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Ist das gute Brot vom Bäcker schon bald Geschichte?

14. Dezember 2022

Branche fehlt Nachwuchs – Gut Wulksfelde reagiert mit neuen Arbeitsmodellen

TANGSTEDT Weihnachtszeit ist Plätzchenzeit. Zu keiner anderen Zeit im Jahr werden so viele Köstlichkeiten aus Teig produziert wie im Dezember. Auch auf leckeres Brot möchte niemand verzichten. Das Problem: Handwerksbäcker sind rar, Mitarbeiter im Verkauf ebenfalls. Jetzt hat sich die Bäckerinnung sogar an Hamburgs zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank gewendet. Ihr Appell: unbürokratische Hilfe für Hamburgs Bäcker.

Von Susanne Lorenz

Die Bäckerinnung Hamburg hat Sorgen: Die gestiegenen Energiekosten schlagen sich nieder, es fehlt an Mitarbeitern und Nachwuchs ist schwer zu bekommen. Damit notleidende Betriebe, vor allem die kleineren, überleben können, fordern die Bäckermeister der Innung nun von der zweiten Bürgermeisterin, Katharina Fegebank, sich für unbürokratische Hilfen ähnlich der Corona-Soforthilfe einzusetzen.
Während der Pandemiezeiten haben sich etliche Mitarbeiter aus Bäckerei und Verkauf umorientiert und fehlen nun, viele Stellen sind unbesetzt. Auch Nachwuchs ist schwer zu finden. „Jede Bäckerei ist auf Auszubildende angewiesen, um ihre Zukunft im Bäckerhandwerk zu gewährleisten“, sagt Jan Loleit, Hauptgeschäftsführer der Bäcker- u. Konditorenvereinigung Nord. „Viele Schüler entscheiden sich für andere Berufe, weil sie befürchten, sehr früh aufstehen zu müssen.“

Nachwuchs fehlt auch auf Gut Wulksfelde in Tangstedt. Henning Zülow, Leiter der Gutsbäckerei, sucht eine Auszubildende oder einen Auszubildenden – und das möglichst umgehend. Es wäre ein guter Arbeitsplatz, denn: Die Gutsbäckerei hat sich beim VR-Förderpreis Handwerk gerade den zweiten Platz gesichert. Für ihre hervorragenden Brote, gebacken aus regionalen Bio-Produkten nach traditionellem Handwerk. Aber auch für ihre sozialfreundlichen Arbeitszeitmodelle und den Einsatz moderner und digitaler Technologien, die das Bäckerhandwerk attraktiver machen. Wie genau die Bäckerei auf Gut Wulksfelde gepunktet hat, erklärt Henning Zülow gegenüber dem Heimat-Echo.

Brot backen will gelernt sein. Foto: Bäcker-Innung Hamburg

Personalmangel setzt Handwerksbäckereien zu

„Wir unterstützen zum Beispiel alle vorbereitenden Arbeiten durch Kühlung, sodass etwa ein Drittel der Nachtarbeit am Tag stattfinden kann“, sagt Henning Zülow, Leiter der Gutsbäckerei. „Unsere Mitarbeiter haben ein ganz normales Sozialleben.“
Auch für die physische Entlastung hat die Gutsbäckerei Lösungen. „Wir haben eine moderne Mehlsiloanlage, die den Mitarbeitern physische Kraftakte erspart“, so Zülow. „Unsere Leute sollen sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: gutes Brot zu backen. Mit dieser Einstellung hat sich die Wulksfelder Gutsbäckerei beim VR-Förderpreis Handwerk jetzt den zweiten Platz gesichert. „Der Preis bedeutet uns sehr viel,“ freut sich Henning Zülow. „Er zeigt, dass unser Engagement im Bäckerei-Handwerk gesehen und geschätzt wird.“

Gehälter tariflich angehoben

Auch in anderen Bäckereibetrieben muss man als Auszubildender nicht allzu früh aufstehen. „Es sind die Gesellen und Meister, die schon zu nachtschlafender Zeit in der Backstube werkeln. Auszubildende fangen später an, in der Bäckerei ebenso wie im Verkauf. Manche Bäckereien haben auf ein Schichtsystem umgestellt, sodass auch die Nachtarbeitszeit angenehmer wird“, berichtet Jan Loleit. Und ergänzt: „Gerade erst wurden die Gehälter, vor allem im Bäckereiverkauf, tariflich angehoben, sodass die Mitarbeiter jetzt wesentlich bessergestellt sind als je zuvor.“

Ausbildung im Bäckerhandwerk Ausbildungsplätze im Bäckereihandwerk gibt es auf https://www.back-dir-deine-zukunft.de/. In der Gutsbäckerei Wulksfelde bewerben sich Interessenten auf www.gut-wulksfelde.de/ueber-uns/stellenangebote/.




Last modified: 14. Dezember 2022

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