Walddörfer Gymnasium spendet das Preisgeld dem Museumsdorf
VOLKSDORF Große Ehrung für ein umstrittenes Projekt: Die Cornelsen-Stiftung Lehren und Lernen hat „Go for Goofy“ mit dem zweiten Platz in ihrem jährlich vergebenen Zukunftspreis prämiert. Ausgezeichnet wurde das Walddörfer Gymnasium für „den Mut und die Energie, Schüler dabei zu unterstützen, komplizierte Fragen des Lebens zu ergründen und die konflikthafte Auseinandersetzung nicht zu scheuen“.
Von Marius Leweke
Sie sind immer noch stolz auf ihr Goofy-Projekt, die Schüler der 10c des Walddörfer Gymnasiums, die sich am vergangenen Donnerstag in der Aula versammelt hatten. Mit Recht, befand die mit fünf Hochschullehrern besetzte Jury, die für die Stiftung Lehren und Lernen über die Vergabe des Zukunftspreises 2020 entschieden hat. Unter 70 Einreichungen landete die Klasse auf Platz zwei.
„Streicheln und essen“: Mit diesen Worten bringt Jury-Mitglied Dorrit Bosse, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Kassel, in ihrer Laudatio – coronabedingt online – das Dilemma auf den Punkt, vor dem die Schüler der 10c standen. Die Klasse hatte 2019 ein Stierkalb aus Tirol ins Museumsdorf Volksdorf gebracht und sich zur Mitarbeit auf dem Hof verpflichtet. Dabei wurde auch festgelegt, dass Goofy, wie das Rind getauft wurde, nach eineinhalb Jahren geschlachtet werden sollte. Dass die Schüler sich diesem Problem, ein lieb gewordenes Tier zu schlachten, gestellt haben, findet Bosse „herausragend“. Die Bildungswissenschaftlerin lobt in diesem Zusammenhang auch, wie die Schule „Heranwachsende dabei unterstützt, sich mit den Widersprüchen des Lebens auseinander zu setzen und mit ihnen umgehen zu lernen“. Bosse: „Unsere Welt ist voller Goofy-Probleme und es lohnt sich, ihnen nicht auszuweichen.“
Engere Kooperation mit dem Museumsdorf
Zu den Problemen, mit denen sich alle Beteiligten auseinandersetzen mussten, gehörte – wie berichtet – auch ein „Shitstorm“ von Tierschützern gegen Schule und Museumsdorf, der schließlich zur Absage der Schlachtung führte und bundesweit Schlagzeilen machte. „Das hat uns überrascht, denn eigentlich war „Go for Goofy“ ein Projekt gegen Massentierhaltung und für bewusstere Ernährung“, erzählt Schülerin Josefine im Gespräch mit dem Beirat der Cornelsen-Stiftung. Lob erhielt die „Goofy-Klasse“ auch von Schulleiter Jürgen Solf, der betonte, dass „nicht wir Erwachsene das Projekt gestartet haben, sondern die Schüler“. Es gehöre dabei zu den Aufgaben von Schule, sich solchen Projekten zu öffnen – mit all ihrer Dynamik und möglichen Widersprüchen wie sie sich bei „Go for Goofy“ gezeigt hätten.
Freuen kann sich auch das Museumsdorf: Auf Wunsch der Schüler geht das Preisgeld von 4000 Euro komplett an das Museumsdorf. Zudem soll die Zusammenarbeit weiter intensiviert werden, zumal Schule und Museumsdorf quasi Nachbarn sind. Derzeit besprechen Trägerverein und Schule, in welcher Form dies geschehen soll. Im Moment ist bereits eine neue achte Klasse auf dem Hof aktiv.
Last modified: 31. März 2021