Walddörfer Gymnasium beendet Schulprojekt nach Proteststurm – junger Ochse wird nicht geschlachtet
VOLKSDORF Tierschützer und Veganer in ganz Deutschland atmen auf: Ochse Goofy, der seit anderthalb Jahren im Museumsdorf Volksdorf lebt, wird nicht geschlachtet. Dies hat das Walddörfer Gymnasium am Freitagabend mitgeteilt und damit auf einen bundesweiten Proteststurm in den Sozialen Medien reagiert. Viele bedauern das jähe Ende des Schulprojektes, das vor anderthalb Jahren mit Goofys Geburt im Zillertal seinen Anfang genommen hat. Es sei wichtig und richtig Kindern und Jugendlichen zu verdeutlichen, dass Fleisch ein Gesicht und einen Namen hat, sagen sie. In diesem Fall: Goofy.
Doch mit der Rettung ist die Auseinandersetzung noch nicht vorbei. Dass Goofy im Museumsdorf nun Zugochse werden soll, erzürnt die Tierschützer erneut. Sie kündigen ab dem 11. Dezember Proteste unter dem Motto „Fridays for Goofy“ sowie zusätzliche Guerilla-Kampagnen an: „Überraschende, unkonventionelle und eindrucksvolle Protestformen, die Volksdorf in den nächsten Wochen und Monaten ganz sicher nicht zur Ruhe kommen lassen werden“, lässt der Erdlingshof aus dem süddeutschen Kollnburg, verlauten. Man werde erst ruhen, wenn Goofy auf einem Gnadenhof leben dürfe, sagt Kathrin Hampf. Ein entsprechendes Angebot, Goofy freizukaufen, liege bereits vor. Die Tierschützerin aus Darmstadt hatte in dieser Woche eine Petition im Internet gestartet, um Goofys Leben zu retten. Binnen weniger Tage hatte sie mehr als 10.000 Unterschriften zusammen.
Mit diesem massiven Gegenwind sind auch die nun heutigen Zehntklässler konfrontiert, die die Kälbchengeburt durch Zufall bei einer Klassenreise vor anderthalb Jahren miterlebten. Als ihnen damals klar wurde, dass Goofy als junger Stier nur ein kurzes Leben haben würde, starteten sie eine beispiellose Rettungsaktion. Im Museumsdorf Volksdorf fand das Tier ein Zuhause auf Zeit – denn von Anfang an war klar: Das Museumsdorf ist kein Streichelzoo, auch hier wird Goofys Leben enden. Diese Entscheidung wurde von einem Jungbauern ebenso getragen, wie von den Lehrern und Schülern selbst.
Ein Artikel im Heimat-Echo über das Schulprojekt brachte nun die Lawine in den Sozialen Medien ins Rollen und rief Tierschützer aus ganz Deutschland auf den Plan. Auch um die Schüler zu schützen, gewährte die Schule Goofy nun ein Gnadenbrot. „Der öffentliche Druck durch Kampagnen und eine Überflutung durch Mails wurde so groß, dass die Schule und das Museumsdorf Volksdorf den pädagogischen Schutzraum für die betroffenen Schülerinnen und Schüler nicht mehr gewährleisten können. Massive Verurteilungen und Anfeindungen lassen keinen Raum mehr für eine fruchtbare und kontroverse Auseinandersetzung innerhalb des Projekts. Das Projekt wird daher vorzeitig beendet, auch unter dem Protest des Museumsdorfes Volksdorf, das das Projekt wie vereinbart gerne zu Ende führen wollte“, sagt Schulleiter Jürgen Solf und gibt darüber hinaus zu bedenken: „Im Kontakt mit dem Tier haben sich die Schüler praktisch und theoretisch mit Fragen der Ernährung, Landwirtschaft, des Fleischkonsums und der Tierethik beschäftigt. Bei einem bundesweiten Wettbewerb des Landwirtschaftsministeriums erlangten sie im Sommer einen 2. Platz.“
Auch nach dem Abbruch bleibe das Projekt eine herausfordernde Bildungsaufgabe, bei der nicht nur die Diskussion um Tierhaltung und Fleischkonsum, sondern auch die Erfahrung mit Medien und sozialen Netzwerken für kritische Erkenntnisse sorgen werden, so Schulleiter Solf.
Mehr zum Thema in der nächsten Ausgabe des Heimat-Echo am 2. Dezember.
Von Susanne Holz und Marius Leweke
Last modified: 16. Dezember 2020