Fahrrad Er-Fahrungen auf Hamburgs Velorouten 5 und 6
VOLKSDORF/INNENSTADT Das Fahrradfahren in Hamburg soll attraktiver, der Umstieg vom Auto auf das Rad erleichtert werden. Doch wie sieht es aus auf Hamburgs Velorouten? Wie gut und sicher kommt man voran? Und was kann man am Wegesrand alles entdecken? Wir haben uns auf den Weg gemacht. Auf der Veloroute 6 von Volksdorf zum Rathaus, auf der Veloroute 5 wieder raus bis nach Duvenstedt.
Von Matthias Damm
Gleich zu Beginn unserer Tour passieren wir einen Aufreger auf der Veloroute 6 am Kreisverkehr Farmsener Landstraße: Aus Richtung Meiendorf kommend endet der Fahrradweg kurz hinter dem Kreisel, man wird auf die Fahrbahn der Eulenkrugstraße geleitet und soll der Route nach ein paar Metern nach links in den Uppenhof folgen. Nicht nur für Kinder sei dies ein Gefahrenpunkt, schreiben viele Eltern in den sozialen Medien. Nachvollziehbar, denn Ortskundige würden diesen Weg auf dem Fahrrad zum Bahnhof Volksdorf nicht wählen.
Zurück zur gerade begonnen Fahrt in die Innenstadt. Alle Velorouten sind für die sichere und zügige tägliche Fahrt zum Job oder zum Einkaufen konzipiert, viele U- und S-Bahnhöfe liegen als Umsteigemöglichkeit auf den Strecken. In den kuscheligen Walddörfern geht es ungestört voran. „Um die Hecken“ und durch Nebenstraßen mit vielen gepflegten, alten Siedlungen erreichen wir fast ohne Autoverkehr Berne. Weiter nach Farmsen, immer westlich des Berner Heerwegs. Einzelhäuser werden nun von Mehrfamilienhäusern abgelöst, wir werden erstmals auf markierten Fahrradstreifen geführt, teilen uns aber fortan auch oft ohne Markierungen die Straßen mit den Autofahrern. Wer kein Navi hat, wird die Veloroute 6 nicht finden, es gibt keinerlei Ausschilderung.
Vorbei an den U-Bahn-Haltestellen Trabrennbahn und Wandsbek-Gartenstadt geht es bei deutlich mehr Autoverkehr durch Dulsberg. Wir treffen auf den ersten Pop-Up Fahrradweg, den die Verantwortlichen den Radlern so angenehm wie möglich machen wollten. Dafür spricht auch eine Baustelle am Eulenkamp, die an den vielbefahrenen Strecken und vor allem bei Kreuzungen für eine sichere Routenführung sorgen soll. Ein Highlight auf der Veloroute 6 erwartet uns hinter dem S-Bahnhof Friedrichsberg: Es geht auf eigener Fahrradtrasse durch den Park am Eilbekkanal entlang, wir werfen einen Blick auf die hier liegenden Hausboote, werden danach oft sehr komfortabel entgegen der Einbahn- durch kleinere Straßen geführt und machen am Kuhmühlenteich einen Stopp. Mann, hat die Stadt schöne Ecken – und die Alster, die wir gleich erreichen, setzt noch einen drauf.
Der letzte Abschnitt bis zum Rathaus führt uns an Außen- und Binnenalster entlang, dann auf dem Ballindamm, mit seiner breiten Fahrradstraße. Die Dichte an Radfahrern nimmt gewaltig zu, wer hier gemütlich fahren will, wird oft riskant überholt. Etwa 90 Minuten haben wir für die 20 Kilometer in die Stadt gebraucht. Ein Gewusel von Fußgängern, Autos und Fahrradfahrern zwingt zu großer Umsicht. Uns zieht es wieder Richtung Heimat.
Die Veloroute 5 zurück aus dem Zentrum folgt zunächst der Route 6 und wir gönnen uns an der Alster noch den fantastischen Blick auf die Skyline der schönsten Stadt. Hätten wir gewusst, was uns auf der Route 5 noch erwartet, wäre unsere Pause vermutlich länger ausgefallen. Erstens geht es nun stetig bergauf und zweitens auf der Hälfte der 23 Kilometer langen Strecke immer an stark befahrenen Straßen entlang. Wollte man die Velorouten nicht weitestgehend abseits der Hauptverkehrsadern führen?
Diese Route 5 hat hier zwar oft eigene Radwege, aber auf der viel befahrenen Fuhlsbüttler Straße sind es Schutzstreifen mit Fahrradsymbolen. Zum Radeln lädt dieser Teil nicht ein. Das ändert sich erst, als wir die Saseler Chaussee am Pfeilshofer Weg Richtung S-Bahnhof Poppenbüttel verlassen. Ab hier werden wir wieder hauptsächlich über Nebenstraßen geführt, kommen entlang des Mellingburgredder hinter der Alsterschleife zur Alten Mühle, bleiben im Alstertal, erreichen nach zwei Stunden über den Trilluper Weg den Ortskern von Duvenstedt.
Unser Fazit: durchwachsen!
Unter dem Begriff „Velorouten“ hatten wir uns Strecken vorgestellt, auf denen Radfahrer auf eigenen, vom Autoverkehr getrennten Strecken, geführt werden. Tatsächlich geht es jedoch oft auf Hauptstraßen entlang. Wir haben die Beschilderung der Strecken vermisst und erkannt, dass vor allem die Routen in City-Nähe eher für schnelle, routinierter Radfahrer konzipiert sind. Erstaunt hat uns, welche schönen Ecken von Hamburg man auch auf diesen Routen entdecken kann und angenehm überrascht waren wir, wie rücksichtsvoll die Autofahrer an brenzligen Stellen auf uns geachtet haben.
Last modified: 30. Juni 2021