Hamburg Airport eröffnet nach viereinhalb Jahren Bauzeit das neue Vorfeld
FUHLSBÜTTEL Der Helmut-Schmidt-Flughafen hat sein neues Vorfeld eröffnet. Die Eckdaten sind beeindruckend: In viereinhalb Jahren wurden 330.000 Quadratmeter betoniert, die Baukosten betragen 120 Millionen Euro.
Von Matthias Damm
Kostenrahmen und Bauzeit wurden exakt eingehalten, entsprechend stolz ist Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler, der zusammen mit Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann das obligatorische rote Band zur Freigabe des fertig gestellten Bereichs durchschnitt: „Mit diesem Projekt haben wir in die Zukunft unseres Flughafens investiert. Das neu gestaltete Vorfeld sorgt künftig für einen effizienteren Rollverkehr.“
Ausgangspunkt für die Planung war die Feststellung, dass die 40- bis 60 Jahre alten Betonflächen auf Deutschlands ältestem Flughafen (Eröffnung 1911) dringend erneuert werden müssen: Über sechs Millionen Flugzeuge waren in all den Jahren über das Vorfeld gerollt. Bereits 2016, weit vor Corona und in Jahren höchster Passagierzahlen und Flugbewegungen am Hamburg Airport, gab es nach umfangreichen Planungen grünes Licht für die Umsetzung. In einer 10-Phasen-Flächenaufteilung wurden alle Details so präzise berücksichtigt und eingearbeitet, dass bei laufendem Flugbetrieb gebaut werden konnte. Eine Meisterleistung der Ingenieure und Logistiker, mussten doch nicht nur die Flächen geschüttet, sondern unter anderem auch 3,6 Kilometer Regenwasser Rohre und 35 Kilometer Kabel im Tiefbau verlegt werden. Dazu die Herausforderung, dass alle Arbeiten im Hochsicherheitsbereich stattfanden: jedes Betreten, Verlassen und jede Baustofflieferung nur mit Sonderausweis und Kontrolle.
Aber das sichere Rollen der Flugzeuge auf einer neuen, 40 Zentimeter dicken Betonfläche ist nur ein Teil eines ganzheitlichen Konzepts, das den Betrieb abseits der Start- und Landebahnen effizienter macht. Drei weitere Innovationen sorgen für einen schnelleren Betrieb und gleichzeitig für weniger Umwelt- und Lärmbelästigung. Bisher konnten die Flugzeuge nicht nebeneinander bewegt werden, sondern mussten jeweils warten, bis das vorausfahrende Flugzeug Platz machte – ähnlich einer Einbahnstraße. Durch ein neues Vorfeld Layout mit angepasster Linienführung und Beschriftung ist eine Doppelrollgasse für paralleles Fahren der Airliner entstanden. Der Effekt: eine schnellere und flexiblere Abwicklung, reduzierte Turbinen-Laufzeiten, weniger Lärmbelästigung.
Dazu kam die Installation von zusätzlichen Landstrom Stationen, sodass nun auch auf allen Außenpositionen auf die bisherigen mobilen Generatoren verzichtet werden kann. Ohnehin gilt am Flughafen seit vielen Jahren die strenge Regelung, dass nach Erreichen der Parkposition die Hilfsturbinen aus Umwelt- und Lärmschutzgründen abgeschaltet werden müssen. Die dritte Neuerung ist „Follow the Greens“: die Piloten werden mit diesem hochmodernen Leitsystem durch 1.900 im Boden eingelassene grüne LED Leuchten individuell von und zu den Start- und Landebahnen geführt, der gelb/schwarze „Follow Me“-Wagen ist Geschichte.
Wirtschaftliche Sorgen
Bei aller Freude über die Neuerungen gibt es aber auch große Sorgen, denn auch am Airport Hamburg hat Corona für eine tiefe wirtschaftliche Krise gesorgt. Nach vorläufigen Schätzungen rechnet man im laufenden Jahr mit etwa 5.000 statt 50.000 Passagieren pro Tag, was einen Verlust von etwa 100 Millionen Euro erwarten lässt. 80 Prozent Kurzarbeit, Einstellungsstopp, organisatorische Anpassungen und Abbau von 200 Arbeitsplätzen bis 2023 sind eingeleitete Maßnahmen zur Kostensenkung. Viele Projekte wurden verschoben – auch ein Stopp der Vorfelderneuerung wurde diskutiert. „In diesen ungewissen Zeiten haben wir das jetzt abgeschlossene Bauprojekt nicht infrage gestellt. Es ist eines der wenigen Projekte, die weitergelaufen sind,“ so Michael Eggenschwiler. Und er macht deutlich, dass diese langfristig angelegte Investition richtig ist, denn für den Airport-Chef ist und bleibt der Luftverkehr eine Zukunftsbranche, auch wenn das Vor-Corona-Niveau vielleicht erst in fünf Jahren wieder erreicht wird.
Last modified: 17. Dezember 2020