Überschwemmungen im Süden und Westen, Wassersparen im Norden
ALSTERTAL/ WALDDÖRFER Während Teile West- und Süddeutschlands durch ungeheure Regenmengen verwüstet wurden, Menschen ihre Häuser oder sogar ihr Leben verloren haben, sieht es im Norden ganz anders aus: Hamburg Wasser-Sprecher Ole Braukmann bittet darum, Wasser zu sparen. Wie kann das sein? Das Heimat-Echo hat nachgefragt.
Von Anja Krenz
„Das sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt Hamburg Wasser-Sprecher Ole Braukmann. Während es in den Katastrophengebieten massive Stark-regenereignisse gab, die zu verheerenden Überflutungen geführt haben, blieb der Norden in diesem Sommer bislang verschont. „Doch vor zwei Jahren hatten auch wir große Regenmengen in Hamburg. Besonders betroffen waren damals Bergedorf und Lohbrügge“, erinnert sich Braukmann. In Norddeutschland habe man jedoch, trotz Geesten und Marschen, schlicht weniger Gefälle, sodass Wassermassen nicht mit Gewalt Berghänge herunterrauschen und sich nicht in Tälern „wie in einer Badewanne“ stauen könnten. Ohne Zweifel komme es aufgrund des Klimawandels immer häufiger zu langen Trockenperioden, die von spontanen Wolkenbrüchen abgelöst würden. Es muss also zweifach Vorsorge getroffen werden: Bei Starkregen muss das Wasser schnell versickern, abfließen oder gespeichert werden, und an heißen Sommertagen, an denen der Verbrauch um 30 bis 40 Prozent in die Höhe schnellt, gilt es Wasser zu sparen. Gefragt sind hier aber nicht nur die Bürger, sondern auch Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe. „Wassersparen ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, betont Ole Braukmann.
Die Wasserversorgung ist sicher
„Grundsätzlich haben die Hamburger in den vergangenen 30 Jahren große Erfolge beim Wassersparen erzielt und den Verbrauch kontinuierlich senken können, aber seit einigen Jahren ist dieser Rückgang gestoppt und hat sich in der Tendenz sogar leicht umgekehrt“, erklärt Braukmann. Ob das am Hitzesommer 2018 oder an den Corona-Eindämmungsmaßnahmen (zum Beispiel weniger Mobilität und Reiseverzicht) liege, könne noch nicht abschließend bewertet werden. Klar sei allerdings, dass die Tage, an denen deutlich mehr als 400.000 Kubikmeter Wasser ins Netz eingespeist wurden, zugenommen haben: Zwischen 2010 und 2017 gab es sieben solcher Tage, zwischen 2018 und 2020 hingegen 44. Im ersten Halbjahr 2021 gab es bereits sechs Tage mit überdurchschnittlichem Verbrauch. „Diese Zahlen machen die Bedeutung des Wassersparens deutlich, um die Stabilität der Versorgung langfristig zu sichern“, sagt Ole Braukmann.
Zwei Extrembeispiele aus diesem Jahr seien hier zur Erläuterung genannt: Am 17. Juni 2021 wurde der bisherige Spitzenverbrauch des Jahres mit 453.460 Kubikmetern verzeichnet. Am 1. Januar hingegen wurde der bisherige Tiefstwert von 272.972 Kubikmetern ermittelt.
Ein weiteres Stichwort zum Thema Wasser ist das Entsiegeln von Flächen, was zugegebenermaßen bei der aktuellen Wohnungs- und Parkplatznot schwierig zu bewerkstelligen ist. Dennoch sind die Argumente von Hamburg Wasser schlagend: „Die Kanalisation wird bei Regen entlastet, die Grundwasserneubildung gestärkt und Mikroklima infolge von Verdunstung verbessert.“ Immerhin hat Ole Braukmann zum Schluss eine gute Nachricht: „Die grundsätzliche Wasserversorgung ist sicher.“
Last modified: 28. Juli 2021