Optimismus dank finanzieller Hilfen der Stadt und solidarischer Kunden
POPPENBÜTTEL Ob Beweglichkeits-, Ausdauer- oder Krafttraining, dieser Personaltrainer kann alles. Stephan Lekkas (37) ist schon seit knapp 15 Jahren in seinem Beruf tätig. Er hat mit uns über seine Erfahrungen und die Umstände, unter denen er und andere Personaltrainer in diesen schweren Zeiten arbeiten, gesprochen.
Von Jonas Conrad
Stephan Lekkas erhielt 2006 seine Lizenz zum Fitness- und Personaltrainer. Er machte sich schnell selbstständig und begann Einzelstunden zu geben.
„Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen, und die körperliche Zufriedenheit stand bei mir schon immer an erster Stelle“, entschied der 37-Jährige früh für sich. So begeistere ihn sein Job jeden Tag aufs Neue.
Durch die Coronakrise hat sich für alle Personaltrainer viel verändert. Sie müssen auf Videomeetings umdisponieren oder sogar ganz den Betrieb einstellen: „Im ersten Lockdown ist alles zusammengebrochen, wir waren darauf einfach nicht vorbereitet“ , berichtet Lekkas. „Bei mir kam der Betrieb komplett zum Erliegen und so fehlten auch die Einkünfte.“
Hilfspaket für Personaltrainer
Die finanzielle Hilfe der Stadt und der IFB-Hamburg sei jedoch schnell bei allen Beteiligten angekommen, erzählt er. Wie auch in der Gastronomie umfasse das Hilfspaket für einen Personaltrainer bis zu 70 Prozent der normalen Einnahmen. Zusätzlich habe es auch Kunden gegeben, die Lekkas weiter für Stunden bezahlten, obwohl diese gar nicht stattfanden: „Das war ein großes Glück und ich bin sehr dankbar, dass es solche solidarischen Menschen gibt“, sagt er. Trotzdem sei alles schwer gewesen, da er Familie habe und sich einen Lebensstandard aufgebaut habe, den man von jetzt auf gleich nicht mehr finanzieren könne, klagt Lekkas. Allerdings habe er das Glück gehabt, noch Rücklagen zu besitzen, die ihm und seiner Familie halfen. Sollte es jedoch zu erneuten Lockdowns kommen, würden diese auch knapp werden.
Seit dem zweiten November befindet sich Deutschland in einem zweiten Lockdown. Für viele ist das ein weiterer harter Schlag und so auch für Personaltrainer Lekkas: „Das einzig Gute ist, dass wir die Situation schon kennen.“ Die Hilfsgelder hätten die Trainer diesmal aber erst viel später als geplant erreicht. Unter anderem, weil, so vermutet er, im ersten Lockdown viele Gelder beantragt wurden, die den Menschen gar nicht zustanden: „Es war ein einziger Identitätsraub, der da stattfand“, meint er.
Besser vorbereitet als im ersten Lockdown konzentriert sich Lekkas jetzt auf das Schreiben von personalisierten Trainings- und Ernährungsplänen. Das Ganze natürlich angepasst an das eigene Heim: „Die Trainingspläne beziehen sich fast ausschließlich auf Eigengewichtstraining oder Training mit Kleinequipment, welches sich die Klienten nach Absprache mit mir zugelegt haben“, erklärt er.
Außerdem bietet Stephan Lekkas Personaltrainerstunden über Skype an, was aber einfach nicht dasselbe wie im Studio sei: „Normalerweise können die Kunden nicht nur auditiv von mir angeleitet werden, sondern brauchen auch physische Hilfestellung. Über eine Computerkamera kann ich nur schwer beurteilen, ob eine Übung auch richtig ausgeführt wird“, erzählt er. Man würde an diesen Aufgaben aber wachsen und müsse neue Möglichkeiten finden, die Kunden anzuleiten, so der 37-Jährige.
Ein weiterer schwieriger Punkt sei der Konkurrenzkampf unter den Personaltrainern in Hamburg. Seit Jahren würde der Markt hier vor allem durch Instagram-Videos wachsen und die Situation für klassische Personaltrainer kompliziert machen. Die Frage, ob die Menschen durch die fehlenden Personaltrainerstunden weniger fit seien, verneint Lekkas: „Wenn ich hier aus dem Fenster gucke, sehe ich so viele Jogger wie selten. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen sich fit halten wollen und laufen gehen, um auch mal zu Hause herauszukommen.“
Sport steht hoch im Kurs in der Krise
Bevor das Coronavirus unter Kontrolle ist, glaubt Stephan Lekkas nicht daran, dass sich die Personaltrainerbranche erholt: „Die Leute sind sehr vorsichtig. Diese Zeiten sind schwer für alle Trainer da draußen.“ Lekkas betont aber auch, dass er sich nicht so viel beschweren wolle, keiner könne etwas für diese Situation und das größte Glück sei sowieso, dass er dieses Jahr zum zweiten Mal Vater geworden sei. Der Hamburger wünscht sich, dass alle gesund bleiben und keiner in diesen Zeiten damit aufhört, regelmäßig Sport zu treiben.
Last modified: 13. Januar 2021