Respektvoller Umgang mit Menschen, die auf der Straße leben
POPPENBÜTTEL Etwa 2.000 Menschen in Hamburg leben auf der Straße. Besonders in City-Nähe suchen sich viele Obdachlose einen Platz zum Schlafen, in den Walddörfern oder im Alstertal ist das sehr selten der Fall. Als in den vergangenen Wochen ein Wohnungsloser vor unserer Redaktion am Stormarnplatz von der Polizei angesprochen wurde, haben wir beim Polizeikommissariat 35 nachgefragt: Wie wird Menschen, die offensichtlich auf der Straße leben, begegnet und geholfen?
Von Matthias Damm
„In Hamburg finden wohnungslose Menschen umfangreiche Hilfs- und Unterstützungsangebote, die sie in ihrer akuten Lebenssituation auffangen, im Umgang damit oder auch bei darüber hinausgehenden besonderen Problemlagen beraten und unterstützen“, heißt es auf der Internetseite der Sozialbehörde. Jan Fedkenhauer, Leiter des PK 35, weiß, dass für eine Hilfestellung und Problemlösung oft die Polizei der erste Kontakt ist: „Besonders die Stadtteilpolizisten haben auf ihrer Fußstreife Zeit, mit Obdachlosen ins Gespräch zu kommen. In den allermeisten Fällen wünscht die angesprochene Person keine Unterstützung. Sind die Beamten aber
überzeugt, dass zum Beispiel ärztliche Hilfe nötig ist, wird ein Rettungswagen angefordert und der Betroffene versorgt.“
Grundsätzlich ist es jedem Bürger freigestellt, sich an jedem öffentlichen Ort aufzuhalten, Hilfe anzunehmen oder abzulehnen. Hinzu kommt, dass viele Geschäfte besonders in der kalten Jahreszeit den Aufenthalt von Obdachlosen in windgeschützten Eingängen dulden. Gibt es allerdings Beschwerden, ist die diensthabende Schicht des PK 35 gefordert. „So war es auch im Fall des Mannes am Stormarnplatz“, erklärt Fedkenhauer.
Passanten beschwerten sich, dass sie angepöbelt und sexistisch beleidigt worden seien. Zudem hatte er sich in einer öffentlichen Fahrrad-Abstellanlage niedergelassen, die nicht mehr frei zugänglich war. Die Polizisten haben den angetrunkenen Mann angesprochen und aufgefordert, den Fahrradunterstand zu verlassen. „Als der zuständige Stadtteilpolizist zwei Tage später am Stormarnplatz vorbeischaute, wurde der Mann nicht mehr angetroffen.“ Inzwischen hat er aber wieder seinen Platz in einer benachbarten Fahrrad-Abstellanlage bezogen.
Hilfe anbieten
Oft ist Hilfe durch soziale Dienste erforderlich. Die Polizei kann dafür auf zahlreiche Kontakte wie die Sozialbehörde, Fördern&Wohnen, Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Winternotprogramm, Heilsarmee oder auch Kirchengemeinden zurückgreifen. Geht es um ein Dach über dem Kopf, lehnen viele Obdachlose eine Unterbringung in Mehrbetträumen ab, weil sie sich vor Gewalt, Drogen und Diebstahl fürchten. Andererseits nehmen Übernachtungseinrichtungen keine betrunkenen, aggressiven Randalierer auf, hier ist zunächst wieder die Polizei zuständig: „Derartig auffällige Personen kommen mit auf die Wache. Ein Arzt entscheidet, ob die
Ausnüchterung im Polizeigewahrsam oder im Krankenhaus erfolgt. Bleibt derjenige bei uns, gibt es etwas zu Essen und zu Trinken, bis nach der Ausnüchterung die Wache verlassen werden kann“, so Fedkenhauer.
Für ihn steht der respektvolle Umgang im Mittelpunkt: „Viele Obdachlose sind durch eine Kette von Schicksalen in ihre Situation gekommen, sie können wie jeder andere einen fairen Umgang erwarten, brauchen Zuwendung und ein Hilfsangebot. Hamburg ist da gut aufgestellt und die Polizei arbeitet nach Kräften mit den sozialen Einrichtungen Hand in Hand.“
Hilfe bei Suche nach einem Zuhause
Unter dem Motto „HOME STREET HOME“ suchen die Obdachloseninitiative One Warm Winter und ImmoScout24 Wohnungen für obdachlose Menschen. Der Verein StrassenBLUES e.V. setzt dies in Hamburg um. Infos dazu unter www.homestreethome.immobilienscout24.de
Last modified: 18. August 2021