Nistplätze fielen trocken, Menschen machen Picknick auf Futterplätzen
DUVENSTEDT Nicht mehr lange, dann sammeln sich wieder abertausende Kraniche an der mecklenburgischen Ostseeküste. In den hiesigen Brutgebieten wird es hingegen still. Zeit für die Kranichschützer vom Arbeitskreis Walddörfer im NABU (Naturschutzbund) Deutschland, Bilanz zu ziehen. Es war kein leichtes Jahr für Kraniche und Kranichschützer, betont Jens-Peter Stödter, der seit mehr als zwanzig Jahren den ehrenamtlichen Kranichschutz im Duvenstedter Brook betreut. Gleich drei Faktoren ließen für die Brutsaison 2020 das Schlimmste befürchten. Nach zwei trockenen Jahren waren die Wasservorräte zu Beginn der Brutzeit im März nur teilweise aufgefüllt. Viele potentielle Nistplätze fielen daher früh trocken. „Da half es auch nicht, dass die zuständigen Behörden und der NABU viel getan haben, um die Wasserstände in den Moorbiotopen weiter zu stabilisieren“, berichtet Stödter und verweist darauf, dass in den letzten Jahren mehrere Gräben verfüllt wurden. Bis vor wenigen Jahren entwässerten sie noch Professormoor und das Große Moor. An einer besonders kritischen Stelle wurde sogar mit EU-Fördermitteln ein Wall errichtet, um das Ablaufen des Wassers zu verhindert.
Dann kam Corona: Eingestellte Arbeit, geschlossene Spielplätze und fehlende Reisemöglichkeiten sorgten dafür, dass im April und Mai Ausflügler in noch nie gesehener Zahl in den Brook strömten, nicht nur an den Wochenenden, sondern auch werktags. Viele von ihnen nutzten die Nahrungswiesen der Kraniche als Picknickfläche oder ließen ihre Kinder quer durch den Wald toben und hielten so Kraniche und Kranichwachen auf Trab. Und zudem bevölkerten im Frühjahr Ansammlungen von über 100 nicht brütenden Kranichen den zentralen Brook. „Wir freuen uns ja, dass die Arbeit der letzten Jahre die Attraktivität des Brooks aus Sicht der Kraniche so sehr gesteigert hat“, meint Stödter, „aber manch ein Brutpaar musste mit seinem Nachwuchs weite und beschwerliche Wege zurücklegen, um den Nichtbrütern auszuweichen.“
Mit Erleichterung konnten die Naturschützer immerhin mindestens sieben Brutpaare mit acht Jungvögeln im Duvenstedter Brook zählen. Hinzu kommen zwei Paare mit je einem Jungvogel in unmittelbarer Umgebung. Nur der Klein Hansdorfer Brook blieb in diesem Jahr offenbar ohne Bruterfolg. Zusammen alles besser als befürchtet. (red)
Last modified: 17. Dezember 2020