Polizeihauptmeisterin Anja Heese kann sich auf ihren Hund verlassen
POPPENBÜTTEL Was macht man, wenn man liebend gerne einen Hund hätte, aber der Job am Schreibtisch das zeitlich nicht zulässt? Man wird Diensthundführerin bei der Polizei, dann passt beides prima zusammen! Die Entscheidung, es genau so zu machen, hat Polizeihauptmeisterin Anja Heese bereits am Anfang ihrer Dienstzeit getroffen.
Anja Heese startete 2004 mit der Ausbildung für den mittleren Dienst, danach ging es zur Bereitschaftspolizei. Als ein Platz in der Diensthundführerstaffel frei wurde, durchlief sie ein Auswahlgespräch und begann mit dem Deutschen Schäferhund ‚Balu‘ eine zwölfwöchige Grundausbildung. Damit ändert sich das Leben, das muss jedem Bewerber klar sein, denn mit Beginn der Ausbildung gibt es rund um die Uhr einen neuen ständigen Begleiter. „Jetzt hatte ich meinen Hund und war mit ihm den ganzen Tag zusammen, herrlich,“ sagt Anja Heese. „Es entstand über die Jahre eine ganz enge Bindung und große Vertrautheit. Und natürlich bleibt ‚Balu‘ auch nach Dienstschluss bei mir zu Hause.“
Balu geht mutig über Gitterroste
Um Diensthund zu werden, brauchte er allerdings einige Voraussetzungen. Völlige Unerschrockenheit zum Beispiel, auch wenn es neben ihm knallt, scheppert oder in einer Gruppe geschrien wird. „Mindestens ein Jahr sind die vierbeinigen Kandidaten beim ersten Eignungstest alt. Sie brauchen generell Mut, dürfen keine Angst vor einem stockdunklen Raum haben, oder müssen ohne zu zögern über glatte Böden oder ein Gitterrost gehen.“ Jeder Hundebesitzer weiß, dass das bei weitem nicht bei jedem Tier der Fall ist.
Direkt am östlichen Stadtrand von Hamburg, weit weg von den letzten Wohnhäusern und umgeben von Wald und Wiesen liegt der Ausbildungsplatz von ‚Balu‘, die Diensthundeschule der Polizei Hamburg. Gerade hat eine Gruppe Grundausbildung, die Hundeführer machen Pause und das kräftige Bellen aus den Boxen hinter dem flachen Schulungsgebäude heißt: Lasst uns mal weiter machen! „In der Ausbildung sind drei Aspekte wichtig: Stöbern, Unterordnung und Schutzdienst“, klärt Anja Heese auf. „An Nummer eins steht der Schutz, Balu muss mich in einer Gefahrensituation verteidigen. Das wiederum macht er, wenn die Rangordnung klar geregelt ist: Ich bin die Chefin, er muss sich unterordnen.“ Die Zusammenarbeit wächst zu einem gesunden Vertrauensverhältnis, bei ruhiger und geduldiger Arbeit. Das gesamte Training verläuft spielerisch und mit Spaß. Es gibt viel Lob, wenn eine Aufgabe gut gelöst wurde.
Supernase bei der Rauschgiftsuche
Eine richtige Supernase wurde ‚Balu‘ in einem weiteren zwölfwöchigen Training zur Rauschgiftsuche. Den Beweis trat er im Mai 2020 an, als Ermittler des Drogendezernats mehrere Geschäftsräume und einen Kulturverein durchsuchten. Mit im Einsatz waren auch einige Vierbeiner. „Als die Hunde auf der Suche nach Betäubungsmitteln im Gebäude nicht fündig wurden, nahm ‚Balu‘ draußen eine Witterung auf und führte mich an der langen Leine zu einem Parkplatz. Zielsicher stellte er sich vor ein bestimmtes Auto. Und weil ich meine erfahrene Fellnase gut kenne, wusste ich sofort, wir haben einen Treffer!“ So war es. Die Drogen, die im Haus vermutet wurden, befanden sich allesamt in dem Pkw.
Die Diensthunde sind wie die Reiterstaffel der Landesbereitschaftspolizei zugeordnet und werden von der Zentrale in der Stresemannstraße in die unterschiedlichsten Einsätze geschickt.
So auch vor gut einem Jahr, als mitten in der Nacht ein aufmerksamer Zeuge die Polizei alarmierte, weil zwei Männer am Minsbekweg in Poppenbüttel einen Motorroller stehlen wollten. Als der erste Peterwagen eintraf, türmten die beiden in unterschiedliche Richtungen. Einer wollte besonders schlau sein und versteckte sich zwischen Hauswand und Hecke. Kein Problem für den angeforderten ‚Balu‘, der den Verdächtigen stellte und am Hosenbein zuschnappte. Mittlerweile ist ‚Balu‘ mit knapp zehn Jahren der zweitälteste Diensthund bei der Polizei Hamburg und wird demnächst seinen verdienten Ruhestand antreten. „Auch dann bleibt er bei mir und genießt sein dauerhaftes Dienstfrei“, freut sich die Polizeihauptmeisterin und verrät ihren Plan für die Zeit danach: „Ich bleibe ja noch viele Jahre im Dienst, will weiter mit einem Hund arbeiten und werde wohl in einem Jahr einen Personenspürhund ausbilden.
Mit jungem Hund neue Herausforderungen
Dann geht es statt zu Drogeneinsätzen und großen Fußballspielen zum Beispiel um das Auffinden von vermissten Personen oder Spurenverfolgung nach Straftaten.“ Die Ausbildung beginnt dann von vorn, allerdings mit zwei ständigen tierischen Begleitern, einem aktiven und einem Ruheständler – rund um die Uhr. Sie freue sich schon darauf, sagt Diensthundführerin Anja Heese.
Von Matthias Damm
Last modified: 17. Dezember 2020