POPPENBÜTTEL Eigentlich sollte 2020 für den Präsidenten des SC Poppenbüttel ein rundes Jahr werden. Am zweiten Weihnachtstag wird Joachim Sorgenfrey 70 Jahre alt. Seit 1994 ist er Mitglied des Vorstands und seit 2002 führt er das Gremium des Hamburger Großsportvereins als Vorsitzender. Das Heimat Echo sprach mit dem gelernten Bankkaufmann über den Lockdown 2.0, ehrenamtliches Engagement und über Zukunftsperspektiven für Sportvereine.
Wie ist derzeit die Situation beim SC Poppenbüttel, der mit rund 4.000 Mitgliedern zu Hamburgs Großsportvereinen zählt?
Als Verein können wir kaum eigene Entscheidungen treffen, da wir in besonderem Maße von den Vorgaben der Landes- und Bundesregierung abhängig sind. Die Maßnahmen des Lockdowns werden von uns konsequent umgesetzt – auch wenn es immer mal wieder zu paradoxen Situationen und Nachfragen kommt.
Welche meinen Sie?
Es ist schwer zu erklären, dass Kinder auf dem Schulhof und in der Kita herumtoben und die gleichen Kinder am Nachmittag, unter Einhaltung aller Hygienekonzepte, auf unseren Anlagen keinen Sport treiben dürfen. Ich denke an unseren Fußballkindergarten, der ausschließlich draußen stattfinden würde. Unsere Mitglieder reagieren zunehmend mit Unverständnis auf solche Entscheidungen. Und ich spreche hier nicht über Verschwörungstheoretiker, Querdenker oder radikale Gesellschaftsgruppen.
Wie reagiert der Verein auf diese Herausforderungen?
Die Mitarbeiter unserer Geschäftsstelle geben ihr Bestes und machen einen riesen Job. Auch eine Vielzahl an Ehrenamtlichen engagieren sich für unseren Verein. Sie sorgen dafür, dass Sportvereine – nicht nur beim SC Poppenbüttel – eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft übernehmen. Ob Einkaufsservice, Botendienste oder Online-Sportangebote, wir erhalten täglich viel positives Feedback. Das ist die beste Motivation!
Hoffen Sie, mit diesen Angeboten weniger Mitglieder zu verlieren?
Derzeit haben wir noch verhältnismäßig wenige Austritte. Aber: Wer tritt während der Coronakrise schon in einen Sportverein ein? Der Schrei nach finanzieller Hilfe wird definitiv lauter werden. Sollten wir eines Tages 20 bis 30 Prozent weniger Mitglieder haben, werden Sportvereine wie der SC Poppenbüttel ohne zusätzliche finanzielle Hilfen nicht überleben.
Was macht Ihnen Hoffnung für die Zukunft?
Natürlich wäre ein zuverlässiger Impfstoff für alle Sportvereine ein Brustlöser. Soweit sind wir aber leider noch nicht. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen freue ich mich darüber, dass viele unserer Onlinesport-Angebote gut angenommen werden und wir für viele Mitglieder Alternativen für die dunkle Jahreszeit geschaffen haben.
Abschließend noch eine persönliche Frage: Was machen Sie, wenn sie mal abschalten und Energie tanken möchten?
Diese Frage ist einfach zu beantworten. Ich gehe in meinen Garten zum Laub harken, mache einen Spaziergang oder eine Fahrradtour mit meiner Frau. Hinzu kommt der eine oder andere Besuch unserer Enkelkinder.
Das Interview führte Sebastian Conrad
Last modified: 17. Dezember 2020