Wehrführer beklagen Sanierungsstau und Personalmangel, Stadt sieht keine Probleme
ALSTERTAL/WALDDÖRFER Immer einsatzbereit – so präsentieren sich die Freiwilligen Feuerwehren im Alstertal und in den Walddörfern. Doch sind sie dafür eigentlich gut genug ausgerüstet? Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Dennis Thering, hat nachgehakt und ist erstaunt über die Antwort von offizieller Stelle. Alles sei im grünen Bereich. Betroffene Wehrführer sehen das anders und sagen: „Es mangelt an vielen Stellen“.
Von Matthias Damm
Wenn es brennt, oder um Rettung und technische Hilfe geht, ist die FF oft näher am Einsatzort als ihre Berufskollegen. Jeder Einwohner wünscht sich, dass die FF dann in voller Personalstärke, gut ausgerüstet und schnell ausrückt. Dennis Thering: „Was die Freiwilligen Feuerwehren in Hamburg tagtäglich leisten, kann gar nicht genug gelobt werden. Zu jeder Tag- und Nachtzeit einsatzbereit, verbringen die Feuerwehrleute einen guten Teil ihrer Freizeit damit, Hamburg ein Stückchen sicherer zu machen. Unsere Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner sind wahre Helden des Alltags. Ihnen allen gebührt unser Dank und unser Respekt!“
Das würde sich aber nicht in der Personaldecke und in der Ausstattung der Wachen widerspiegeln, so Thering. „Die personelle Situation hat sich im laufenden Jahr in vielen Wachen gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert, statt notwendigerweise verbessert. Und das bei ähnlich hoher Einsatzbelastung. Wenn man sich dazu den baulichen Zustand und die Mittelausstattung der einzelnen Wachen so anschaut, sieht jeder sofort, dass hier Handlungsbedarf besteht.“ Vor dem Hintergrund sei er erstaunt, dass der Senat auf seine konkrete Nachfrage über Modernisierungs- und Investitionsmaßnahmen nur zwei neue Kommandofahrzeuge für die Freiwillige Feuerwehr in den Walddörfern und im Alstertal auflistet.
Alles nach Plan, so die Hamburger Feuerwehr
Bei der Hamburger Feuerwehr sieht man alles im Grünen Bereich. Pressesprecher Dennis Diekmann erklärt, dass es ein abgestimmtes Beschaffungskonzept für die Fahrzeuge gebe: „Unter Berücksichtigung dieses Konzepts wird der Fahrzeugbestand kontinuierlich erneuert. Die letzten Beschaffungsmaßnahmen in den angefragten Bereichen betrafen die Fahrzeuge der dortigen Führungskräfte.“ Auf die Frage, wie die Hamburger Feuerwehr die Personaldecke bei der FF einschätzt, sagt Dennis Diekmann: „Die generelle personelle Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehren im Bereich der Walddörfer und des Alstertals wird als gut bewertet. Die Fluktuationen und damit verbundenen Schwankungen des Personalbestands sind im normalen Bereich.“
Wehrführer „Personal ist auf Kante genäht“
Wehrführer Uwe Meyer (Name geändert) ist für eine FF-Wache zuständig und sieht das in großen Teilen anders. „An Personal können wir nie genug haben, der jetzige Stand ist auf Kante genäht. Einige unserer Feuerwehrleute wohnen so weit weg, dass wir manchmal Mühe haben, die Einsatzstärke zu gewährleisten. Wir haben mit der im April gestarteten guten Aktion ,Sei dabei – Ehrensache‘ versucht, neue Kameradinnen und Kameraden für die Arbeit bei der FF zu gewinnen. Durchaus mit Erfolg, aber so eine Kampagne muss weiter geführt werden. Und es bleibt die Frage: Wie will man Menschen begeistern, wenn es in vielen Wachen keine Dusche gibt und ein WC für alle reichen muss? Bauliche Renovierungen haben oft das letzte Mal vor 25 Jahren stattgefunden.“
Die Ehrenamtlichen würden viel Freizeit in den Wachen verbringen und müssten sich in den Räumen umziehen, in denen die mit Rauchgasen, Asbest und anderen Verschmutzungen behafteten Schutzanzüge hängen. Für Uwe Meyer ein Unding, Hygiene müsse Priorität haben, eine klare Trennung von kontaminierten Klamotten und ziviler Kleidung müsse möglich sein.
Laut Dennis Thering muss neben den dringend nötigen Renovierungen aber mehr getan werden, um Frauen und Männer für das Ehrenamt bei den Freiwilligen Feuerwehren zu begeistern: „Als CDU-Fraktion setzen wir uns dafür ein, dass Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren bei der Wohnungs- und Parkplatzsuche von der Stadt unterstützt werden. Andere Städte und Gemeinden machen es vor, bieten diese gezielten Unterstützungsmöglichkeiten bereits und steigern damit ganz nebenbei auch noch die Attraktivität der Freiwilligen Feuerwehr.“
Last modified: 5. Januar 2022