer fasziniert und so habe ich nach der Ausbildung als Reit- und Bereitlehrer gearbeitet.“ Auf dem Islandpferdehof kam er mit dem Hufschmied ins Gespräch, fand Gefallen an der Arbeit mit der Chance auf Selbständigkeit und legte los.
Hufschmied lernen ist Weiterbildung
Die Ausbildung zum Hufschmied ist eigentlich eine Weiterbildung, denn es wird eine berufliche Vorbildung in Form einer abgeschlossenen Ausbildung vorausgesetzt. Dann begleitet man zwei Jahre lang einen erfahrenen Hufbeschlagschmied und lernt alle theoretischen Hintergründe in einer viermonatigen Fachschulphase. Ist die Abschlussprüfung erfolgreich bestanden, baut man sich für die Selbständigkeit einen Kundenstamm auf, oder entscheidet sich für ein Angestelltenverhältnis, zum Beispiel in einer Tierklinik oder bei einem Gestüt.
„Bevor man auf die Pferde losgelassen wird, ist allerdings Erfahrung sammeln angesagt“, so Tobias Schwaiger. „In einem vierwöchigen Grundkurs habe ich unheimlich viel über die Anatomie der Pferde gelernt, wie unterschiedlich sie reagieren, wie man mit sensiblen Tieren umgeht und das umfangreiche Spezialwerkzeug richtig nutzt. Gefahren gibt es auch, so ein Pferdetritt kann ganz schön schmerzhaft sein – als sollte man genau wissen, wie man am Pferd steht.“ Viele Fortbildungen hat er absolviert und sich tiermedizinische Kenntnisse angeeignet, um Probleme am Huf frühzeitig zu erkennen.
„Das Allerwichtigste ist immer das Tierwohl. Wie beim Menschen passt auch nicht jedem Pferd jeder Schuh. Und wie beim Menschen die Nägel, wachsen bei den Pferden permanent die Hufe. Entsprechend vorsichtig muss ich zu Werke gehen. Wer sich beim Nagelschneiden mal in die Haut geschnitten hat, weiß, wie das wehtut und wie lange es dauert, bis man den Finger wieder richtig benutzen kann.“ Um die Hufe fachgerecht schneiden und beschlagen zu können, muss man sie richtig beurteilen, weiß Tobias Schwaiger, der jetzt seit dreieinhalb Jahren als selbständiger Hufschmied unterwegs ist: „Ich beschlage jede Pferderasse, vom Mini-Shetty bis zum Kaltblut, mit den unterschiedlichsten Hufformen. Etwa alle sechs bis acht Wochen braucht ein Pferd neue Eisen. In den allermeisten Fällen komme ich mit den vorgefertigten Rohlingen aus Eisen, Stahl oder Aluminium klar. Aber ich habe eben auch gelernt, nach Altväter Sitte aus einem Stück glühendem Flachstahl mit Amboss und Hammer ein Eisen zu formen.“
Jetzt ist Island Wallach Schimmel Kjakur dran. Die Nägel der alten Eisen werden mit der Spezialzange entfernt, gewachsenes Horn am Rand und in der Hufmitte abgeschnitten, der Huf gefeilt und die neuen Eisen angepasst. „Bis zu acht Millimeter Horn wachsen in einem Monat nach und das hört nie auf. Damit die Tiere gemäß ihrer Anatomie richtig laufen, müssen die Eisen perfekt sitzen.“
Verantwortungsvolle Arbeit am Pferd
Die langen Spezialnägel hängen griffbereit an seiner dicken Lederschürze, werden durch die Außenränder der Hufe genagelt, treten an der Seite etwas aus, werden dort gekürzt und umgeschlagen, einmal noch Feinschliff mit der Feile – nichts tut dem Tier weh und das Eisen sitzt sicher. Es ist eine verantwortungsvolle Arbeit, die auch ordentlich auf die Knochen geht, Rückenprobleme sollte man nicht mitbringen. Für Tobias Schwaiger aber tatsächlich ein Traumjob: „Ich mag Pferde, ich mag draußen sein, ich bin mein eigener Herr und ich habe ein gutes Auskommen. Sechs Tage in der Woche fahre ich mit meiner voll ausgerüsteten rollenden Werkstatt zwischen Eckernförde und Uelzen hin und her, habe meine beiden Hunde dabei. Ab und zu sehe ich auch mal meine eigenen Pferde, die auf einer Weide an meinem Wohnort in der Lüneburger Heide stehen und von einer Bereiterin betreut werden.“ Sorgen gibt es beim Nachwuchs, ergänzt er, von etwa 150 Stellen pro Jahr werden nur knapp 80 besetzt. Wer jetzt sagt, das ist doch auch mein Traumjob, der bekommt zum Beispiel bei der „Niedersächsischen Bildungsstätte von Hufbeschlaglehrschmieden“ (NBvH) unter www.nbvh.net alle Informationen.
Last modified: 30. Januar 2023