Pastor Burmester geht nach 26 Jahren in Rente
VOLKSDORF Nach 26 Jahren endet in der evangelisch-lutherischen Rockenhof-Gemeinde in Volksdorf eine Ära: Pastor Jasper Burmester geht in den Ruhestand. Für das „Heimat-Echo“ zieht er Bilanz.
Von Marius Leweke
Heimat-Echo: Am 28. Februar endet Ihre Zeit in Volksdorf. An was erinnern Sie sich besonders gern?
Pastor Jasper Burmester: Da fallen mir die Dinge ein, die ich hier initiiert habe. Etwa die besondere Form des Kindergottesdienstes alle 14 Tage samstags zur Marktzeit. Gemeinsam mit Kindern und Eltern frühstücken, Andacht halten und Bibeltexte kreativ umsetzen. Auch die Kinderbibelwochen, die ich seit 2000 jedes Jahr geleitet habe, zählen zu meinen persönlichen Schwerpunkten und generell die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Während der Konfirmandencamps an wechselnden Orten waren die Taufen im Meer ein Highlight. Beschäftigt haben mich auch die „echten“ Baustellen wie die neue Orgel, für die wir die Empore umbauen mussten, und der Neubau des Gemeindesaals. Wichtig war mir auch, aber das ist unabhängig von Volksdorf, meine Tätigkeit als Notfallseelsorger in Zusammenarbeit mit der Hamburger Feuerwehr. Dabei biete ich kurzfristig Menschen jeder Herkunft und jeden Glaubens Hilfe und Unterstützung an.
In Volksdorf sind Sie als Pastor mit der Gitarre bekannt…
Ja, die Gitarre ist wohl mein Markenzeichen. Sie gehört bei vielen Veranstaltungen einfach dazu. Auf Konfirmandenfreizeiten und bei Kindergottesdiensten sowieso. Bei der Nacht der Kirchen habe ich Lieder von Gerhard Gundermann, dem DDR-Liedermacher, vorgetragen. Besonders gerührt hat mich, als mich neulich ein Gemeindemitglied bat, bei der Beerdigung eines Angehörigen die Gitarre mitzubringen, weil das schon bei der Beisetzung seiner Großeltern so ergreifend gewesen sei.
Was hat Sie im Rückblick belastet?
Das stetige Abschmelzen der Mitgliederzahlen der Kirche macht mir schon zu schaffen. Ganz besonders, wenn Gemeindemitglieder der Kirchensteuer wegen austreten, die ich von der Taufe über die Kinderkirche, Konfi-Camp und Jugendarbeit begleitet habe. Es beunruhigt mich schon, wenn wir als Kirche als nicht mehr so relevant gesehen werden. Es macht mich auch traurig, dass offenbar immer mehr Trauernde bei Beerdigungen auf kirchlichen Beistand verzichten.
Wie können Sie dem entgegenwirken?
Das Thema Kirchenaustritte war schon bei meiner Ordination 1985 präsent. Auf der positiven Seite steht aber, dass hier in Volksdorf das Gemeindeleben eher intensiver geworden ist. Mit den vielen Angeboten – von der Kirchenmusik mit ihren Chorprojekten bis zur Kinder- und Jugendarbeit – sind wir immer noch Menschenfischer, um den biblischen Ausdruck zu gebrauchen. Es sind nach wie vor viele Menschen ehrenamtlich bei uns aktiv.
Ihre persönliche Bilanz?
Ich hätte zu Anfang nie gedacht, dass ich so lange bleibe. Ich bin für viele Gemeindemitglieder der Familienpastor geworden, der die Kinder getauft und die Großeltern beerdigt hat. Das zeigt mir, dass mein Entschluss zu bleiben, richtig war. Üblich ist es sonst, alle zehn Jahre die Pfarrstelle zu wechseln.
Was hat sich in der Gemeinde während Ihrer Zeit hier geändert?
Wir mussten, wie die gesamte evangelische Kirche, immer mehr sparen. Als ich hier anfing, waren wir fünf Pastoren und zwei Küster. Jetzt ist die Arbeit auf drei Köpfe verteilt und wir Pastoren müssen auch praktisch mehr anpacken – Stühle und Tische aufstellen und so weiter.
Trotzdem haben Sie Ihr Engagement um ein Jahr verlängert.
Im vergangenen Jahr hat mich die Aufgabe gereizt, die Gemeinde durch die Corona-Krise zu begleiten. Wir haben mit großem Engagement unseres Kirchenmusikers Timo Rinke Gottesdienste online gestellt und tun das nach wie vor. Zum Gottesdienst gehört Gemeinschaft und die versuchen wir über unseren Livestream herzustellen. Wir hatten seit Beginn im vergangenen März 46.000 Zugriffe.
Wie gestalten Sie eigentlich Ihren Ruhestand?
Ich ziehe ins Hamburger Umland und versuche Abstand zu gewinnen. Als passionierter Segler werde ich auch viel auf meiner Acht-Meter-Jacht, der Tunø, unterwegs sein. Für die Zeit nach Corona habe ich mir vorgenommen, ganz Deutschland mit dem Wohnmobil zu umrunden: von Emden zur Ostsee, gegen den Uhrzeigersinn.
Zur Person
Jasper Burmester, 65, ist seit Karfreitag 1995 Pastor an der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Volksdorf. Er ist in Mölln geboren und hat in Tübingen, Zürich und Hamburg studiert. Bevor er an die Rockenhof-Kirche kam, war er Vikar in Fuhlsbüttel und Pastor in Hamburg-Hamm und Bern in der Schweiz. Am 28. Februar geht der Vater dreier erwachsener Söhne in den Ruhestand.
Last modified: 12. Februar 2021