In Ohlstedt sorgen große Neubauten für Unverständnis bei Nachbarn
OHLSTEDT Als das Grundstück mit dem kleinen Walmdach Haus nebenan verkauft wurde, war Bernd Schröder klar, dass ein Neubau dort sicher größer wird und mehr Wohnfläche anbietet als zuvor. Dass er aber künftig neben einer 9,30 Meter hohen und 18 Meter langen Wand wohnen soll, das war nicht zu erwarten und entsetzt den 71-Jährigen und seine Frau Christina.
Bernd Schröder ist ein Hamburger Jung, hat vor vielen Jahren sein Elternhaus in der Ohlstedter Straße übernommen und im Laufe der Zeit von oben bis unten komplett renoviert. Draußen und drinnen ist alles picobello und man spürt, dass die Schröders hier sehr gerne wohnen. Bis jetzt, denn der Neubau auf dem Nachbargrundstück sorgt für schlaflose Nächte. „Wir fühlen uns hilflos und von der Verwaltung nicht ernst genommen,“ sagt Bernd Schröder. „Innerhalb von drei Tagen stand dieses im Fertigbauverfahren hochgezogene Monster von Baukörper neben uns. Kein Bauschild informierte über das, was dort entstehen soll, beziehungsweise wer der Bauherr ist.“ Seine Vermutung: Es sollten Fakten geschaffen werden, bevor eventuelle Einsprüche den Bau stoppen.
Schröder macht sich schlau, studiert den aktuellen Bebauungsplan Wohldorf/Ohlstedt 17 und fordert bei der Baubehörde Wandsbek den Bauplan an. Er erfährt, dass bestimmte Größen von Baukörpern erlaubt sind. Zweigeschossig, plus Dachgeschoss/Staffelgeschoss zum Beispiel. „Aber dann steht dort auch, dass ein Staffelgeschoss maximal Zweidrittel der Fläche des darunter liegenden Geschosses haben darf und vor allem, dass es auf allen Seiten eingerückt zu den Außenwänden zu bauen ist,“ sagt er. „Und eben diese Staffellung ist auf der zu uns liegenden Seite nicht eingehalten worden, deshalb haben wir jetzt diese riesige Wand vor uns.“ Zusätzlich finden die Schröders im Bebauungsplan Wohldorf/Ohlstedt 17 den Hinweis, dass bei Neubauten Rücksicht auf den gewachsenen Siedlungscharakter genommen werden soll – was die beiden nicht erkennen können. Sie sprechen mit vielen Nachbarn, die ähnlich entsetzt sind und Sorge haben, dass vergleichbare Baukörper in der Gegend realisiert werden. Zwei Widerspruchsverfahren wurden eingeleitet, zum einen gegen die Grundstücksteilung, zum anderen gegen die Art des Staffelgeschosses.
Kein Einzelfall
Der große Neubau an der Ohlstedter Straße ist kein Einzelfall, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Thilo Kleibauer (CDU): „An vielen Stellen in den Walddörfern sehen wir eine massive Nachverdichtung. Dadurch kann sich der Charakter von Wohnstraßen deutlich verändern. Auch wenn eine Teilung von Grundstücken grundsätzlich möglich ist, muss das Bezirksamt immer kritisch prüfen, ob dadurch der Erhalt der städtebaulichen Struktur gefährdet ist. Nicht zuletzt wurde der Schutz gewachsener Siedlungsstrukturen als wichtiges Ziel auch im Ohlstedter Bebauungsplan festgeschrieben.“ Die Schröders fragen sich, ob solche Baukörper auch von Bauprüfern vor Ort begutachtet werden, oder ob nach Aktenlage entschieden wird. Das Heimat-Echo hat diese und weitere Fragen an das Bezirksamt Wandsbek weitergeleitet. Eine Antwort sei wegen eines Widerspruchsverfahrens gegen die Bebauung zurzeit nicht möglich, hieß es dort.
Von Matthias Damm
Last modified: 17. Dezember 2020