Mehr Normalität durch Antigen-Tests – das klingt nicht für alle verlockend
HAMBURG Können Antigen-Schnelltests auf das SARS-Cov-2-Virus dazu beitragen, dass in Sportvereinen bald Schritt für Schritt wieder Alltag und Normalität herrscht? Die Sportredaktion hat bei Medizinern, Sportlern und Funktionären nachgefragt und wegweisende Antworten erhalten.
Von Sebastian Conrad
Antigen-Schnelltests sind deutlich kostengünstiger als PCR-Tests. Sie müssen nicht in ein Labor eingesendet werden, sondern liefern das Ergebnis innerhalb von 15 Minuten vor Ort. Laut einer neuen Verordnung können mittlerweile auch Sportvereine Antigen-Schnelltests direkt beziehen. Davor war dies offiziell nur Ärzten und Krankenhäusern möglich. Darüber, ob die Tests von geschulten Laien selbst durchgeführt werden können, gehen die Meinungen auseinander: Fehler beim Abstrich oder der Verarbeitung können das Ergebnis verfälschen.
„Für uns sind Tests bisher kein Thema. Ihre Verfügbarkeit und professionelle Durchführung sind derzeit nicht ausreichend gesichert“, sagt Mathias Grundei, Abteilungsleiter und Manager des Tischtennis-Bundesligateams beim SC Poppenbüttel. „Die Akzeptanz, dass Laien bei unseren Bundesligaspielerinnen regelmäßig Mund-Nasenabstriche für Schnelltests machen, ist derzeit gering“, sagt Grundei mit Blick auf eine mögliche Fortsetzung der Saison. Der 52-Jährige schlägt selbst seit rund 40 Jahren für den SCP in der Landesliga auf und hofft auf einen geregelten Saisonstart ab Ende August.
Eine ähnliche Auffassung vertritt der Vorstand des TSV Duwo 08: „Derzeit gibt es bei uns definitiv keine Ideen oder Konzepte, die dazu führen würden, dass wir den Sportbetrieb mit Hilfe von Schnelltests wieder aufnehmen“, berichtet John Ment, Radiomoderator und 1. Vorsitzender des TSV.
Wer trägt die Kosten?
Praktische Erfahrungen mit regelmäßigen Testungen sammelten jüngst die Fußball-Frauen des Walddörfer SV: So erteilte das Sportamt der Hansestadt Hamburg die Genehmigung für die DFB-Pokalspiele der Frauen gegen Jahn Delmenhorst (2:1) und Bayern München (0:13). Allerdings sollte das Team laut Arzt und WSV-Betreuer Heinrich Färber keine kostenlosen Corona-Tests erhalten, da der Regionalligist in einer Amateur-Liga spielt. „Das wollten wir nicht mitmachen. Der Hamburger Fußball-Verband hat uns hier gegenüber dem DFB bei unserer Argumentation super unterstützt, das Sportamt leider nicht“, sagte Färber. Die Kosten für die Testreihen wurden schließlich vom DFB getragen.
Grundsätzlich steht Färber Massentestungen in Sportvereinen skeptisch gegenüber: „Ihre Sinnhaftigkeit steht und fällt mit einer professionellen Durchführung. In der derzeitigen Pandemie-Lage würde gegenüber den Sportlerinnen und Sportlern eine Sicherheit suggeriert, die es nicht gibt“, erläutert Färber, der sich als Mediziner für eine „No-Covid“-Strategie ausspricht. „Wenn eines Tages weite Teile der Bevölkerung geimpft sind, können Schnelltests in Sportvereinen eine willkommene Ergänzung sein“, so Färber. Bis dahin sollten sie dort eingesetzt werden, wo es nicht anders geht – beispielsweise bei Besuchen von Angehörigen in Altenheimen.
Last modified: 12. Februar 2021