Darum ist die Feldmark für das Stadtklima wichtig
HUMMELSBÜTTEL Bereits vor 100 Jahren, als der Zusammenhang von Klimawandel, Starkregen und immer heißeren Sommern noch kein Thema war, machte sich Hamburgs Oberbaudirektor Fritz Schumacher für die Stadtentwicklung entlang von Grünachsen stark. Neben dem Wohnen in einem grünen Umfeld war ihm schon damals die Be- und Entlüftung der wachsenden Stadt durch eben diese Kaltluftachsen wichtig. Die Hummelsbütteler Feldmark zählt zu diesen Achsen, für deren Erhalt sich seit vielen Jahren eine Reihe engagierter Bürger einsetzt.
Von Matthias Damm
Unter Feldmark versteht man die Fläche aller zu einer Gemeinde gehörenden unbebauten Grundstücke, also zum Beispiel Ackerland, Wiesen, Weiden und Wald. Die unter Landschaftsschutz stehende Hummelsbütteler Feldmark, grob eingegrenzt durch die Harksheider Straße, Glashütter Landstraße, Kiwittredder und Tegelsbarg, ist für den 2016 gegründeten Verein zum Erhalt der Hummelsbütteler Feldmark e.V. allerdings mehr als nur eine Ansammlung von Wiesen und Äckern.
Artenschutz und Kühlung für die City
Sabine Bartel erläutert: „Uns liegt einerseits die Artenvielfalt am Herzen, denn wird hier gebaut, verringert sich der Raum für Tiere und Pflanzen, Arten können unwiderruflich aus dieser Region verschwinden. Dazu kommt, dass die verbliebenen städtischen Grünflächen einen wesentlichen Beitrag zum Schutz unseres Klimas übernehmen, denn die Hummelsbütteler Feldmark gehört zu den bedeutendsten Kaltluftachsen Hamburgs. Ihre Zerstörung würde die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in der Großstadt Hamburg forcieren. Es wird dort immer wärmer, da dicht bebaute und versiegelte Flächen mehr Wärme speichern.“ Alexandra Fontaine ergänzt: „Die Feldmark als Kaltluft Entstehungs- und Weiterleitungsschneise bedeutet für Hamburg vor allem in den Frühjahrs- bis Herbstmonaten, dass sich die Temperatur in Nächten ohne viel Wind auf der unbesiedelten Fläche deutlich herunterkühlt. So sind Temperaturunterschiede von bis zu 5 Grad zur Innenstadt realistisch – und das bedeutet Frischluft aus Hummelsbüttel für Barmbek.“
Keine Bebauung in Schutzgebieten
Auf der einen Seite das Klima retten zu wollen, auf der anderen aber genau solche Landschaftsschutzgebiete als Bebauungsflächen vorzusehen, passt für die engagierten Vereinsmitglieder nicht zusammen. Der geplante Bau von Wohnungen in der Hummelsbütteler Feldmark war vor sieben Jahren die Triebfeder für die Initiative, so Christiane Wells: „Da kamen mehrere Aspekte zusammen. Statt fünf vom Verein vorgeschlagene, alternative Flächen zu prüfen, wollte der Senat schnell Wohnungen auf dem stadteigenen Landschaftsschutzgebiet in der Feldmark hochziehen. Und das, obwohl im Koalitionsvertrag von 2015 explizit steht „Keine Bebauung in Landschaftsachsen“ und weiter „Landschaftsachsen und grüne Ringe sind kein Bauerwartungsland.“
Die Bebauung der Feldmark ließ sich nur im nördlichen Wilden Moor verhindern, konnte aber für den südlichen Teil zumindest reduziert werden. Das gelang, weil im Verbund mit anderen Initiativen innerhalb von fünf Tagen über 26.000 Unterschriften gesammelt wurden. Dann war der Senat gesprächsbereit und hat einer Reduzierung der Bebauung zugestimmt.“
Intakte Ökosysteme für gutes Stadtklima
Die Mitglieder im Verein hätten die gleichen Erfahrungen gemacht wie andere Initiativen an vergleichbaren Standorten. Für Gabriele Hofmeier war das der Grund, weshalb man sich an der Gründung des „Hamburger Landschafts- und Klimaschutzverbandes“ beteiligt habe und darüber hinaus mit vielen Initiativen gut vernetzt sei. „Unsere Vorschläge, bereits schon versiegelte Flächen, wie zum Beispiel brach liegende Gewerbegebiete und leerstehende Gebäude auf ihre Eignung zu prüfen, wurden vom Senat nicht angenommen. Einmal bebaute Grünflächen werden aber nie wieder der Natur zurückgegeben und für die Existenz und Erhaltung der benachbarten Moore, die viel CO2 binden, ist die intakte Umgebung der Feldmark unverzichtbar.“
Jede Verdichtung oder Flächenversiegelung würde den Naturschutzgebieten ihre Grundlage entziehen, weshalb die etwa 300 rührigen Vereinsmitglieder versuchen, die Menschen durch Aktionen für den Erhalt der Feldmark zu sensibilisieren. Hauke Bartel: „Wir legen Wildwiesen für die Insekten an, organisieren informative Rundgänge durch die Feldmark, haben zwei Storchennester aufgestellt, sammeln regelmäßig dort Müll und stellen Bänke zum Verweilen auf. Kurz: Wir wollen die Feldmark für die kommenden Generationen erhalten. Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen!“
Verein zur Erhaltung der Hummelsbütteler Feldmark e.V.
Hummelsbütteler Weg 29, 22339 Hamburg, Telefon: 0152 55 916 458, E-Mail: info@feldmark.info, Internetseite: www.feldmark.info
Last modified: 25. Januar 2023