Das sagen Lehrer, Schüler und Eltern in Meiendorf, Poppenbüttel und Bergstedt
ALSTERTAL/ WALDDÖRFER Seit anderthalb Wochen sind die Schulen wieder geöffnet. Doch von einem Normalbetrieb sind sie noch weit entfernt: Distanzunterricht für die Mehrheit der Schüler, rasant steigende Fallzahlen und der Rückruf von rund 300.000 KN95-Masken, die vom Bund kamen, für die Lehrer gedacht waren und von der Schulbehörde einkassiert wurden. Wie es läuft? Wir haben nachgefragt.
Von Anja Krenz
Stadtteilschule Meiendorf
Schulleiter Stefan Möller kommentiert die Masken-Panne:
Wir haben gelernt, damit umzugehen und behelfen uns mit OP-Masken, bis Ersatz kommt. Die Schnelltests hingegen sind ausreichender vorhanden. Seit Montag wird das Kollegium bis zu dreimal in der Woche vom hausinternen Team getestet, für Schüler stehen bis zu zwei Selbsttests pro Woche zur Verfügung. Wichtig ist, dass die Schulen geöffnet bleiben, denn die Schüler haben gelitten. Bis auf die Abschlussklassen 9, 10 und 13 sind alle im Homeschooling. Dabei haben sich drei Gruppen herausgebildet: Die erste geht durch die Decke. Ruhe, Zeit und kein Druck in der Klasse tut denen gut. Die Zweite schwimmt ohne Leistungsverlust mit. Die Gruppe der Verweigerer wird größer, je länger die Situation ohne Präsenzunterricht andauert. Ich möchte die Schulbehörde loben: Sie macht einen wirklich guten Job in dieser Krisenzeit! Mein größter Wunsch ist, dass wir alle Schüler so schnell wie möglich wieder bei uns haben, Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen. Zudem wünsche ich mir eine baldige Impfung für alle Lehrer und dass mobile Testteams in die besonders betroffenen Stadtteile geschickt werden.
Gabriela Weik (50), Schulsekretärin und Mitglied des Testteams:
Ich lebe davon, mit anderen in Kontakt zu treten und freue mich deshalb, die Schüler wiederzusehen. Bei ihnen spürt man die Freude, wieder herkommen und zu Hause rauskommen zu können. Die stehen vor meinem Fenster und fragen, wie ich so mit Corona klarkomme. Das ist total niedlich. Es ist hier sozusagen eine Familie, ein Zusammenhalt, den wir pflegen.
Miguel Weiß (18), Zwölftklässler:
Onlineunterricht ist gar nicht meins. Man wird allein zu Hause wach, geht direkt online, bleibt im Bett. Da ich Strukturen brauche, bin ich in der Notbetreuung. Das bringt den Alltag zurück. Die Regelmäßigkeit ist hilfreich. Allgemein bin ich glücklicher, fühle mich gesünder und fitter durch den Kontakt mit den Mitschülern.
Grundschule Müssenredder, Poppenbüttel
Schulleiter Gero Brüning (59):
Als Schulgemeinschaft sind wir durch die Krise zusammengerückt. Ich habe größten Respekt vor dem, was die Eltern im Lockdown leisten mussten. Wir, die wir selber Eltern sind, können uns gut hineinversetzen. Es ist ein enormer Spagat für uns alle. Obwohl inzwischen alle Kinder mit digitalen Endgeräten ausgestattet sind, haben einige zu Hause so gut wie gar nichts getan. Das sage ich ohne Vorwurf. Aber die Schere geht auf. Nach viel schulinterner Organisation vor und in den Märzferien sind die Klassen jetzt halbiert – eine Gruppe kommt montags und mittwochs, die andere dienstags und donnerstags. Der Freitag gehört mal der einen, mal der anderen Hälfte. Durch Wochenpläne, an denen alle Jahrgänge einheitlich arbeiten, wissen alle, was zu tun ist, auch an Homeschooling-Tagen. Eine für alle Schüler und Eltern einsehbare digitale Pinnwand bietet unter anderem Lernvideos, alle Tagesaufgaben und ab mittags auch die Lösungen. Es ist gut, wieder im engen Kontakt zu sein. Der Wechselunterricht ist für die Kinder ein Segen.
Christian Spieker (34), Erzieher und stellvertretender Leiter der „Tigerente“:
Wir haben uns sehr über die Freude der Kinder und über ihren Zuspruch gefreut. Obwohl wir eigentlich für die Nachmittagsbetreuung da sind, helfen wir jetzt, die Notbetreuung am Vormittag zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit der Schule läuft sehr gut. Es ist eine schwere Zeit, aber es war toll, dass wir als Team immer positiv in die Zukunft geschaut haben.
Mattis (6) und Philip (7) gehen zusammen in die Klasse 1a an der Grundschule Müssenredder
Mattis: Es ist schön, wieder in der Schule zu sein, weil ich hier besser lernen kann, meine Freunde treffe und jemanden zum Spielen habe.
Philip: Ich bin froh, dass ich wieder ein paar Leute und meine Lehrerin Frau Wermke treffen kann. Zu Hause lernen ist nicht so gut. Es fühlt sich einfach falsch an.
Inka Petersen (43), Abteilungsleiterin, Klassenlehrerin der 1b und Mutter von fünf Kindern:
Wir merken, wie glücklich die Kinder darüber sind, wieder andere Kinder zu sehen. Dadurch ist ihnen ein Stück Normalität zurückgegeben worden. Für die Familien ist das Homeschooling eine große Belastung, vor allem wenn Eltern in die Lehrerrolle schlüpfen müssen. Meine Kinder, das jüngste ist in der Krippe, das älteste in der fünften Klasse, sind in der Notbetreuung.
Schule Bergstedt
Judith Jürries (60) leitet die Schule Bergstedt:
Wir wachsen mit den Erziehern und Sozialpädagogen der Nachmittagsbetreuung enger zusammen, da sie uns nun vormittags in der Notbetreuung unterstützen. Das ist die Chance in der Krise: sich gegenseitig besser kennenzulernen, den Austausch zu haben und die pädagogische Ergänzung. Unsere Eltern sind sehr verständnisvoll. Im zweiten Lockdown haben wir durch gute Vorbereitung den Großteil der Kinder digital erreicht. Bei einigen haben wir Sorge. Um sie kümmern wir uns individuell. Das Kollegium ist schon angestrengter als sonst, hat aber trotzdem in den Ferien alles für den Wiedereinstieg geplant. Es erfordert täglich sehr viel Kraft und Flexibilität. Aber wir freuen uns, dass unsere Kinder wieder da sind. Auch wenn es sich nicht wie sonst anfühlt.
Reiner Busch (58), Hausmeister Grundschule Bergstedt:
Ich war immer hier, auch im ersten Lockdown, als wir zu hatten. In der Zeit wurden zum Beispiel Spielgeräte gewartet. Nun habe ich wieder mehr Arbeit: auf dem Schulhof die Areale abflattern, Hygieneartikel, Papierhandtücher, Seife überprüfen und eventuell nachbestellen. Aber ich fühle mich wohl. Die Kinder sind sehr anständig. Mein Cäsar ist der „Schulkampfdackel“ und ein ganz umgänglicher Hund, den die Kinder gerne streicheln. Da wir gegenüber wohnen, machen wir abends noch eine Runde übers Gelände. Es kann ja mal was sein…
Jürgen Leifeld aus Bergstedt, Ingenieur und Vater eines Zweitklässlers (8):
Ich bin seit einem Jahr im Homeoffice und war seitdem nur fünfmal im Büro. Zu Hause war es ein Auf und Ab, weil meinem Sohn die Freunde und die Lehrer fehlten. Es gab aber keine Eskalation, und er lernt sehr selbstständig. Als es losging, sah man den Kindern an, dass sie gerne wieder zur Schule gehen. Wir können uns wieder mehr auf unsere Arbeit konzentrieren. Obwohl es an den Fallzahlen hängt, hoffen wir, dass die Schule so lange wie vertretbar geöffnet bleibt.
Gymnasiasten testen
Am Carl von Ossietzky Gymnasium Poppenbüttel testen sich die Schüler seit Montag selbst auf Corona. Geplant ist, dass Schüler sich einmal pro Woche testen, Lehrer zweimal. Das Ziel: Die Schule geöffnet lassen können.
Last modified: 24. März 2021