ESC-Teilnehmer Jendrik vor dem größten Auftritt seines Lebens
VOLKSDORF Langsam wird es ernst für Jendrik Sigwart: Diese Woche reist der in Volksdorf aufgewachsene Entertainer als deutscher Vertreter zum Finale des Eurovision Song Contest (ESC) nach Rotterdam. Das Heimat-Echo hat ihn kurz vor dem Abflug noch ans Telefon bekommen.
Von Marius Leweke
„Die Vorfreude steigt täglich“, sagt Jendrik Sigwart zur Begrüßung. Nein, nervös sei er nicht, „nur ziemlich aufgeregt“. Wie er damit umgeht? „Ich arbeite sehr hart daran, noch mehr Sicherheit für meinen Auftritt zu bekommen.“ Nicht nur die Stimme muss sitzen. „Es geht viel um die Kondition.“ Tanzen, Steppen, viel Bewegung stehen auf dem Fitness-Programm und auch spazierengehen zur kurzen Entspannung.
Gute Laune bei den Proben
Jendrik Sigwart ernährt sich gesund, lebt vegetarisch und will bei seinem Auftritt „ganz viel Spaß haben“. Mit seiner guten Laune hat der Entertainer schon bei Proben, PR-Terminen und Video-Drehs das ganze Team mitgerissen, das ihn zum ESC begleite, berichtet Alexandra Wolfslast, Chefin der 20-köpfigen deutschen Delegation. „Jendrik hat eine wahnsinnig positive Ausstrahlung.“ Das sei „ein echter Bonusfaktor“. Seine Mitbewerber hat Deutschlands Hoffnung auf den ESC-Sieg bislang nur online erlebt, etwa bei den in die digitale Welt verbannten Pre-Partys. Natürlich hat er sich jeden Song angehört: „Ich habe einen persönlichen Favoriten, den verrate ich aber nicht.“
Besonders begeistert ist der 26-Jährige darüber, dass er – Stand jetzt – im Rotterdams Veranstaltungszentrum Ahoy sogar live vor 3500 Menschen singen wird. „Die Veranstalter haben ein total krasses Corona-Konzept.“ Häufige Tests und strikte Isolation sind angesagt. Delegationsleiterin Wolfslast berichtet, dass das gesamte Team sich nicht mit Leuten außerhalb der Delegation austauschen darf. Die Corona-Regeln verbieten zudem, dass Freunde und Familie in Rotterdam live dabei sein dürfen. Was Jendrik schade findet.
Zeit für seine Lieben hätte er aber ohnehin nicht. „Wir arbeiten bis zur letzten Sekunde an der perfekten Show.“ Der studierte Musical-Darsteller hat sich eine Action-reiche Choreografie ausgedacht, die sich eng an das schrill-schräge Bewerbungsvideo aus dem Keller der Volksdorfer Kirche St. Gabriel anlehnt. „Das wird ziemlich geil.“
Dabei sieht er seinen Song „I don’t feel hate“ nicht nur als locker-fröhliches Ohrwurm-taugliches Lied. „Mir ist die Botschaft sehr wichtig.“
Mit 14.000 Followern im Austausch
In der vorvergangenen Woche hat er seine rund 14.000 Follower auf Instagram (mynameis_jendrik) aufgefordert, ihm zu schreiben, wann und wie sie Hass erlebt haben. Mit einigen von ihnen hat er sich auch vor der Kamera ausgetauscht. „Da kamen Stories über Sexismus, Diskriminierung, Body-Shaming, Vorurteile und das aus der ganzen Welt.“
Jendrik hofft, dass er möglichst viele Menschen von seiner Anti-Hass-Botschaft überzeugt. „Ich habe eine gewisse Reichweite und die will ich für diese Sache nutzen.“ Klar seien auch negative Reaktionen gekommen, „da bleibe ich freundlich, was viele Leute erstmal überrascht“. Die Aktion habe ihn viel Arbeit gekostet, aber der Aufwand habe sich richtig gelohnt. Wie es nach dem Eurovision Song Contest weitergeht, weiß Jendrik Sigwart noch nicht. Eher nachdenklich gibt er zu, noch keinen konkreten Plan zu haben.
Nach dem, was für ihn in den vergangenen zwölf Monaten abgelaufen ist, sei ihm aber klar geworden, „dass es manchmal egal ist, wo das Leben klingelt“. Neues, anderes Selbstbewusstsein haben ihm die Arbeit am eigenen Song, der Dreh des Musikvideos und der Rummel um seine Person gegeben. „Ich habe gelernt, keine Angst vor neuen Zielen zu haben.“ Aber jetzt steht erst einmal das große Nahziel an: Das Finale des Eurovision Song Contest am 22. Mai ab 21 Uhr in der ARD. Das Heimat-Echo wünscht viel Glück in Rotterdam und drückt die Daumen für möglichst viele Punkte an Volksdorf aus ganz Europa.
Last modified: 12. Mai 2021