Museumsdorf feiert unter Pandemie-Bedingungen in drei Schichten
VOLKSDORF Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen, gut gelaunte Besucher und fleißige Ehrenamtliche – alles hat gepasst. Am vergangenen Sonntag hat das Museumsdorf Volksdorf sein beliebtes Erntefest ausgerichtet. Gefeiert wurde in drei Schichten mit jeweils bis zu 500 Gästen. Ungewöhnlich, aber trotzdem schön!
Von Anja Krenz
„Ich mag die Pferde am liebsten“, ruft die sechsjährige Edda, die mit ihrer kleinen Schwester und ihren Eltern geschützt hinter einem Zaun steht. Gerade ist der Ernteumzug durch, und den fand Eddas Mutter Marina am schönsten. „Aber das Ringreiten war schon beeindruckend, wie die Tiere da langgeprescht sind“, bestätigt sie ihre Tochter. Ihr Mann Tim ist in Volksdorf groß geworden, lebte jahrelang eher in Innenstadtnähe, zuletzt mit seiner Familie im Stadtparkquartier, bevor es die Vier vor zwei Jahren wieder in die Walddörfer zog. „Volksdorf ist für Kinder einfach klasse. Es ist hier friedlich, naturverbunden und deutlich ruhiger als in der Stadt“, sagt der 39-Jährige. Christoph, sein Freund aus Schultagen, hat ihn und seine Familie mitgeschnackt. Marina ist darüber sehr glücklich: „Wir sind heute zum Erntefest gekommen, um gemeinsam einen schönen Sonntagvormittag zu verbringen.“ Und schön ist es wirklich. Das Wetter spielt mit, das Museumsdorf hat sich herausgeputzt, überall stehen alte Schubkarren und Leiterwagen, die mit Feldfrüchten wunderhübsch dekoriert sind. Die Kinder vergnügen sich mit den Hühnern, die überall scharren und picken. Zahlreiche Spiele werden von den Ehrenamtlichen angeboten: Die Kleinen können sich mit Steckenpferden im Ringreiten probieren, eine Kegelbahn steht parat, es gibt Hufeisenwerfen, Strohfiguren-Basteln und vieles mehr.
Pressen mit Benno und Baldur
Bestaunt wird auch die Apfelsaftpresse, die von Benno Lübbe und Baldur Müggenkamp bedient wird. Sie zeigen den Kindern die einzelnen Arbeitsschritte und erklären dabei jeden Handgriff ganz genau: Erst werden die Äpfel gewaschen, dann per Hand in grobe Stücke geschnitten und anschließend in der Schneidemaschine gehäckselt. Die kleinen Stücke werden in einen Baumwollsack gekippt und so in die Presse gelegt. Darauf kommt eine Art Teller, und dann ist Bennos Muskelkraft gefragt. Baldur stellt noch schnell die große Edelstahlkanne unter den Auslauf, und schon beginnt der frische Apfelsaft zu fließen. Der wandert anschließend nicht in durstige Kinderkehlen, sondern zum Nachbarstand. Dort verarbeiten Tanja und Marco Meichßner den Saft zu Apfelgelee. Er steht am Herd und rührt, sie gießt die goldene Flüssigkeit in die vorbereiteten Gläser. Wieder ein Bio-Produkt, das beim Verkauf die in diesem Jahr arg ramponierte Vereinskasse auffüllt.
Darauf kommt „der Oberste der Stiftung“ zu sprechen: Andreas Meyer greift vor der Groot Dör des Spiekerhus zum Mikro und wendet sich an die Besucher: „Wenn heute von Erntedank die Rede ist, dann danken wir vor allem Ihnen, dass Sie mit Ihrem Eintritt wieder dafür sorgen, dass hier ein bisschen was in die Kasse kommt, damit wir das Gelände und die schönen Gebäude, die sehr arbeitsaufwendig und kostenintensiv sind, weiter instand halten können. Damit Sie auch in den nächsten Jahren mit Ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln hierher kommen können.“ Es gibt Beifall und das Mikro wandert in Elke Neupperts Hände. Sie trägt das Gedicht „Erntedank“ vor.
Egbert Läufer, zweiter Vorsitzender, wird die Ehre zuteil, die Erntekrone aufzuziehen. Es ist inzwischen Mittag, und das erste coronabedingte Zeitfenster des heutigen Tages neigt sich dem Ende zu. Die Besucher werden mit einer Glocke daran erinnert, dass sie nun nach gut zwei Stunden das Feld räumen müssen. Kinder werden eingesammelt und strampeln vielfach heulend in den Armen ihrer Eltern. Sie wären gerne noch so viel länger im Museumsdorf geblieben. Aber die „zweite Schicht“ steht schon vor dem Eingang Schlange, und um 14.30 Uhr folgt die dritte und letzte. Am Ende des Tages können sich alle Ehrenamtlichen auf die Schulter klopfen: Sie haben das komprimierte Erntefest fantastisch hinbekommen und zusammen bravourös gemeistert.
Last modified: 17. Dezember 2020