Unmut über Verschleppung durch Senat: Start nach Ferien wäre gegangen
DUVENSTEDT Nach den Herbstferien geht es beim Duvenstedter Sportverein wieder los mit dem Kindersport. Zunächst dürfen sich Kinder ab vier Jahren unter Anleitung wieder bewegen. Jüngere Kinder, Kleinkinder und Babys bleiben weiterhin von den Veranstaltungen ausgeschlossen. Der Grund: Bei ihnen ist die Anwesenheit zumindest eines Elternteils erforderlich. Eltern sollen jedoch die Sporthallen analog zu den Kindertagesstätten nur zum Bringen und Abholen minderjähriger Kinder betreten.
Oliver Stork, erster Vorsitzender des DSV und ein eigentlich ausgeglichener und freundlicher Mensch, ist empört über den Hamburger Senat. Der änderte zum 1. September zwar die Regelungen für den Mannschaftssport, äußerte sich aber nicht zum Senioren-, und vor allem nicht zum Kindersport. Ein Umstand, den auch der Walddörfer SV (wir berichteten) bemängelte. „Gerade diese Sparte ist für Sportvereine aber eminent wichtig“, sagt Stork. „Wir als Verein müssen die Kinder für den Sport begeistern und ‚einfangen‘, wenn sie klein sind. Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich nach dem Kindersport spezialisieren und im Verein verbleiben. Können wir keine entsprechenden Angebote machen, wird es spätestens in drei Monaten viele Austritte geben.“ Schon jetzt sei der Rückgang der Anmeldungen mit „normaler Fluktuation“ nicht mehr zu erklären. Außerdem hört Stork häufiger die Frage nach Vereinsbeiträgen, für die es keine Gegenleistung gibt. Er betont aber auch, dass viele Eltern Verständnis hätten: „Unzufriedenheit uns gegenüber ist nicht vorhanden.“
Sportvereine warten auf Antwort vom Senat
Nach Veröffentlichung der neuen Mannschaftssport-Regelungen richtete Oliver Stork Anfang September im Namen des DSV einen Brief an den Senat mit der Bitte, dass zumindest sämtlicher Sport von Kindern bis zu acht Jahren dem Mannschaftsport gleich gestellt wird. Er sprach auch an, dass Innen- und Sportsenator Andy Grote im Mai 2020, mitten in der Pandemie, die Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche als Schwerpunkt der Hamburger Sportpolitik bezeichnete, um möglichen Bewegungsdefiziten im Grundschulalter entgegenwirken zu können. „Darauf habe ich bis heute keine Antwort erhalten, genauso wenig wie der Hamburger Sportbund und 29 Top-Vereine der Metropolregion.“
Kleine Anfrage bringt Klarheit
Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, wurde von Stork um Hilfe gebeten. Thering richtete daraufhin am 31. August eine Kleine Anfrage an den Senat, die innerhalb von acht Tagen beantwortet werden musste. Die Antwort kam pünktlich am 8. September. Darin war folgender Satz zu finden: „Es können also auch mehrere Gruppen, die aus maximal zehn Personen bestehen, an einem Ort oder in einer Halle Sport treiben.“ Und genau dieser Passus geht Oliver Stork gegen den Strich: „Wenn die Lösung so einfach wäre, wie jetzt suggeriert, wäre das schon seit Anfang Juli so gewesen, denn da wurde die Nichtgeltung des Abstandsgebotes für Gruppen bis zu zehn Personen eingeführt und seitdem nicht geändert.“ Seiner Meinung nach kannte die Corona-Verordnung in der Fassung vom Juli im den Sport betreffenden Paragraf 20 keine gesonderte Abweichung vom Abstandsgebot. „Die wurde erst mit der Mannschaftssport-spezifischen Regelung Anfang September eingeführt.“ Er hätte sich gewünscht, „dass der Senat nicht zwei Monate braucht, um das klarzustellen. Und ich habe sehr große Zweifel, dass das tatsächlich von Anfang an so gemeint gewesen sein soll.“ Ohne diese Verzögerung hätte der Duvenstedter Sportverein eventuell schon nach den Sommerferien mit den Kindersport-Angeboten beginnen können.
Außerdem ist Stork aufgefallen, dass die betreffende Formulierung des Senats am 5. September in die häufig gestellten Fragen (FAQ – englisch für frequently asked questions) auf der für Sportvereine und Sporttreibende entscheidenden Seite hamburg.de/faq-sport praktisch „hineingeschmuggelt“ wurde. „So war das vorher dort nicht zu lesen“, betont Stork.
Trotzdem herrscht nun Klarheit beim Duvenstedter SV: Es wird nach den Herbstferien wieder Sport für Kinder ab vier Jahren geben. Vor allem, weil der Verein nach der Senatsantwort berechtigt ist, mindestens zwei Gruppen à zehn Personen gleichzeitig in der Halle trainieren zu lassen. Zehn Personen bedeuten in diesem Fall: neun Kinder und eine Trainingsleitung. „Vier der fünf Trainingsleiterinnen sind dabei, einer ist das Infektionsrisiko für sich und ihre Familie zu groß. Für sie wird ein Kollege einspringen, der bislang das Kinderschwimmen geleitet hat.“
Statt sechs Kurse wird es ein bis zwei geben
Wie viele Veranstaltungen pro Woche es für die Kinder geben wird, steht noch nicht fest. „Das hängt von der Zahl der Anmeldungen ab“, sagt Oliver Stork. „Sechs Kurse wie bisher werden es wohl nicht, sondern eher erstmal ein bis zwei.“
Von Anja Krenz
Last modified: 5. Februar 2021